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2292 - Dreimal ewiges Leben

Titel: 2292 - Dreimal ewiges Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hut. Fast hätte ich ihn vergessen. Dabei brauche ich ihn, damit niemand meine Augen sehen kann. Sie sind milchig und trüb, kein Vergleich mehr zu ihrem früheren Glanz. Sie verraten meinen inneren Zustand.
    So konzentriert wie möglich mache ich mich auf den Weg. Die Route kenne ich, die verschiedenen Abteilungen befinden sich in allen Kybb-Titanen am gleichen Ort.
    Den Korridor hinunter, zweiter Gang rechts, zur nächsten Gabelung und den Schwebelift bis zum dreißigsten Deck. Hier kann ich verschnaufen, in der Schwerelosigkeit.
    Dann geht es durch weitere Korridore, links, rechts, geradeaus, alles unter größten Mühen.
    Schließlich stehe ich vor dem Schott der Technischen Abteilung. Äußerlich reglos verharre ich für eine Weile, aber in mir herrscht wilder Aufruhr. Ich atme in schmerzende Stellen hinein, ermahne mich zur Ruhe.
    Dann öffne ich das Schott, und mein Blick fällt auf den Schwebestuhl. „Ausgezeichnete Arbeit", murmele ich. Mein Körper entspannt sich bei diesem Anblick. Der Stuhl wird mir Erleichterung bringen. Das spüre ich sofort. „Wir haben uns auch sehr bemüht."
    Die zittrige Stimme kenne ich. Es ist der Trake vom Bildschirm. Sein Name ist in Brusthöhe auf seinen Overall geprägt: Kaff Nigessin. „Ich bin zufrieden, Kaff."
    Der Trake hebt die Rechte und wendet sich zu seinen Kollegen um, die sich bei meinem Eintreten schräg hinter ihm versammelt haben. Es sind zwei Traken und ein Giraxx. Sie alle tragen Overalls, die sie als technische Spezialisten ausweisen. „Erklärt mir, wie der Schwebestuhl funktioniert."
    Nigessin sieht nach hinten. Sie sind wohl einverstanden, dass er weiter den Sprecher macht.
    Er bittet mich näher und nimmt mir eine Krücke ab. Vorsichtig setze ich mich hin, überlasse ihm die zweite. Der Stuhl ist weich, energetisch gepolstert. Er schmiegt sich hauteng an meinen Unterleib und die Beine, auch mein Rücken liegt gut an. „Das ist das Kontrollpaneel." Nigessin deutet auf den vorderen Bereich der linken Armlehne, auf der eine Multifunktionstastatur installiert ist. „Damit könnt Ihr, je nach eingetipptem Kurzkode, alle verfügbaren Funktionen abrufen."
    „Und die wären?"
    „Waffen, Ortung, Funk - mit Verlaub, der Stuhl ist ein Wunderwerk."
    „Und das in derart kurzer Zeit!"
    Nigessin grollt zufrieden. „Wir haben die Spezifikationen eines neuartigen Raumanzugs auf den Schwebestuhl übertragen." Als er meinen starren Blick sieht, fährt er fort: „Unsere Abteilung ist gerade damit beschäftigt, eine neue Generation von Kampfanzügen zu entwickeln, die auch im planetenfernen Bereich eingesetzt werden können."
    Volltreffer!, denke ich. Diesmal hat mein Instinkt mich richtig beraten ... „Diese Anzüge sind wie kleine Raumschiffe, wenn auch nur mannsgroß", erläutert Kaff Nigessin weiter, „und der Träger kann sie genauso einsetzen."
    Ich nicke beeindruckt. Das ideale Nahkampfmittel bei der Eroberung von Planeten. Meine Traken sind eben großartige Baumeister und nicht minder geniale Techniker. „Und die Fortbewegung?", frage ich.
    Nigessin deutet auf einen Hebel auf der linken Armlehne. „Mit diesem frei gelagerten, berührungssensitiven Steuerungshebel könnt Ihr den Stuhl in die entsprechende Richtung schweben lassen."
    „Geschwindigkeit?"
    „Die untere Sensorfläche an der linken Tastatur."
    Ich lege den Daumen darauf, und mein Herz springt vor Freude, als der Schwebestuhl sich in Bewegung setzt. Es geschieht ganz langsam, gemäß meinem vorsichtigen Druck. Ich spüre, wie er auf die leichteste Berührung sofort reagiert.
    Ich halte an. „Das habt ihr gut gemacht", lobe ich und blicke zu Nigessin hoch, dann zu den anderen Technikern, die hinter ihm stehen. Ihre Mienen sind seltsam verhärtet. „Wie willst du den Stuhl einsetzen?", fragt ein Trake.
    Irritiert antworte ich: „Ich will mich in ihm bewegen, was sonst?" Dann dämmert mir der Grund für die Frage. Sie fürchten, dass ich seine technischen Möglichkeiten gegen sie wenden könnte. Aber woher kommt dieses Misstrauen? Verbergen sie etwas vor mir? Sie können nicht wissen, wie berechtigt ihr Misstrauen ist.
    Ich drücke den Hebel nach vorn und nähere mich ihnen. Skeptisch frage ich: „Wie sind die Verhältnisse an Bord? Hat sich etwas gravierend geändert?"
    Nigessin reagiert zuerst. „Bisher hattest du das uneingeschränkte Sagen, Erhabener Herr.
    Aber jetzt..." Er stockt, als er meine Miene sieht. „Ein anderer hat deine Position eingenommen."
    Es kostet mich unbändige

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