2293 - Ein Held für alle Fälle
verstehst du denn nicht? Es geht um alles, auch um dich! Ich meine ..."
„DREI!", sagte sie. Das Blinken am Kom erlosch. Sie hatte die Verbindung unterbrochen.
Jack klappte den Mund zu und ließ die Schultern hängen. Für eine Minute stand er da wie ein begossener Pudel.
Das durfte doch alles nicht wahr sein.
Jack Reuter schrie nicht die Wände an. Er blies nicht zum Sturm auf die Bastille. Er betrank sich nicht, schluckte keine Tabletten, sandte kein letztes Stoßgebet gen Himmel.
Jack Reuter ging nur zur Tür, wartete, bis sie offen war, und trat hinaus auf den Korridor.
Dann ging er schweigend davon, ein Schatten nur noch, schlich lautlos seinem fernen Ziel entgegen. Es war alles egal. Sein Leben lag hinter ihm.
Was immer nun auch noch passieren mochte, es bedeutete nichts mehr.
Brad mit seinen Agenten. Wenn er wüsste, was für arme Hunde sie doch allesamt waren.
Jack Reuter hatte sich hetzen müssen, doch erneut war er auf die Minute genau pünktlich zur Stelle. Er hatte keine großen Anstrengungen darauf verwenden müssen, allen Seelenballast hinter sich zu lassen. Es gab schlicht und einfach keinen mehr. In ihm war nichts mehr. Er fühlte sich wie tot. Ausgebrannt. Leer.
Wieder trug er seinen Arbeitsoverall und die Werkzeugtasche mit seinen Reinigungsutensilien darin. Wieder fand er das Terminal verlassen vor, und wieder war es von keiner Seite einsehbar. NATHAN sorgte für alles.
Wenn es noch so etwas wie einen Funken in Jack gab, dann war es die Hoffnung, dass alles bald und schnell vorbei sein würde. Er würde den Kristall in den Datenschacht stecken, die Übertragung an NATHAN starten und dann abwarten, was geschah.
Aber selbst das sollte ihm nicht vergönnt sein.
Jack Reuter holte den wertvollen und gefährlichen Datenträger aus der Tasche der Montur und versuchte, ihn einzulegen. Es klappte nicht. Der Schacht öffnete sich nicht. Jack dachte zuerst, dass er nur klemmte. Dann stieg langsam Wut in ihm auf. Er drosch mit der Faust auf die Verschalung des Terminals, ohne Erfolg.
Als er schon aufstehen und wieder gehen wollte - und zum Teufel mit dem Kristall, mit NATHAN, Perry Rhodan, KRISTALLSTURM II und der ganzen Menschheit! -, erhellte sich ein kleiner Bildschirm und zeigte einen Text, der langsam abrollte. Jack kniff die Augen zusammen und las. Zur Abwechslung beliebte NATHAN mit ihm wieder einmal auf Französisch zu kommunizieren, aber das war ihm mittlerweile so egal wie das Ende der Welt.
NATHAN gab ihm neue Koordinaten, eine neue Adresse, an der er die von Rhodan empfangenen Daten abliefern sollte. Er las eine lange Ziffernfolge ab, die für ihn absolut keinen Sinn ergab, und prägte sie sich ein. Das geschah automatisch, ohne dass er dazu aufgefordert werden musste. Ein anderer als er hätte es nicht gekonnt, denn die Zeichen verschwanden nach nur zwei, drei Sekunden schon wieder vom Schirm, der dann auch leer blieb.
Das war's, dachte Jack Reuter emotionslos. Er zitterte nicht einmal mehr.
Seine Welt war zusammengebrochen. Sie lag in Trümmern. Was sollte ihn da noch aus der Fassung bringen?
Vielleicht dass das Terminal, das er jetzt aufzusuchen hatte, sich mitten in den Hallen der Thora-Werft befand? Genau dort also, wo Mardi Dice arbeitete?
Es war ihm so was von egal. Er stand auf, nahm seine Sachen und machte sich auf den Weg.
Vielleicht hatte Mardi jetzt gar keine Schicht. Das war sogar wahrscheinlich. Wieso hätte sie sich sonst mit ihm zum Essen verabreden wollen?
Oder mit Pjotr Grodanow.
Es spielte keine Rolle mehr. Das Licht war längst ausgegangen.
Jack beeilte sich nicht. NATHAN hatte ihm keinen Zeitpunkt genannt, bis zu dem er den Kristall und die darauf befindlichen Daten abzuliefern hatte.
Er begegnete auf seinem Weg Dutzenden von Menschen, auch solchen, die ihn kannten. Er verzog keine Miene und grüßte zurück, und ihn störte es nicht, dass sie ihm erstaunt nachsahen. Er nahm es überhaupt gar nicht wahr.
Die Thora-Werft. Die bekannten riesigen Hallen. Gesichter, die zu einer grauen Masse verschwammen. Er dachte an Gorda Bellew und Grodanow.
Gorda war tot, von Gon-O-Dienern ermordet. Und der Werftleiter - zur Hölle mit ihm!
Selbst als ihm ein TLD-Gleiter quer über den Weg schwebte, blieb er nicht stehen. Sollten sie stoppen. Sollten sie kommen und ihn verhaften. Sollte, sollte - vielleicht sollte er sie laut anschreien und ihnen die Brust bieten, damit sie schössen.
Nicht einmal dazu konnte er sich mehr aufraffen. Sie hielten nicht an, sondern
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