Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2292 - Dreimal ewiges Leben

Titel: 2292 - Dreimal ewiges Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
seines neuen Wirts und schloss sich an.
    Es dauerte eine Weile, bis Kharzani reagierte. Der Symbiont spürte, wie er langsam die Augen aufschlug. Dann griff sein Wirt nach dem Hals, ertastete das matt schimmernde Netz und wollte es herunterreißen, doch der Symbiont hatte seine Pseudopodien schon tief in den Körper getrieben.
    Später würde das nicht mehr nötig sein, aber vorerst - das wusste der frzz'n, weil es Teil seiner solaren Programmierung war - musste er verhindern, dass mentale Abwehr oder mechanische Kräfte ihn wieder von seinem Wirt lösten.
    Der Symbiont spürte, wie Panik in Kharzani aufstieg, wie er aufsprang und an seinem Nacken riss, um den Eindringling schnellstens wieder loszuwerden.
    Was willst du von mir? Lass mich in Ruhe!, schrien seine Gedanken.
    Die Panik des Wirts veranlasste den Symbionten, ein Sekret abzusondern, und das war der Augenblick, in dem Enkrine zu bewusster Selbstwahrnehmung erwachte.
    Er erwachte buchstäblich von einem Moment zum anderen. Enkrine, dachte er. So lautet mein Name. Und Kharzani ist mein Wirt.
    Damit war die Einheit geschlossen, und keine Macht der Welt konnte Enkrine mehr davon abhalten, dieses Sekret weiter zu produzieren, das sein Denkvermögen bewahrte.
    Sein Wirt wusste es noch nicht, aber auch er profitierte von diesem Sekret. In den folgenden Jahrzehnten würde er erkennen, dass sein Zellverfall erheblich reduziert war. Solange er die Symbiose aufrechterhielt, würde er sich äußerster Langlebigkeit erfreuen.
    Aber jetzt war da nur Panik, und es bedurfte langer Minuten einschmeichelnder Worte, bis Kharzani überhaupt bemerkte, dass jemand Verbindung mit ihm aufnehmen wollte.
    Fürchte dich nicht, sagte Enkrine immer wieder. Ich bin dein Freund. Ich will nicht! Lass mich in Ruhe! Fürchte dich nicht...
    Es dauerte eine Weile, bis er Kharzani klar gemacht hatte, dass er diesen Körper nicht mehr verlassen würde. Dass er es auch nicht konnte, weil er dann sterben müsse. Sie waren jetzt eine Einheit, auf Gedeih und Verderb aneinander gekettet.
    Kharzani war außer sich vor Verzweiflung und ließ nichts unversucht, das schillernde Netz von seinem Hals zu lösen, setzte Roboter ein, recherchierte im Genlabor. Alles vergebens. Du nennst es Symbiose. Das ist eine Verbindung zweier artverschiedener Wesen zu gegenseitigem Nutzen - was habe ich davon?, fragte er schließlich. Enkrine erklärte ihm, dass er seine Zellregeneration optimieren würde, was zu einer längeren Lebensdauer führe, aber Kharzani glaubte ihm nicht.
    Enkrine folgte seinem Instinkt. Er nährte sich von Kharzanis Hautausscheidungen, von den Giftstoffen, die dessen Körper abgab. Mindestens zweimal täglich bedeckte er Kharzani ganz oder partiell, und sein Wirt genoss dieses Gefühl. Er schwärmte Enkrine vor, dass es sich für ihn anfühle, als striche ein Büschel Federn über „die umhüllten Körperstellen.
    Aber gelegentlich beschwerte Kharzani sich auch. Etwa, wenn Enkrine selbst nachts an seinem Körper blieb und sich am nächsten Morgen Verfärbungen wie von starken Saugnäpfen fanden. Enkrine sagte ihm nicht, dass er dann die Farbpigmente aus seiner Haut saugte, damit er sich besser an Kharzanis Körperfärbung anpassen konnte.
    Seit Enkrine sein Leben verlängerte, hatte am ganzen Körper die Blässe einer Leiche den einst gesättigt braunen Erdton ersetzt, aber Kharzani gab sich damit zufrieden, dass er sich gewöhnlich kräftig und erholt fühlte, leistungsbereit wie nie zuvor.
    Enkrine wurde zusehends zu Kharzanis Ratgeber, und Kharzani vertraute ihm immer mehr, weil er nicht ein einziges Mal versuchte, ihn hereinzulegen. So ungern es Kharzani auch zugab, Enkrine war ihm in vieler Hinsicht eine große Hilfe.
    Er half ihm, ein Ziel im Leben zu entwickeln.
    Er half ihm, eine politische Laufbahn einzuschlagen.
    Er half ihm im Umgang mit anderen Wesen.
    Er machte ihn zum Schutzherrn und zum Herrscher von Arphonie.
    Nur eines störte Kharzani massiv: Enkrine gefiel sich in der Rolle des Moralisten.
    Entsetzlich!
    Aber er konnte und wollte die Stimme seines Kritikers nicht mehr loswerden, und je älter Kharzani wurde, desto überzeugter war er davon, dass Enkrine ihn tatsächlich langlebiger machte, und desto mehr Angst entwickelte Kharzani vor dem Tod.
    Als ihre Partnerschaft sich eingespielt hatte, wagte Enkrine gelegentlich einen Ausflug. Er merkte deutlich, dass seine Abenteuerlust Kharzani nicht gefiel. Zum Beispiel, wenn er sich von seinem Wirt löste und sich wie ein Netz unter

Weitere Kostenlose Bücher