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2293 - Ein Held für alle Fälle

Titel: 2293 - Ein Held für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gewesen, die schlimmsten in seinem Leben. Jack Reuter hatte wieder kaum ein Auge zugemacht. Er war rastlos durch seine Wohnkabine gewandert, hatte sich Chopin, Bizet oder Moreau angehört, einmal auch Piaf, aber alles klang färb- und trostlos. Er hätte platzen können. Was sich in ihm aufgestaut hatte, musste heraus. Er musste reden, sich irgendwem anvertrauen - aber er durfte nicht!
    Immer trug er den Datenkristall bei sich, und er hatte das Gefühl, er hätte glühende Kohlen in seiner Tasche. Wenn er ihn verlöre, wenn ihm irgendetwas passierte - wenn er jetzt sterben würde, vom Herzschlag getroffen; NATHAN würde die wertvollen Informationen niemals erhalten.
    Und er wäre schuld!
    Und wenn er zu Mardi ginge und ihr das Versprechen abnähme zu schweigen? Er war manchmal nahe daran gewesen, doch dann sah er sie vor sich, in der Gewalt fieser TLD-Agenten, die sie folterten, um sie zum Sprechen zu bringen. Es war furchtbar. Nein, das durfte nicht sein.
    Und Brad? Er war zwar sein Freund, der einzige, aber Brad konnte auch ein Plappermaul sein. Abgesehen davon würde er ihm nicht glauben.
    Nein, er war allein mit seinem Geheimnis, und er würde es bleiben. Er saß auf einer Bombe und konnte nichts tun außer die Stunden zählen, bis er den verdammten Kristall endlich zum Terminal 489 in Sektion TRX-17.59 bringen konnte.
    Neunzehn Uhr, dann war es so weit.
    Als ihm noch ganze zwei Stunden blieben, stand er bereits gestiefelt und gespornt in seiner Kabine. Die Hamster hatte er versorgt. Er hatte auch einen Abschiedsbrief an Mardi Dice geschrieben und abgespeichert. Wenn er bis zum nächsten Tag nicht zurück war, würde sich sein Kom automatisch aktivieren und den Text an sie senden. Sie würde alles erfahren, weil es dann ja längst vorbei war, und wissen, wie unrecht sie ihm getan hatte.
    Er war davon überzeugt, dass er sie beleidigt hatte. Mindestens hundertmal hatte er vor dem Kom gesessen und sie anrufen wollen, aber immer wieder hatte er es sein lassen. Er durfte ja nicht!
    Sie meldete sich nicht. Sie war eingeschnappt. Er hätte alles aufklären können, wenn er nur ...
    Noch eine Stunde, dann war alles vorbei und er - vielleicht wieder frei.
    Oder tot.
    Oder in der Gefangenschaft des TLD, beim Verhör, wo sie ihm den Kopf ausbrannten ...
    Der Kom summte. Jack schrak zusammen und drehte sich langsam um.
    Wer wollte jetzt noch etwas von ihm?
    Er wollte jetzt nicht. Selbst wenn es Mardi wäre, er musste fort. Und noch einmal dasselbe wie vor zwei Tagen, das würde er nicht überleben.
    Und wenn es NATHAN war?
    Wenn es im letzten Moment Probleme gäbe? Vielleicht eine Änderung des Plans?
    Er nahm den Anruf entgegen. Es war Mardi.
    Nein, dachte er verzweifelt.
    Doch es kam genau so, wie er es befürchtet hatte. Die grausame Welt schien kein Einsehen mit ihm zu haben. Alles hatte sich gegen ihn verschworen. Was hatte er getan, um so gestraft zu werden?
    Mardi entschuldigte sich bei ihm. Ja, sie sei beleidigt gewesen und zu stur, um ihn anzurufen. Aber sie habe eingesehen, sagte sie, dass er einen guten Grund gehabt haben müsse, sie so kalt abzuservieren. Und außerdem ginge es Winky besser.
    Um das alles wieder gutzumachen, wollte sie ihn zum Essen einladen. Es sollte noch einmal so schön werden wie vor drei Tagen, als sie sich näher gekommen waren. Genau das waren ihre Worte: näher gekommen!
    Jack sah verzweifelt auf sein Chrono. Er musste gehen. Es konnte, durfte nicht wahr sein, aber er musste ihr schon wieder einen Korb geben, und zwar mit den gleichen fadenscheinigen Begründungen, nämlich gar keinen.
    Keinen, die sie ihm abnehmen würde. „Jack?", klang ihre Stimme aus dem Akustikfeld. „Jack, sag doch was.
    Bist du in Ordnung? Du musst kommen. Ich ... vermisse dich."
    Nein, bitte nicht das ... „Jack? Jack, lebst du noch? Sprichst du nicht mehr mit mir?"
    Er konnte es nicht. Seine Gedanken wirbelten zu einem wüsten Tornado durcheinander. Er setzte zum Sprechen an, brachte ein Krächzen heraus, kam ins Husten und verschluckte sich. „Jack, das ist nicht mehr lustig."
    Fand er auch. Er wollte schreien. „Jack, es reicht. Ich zähle jetzt bis drei. Wenn du dann nicht geantwortet hast, rufe ich Pjotr an und gehe mit ihm aus."
    Pjotr! Pjotr Grodanöw! „Eins ..."
    Das würde sie ihm nicht antun. Nicht das! Nicht mit diesem Affen! „Z..,wwweiiii..."
    Bitte nicht! Mardi, hör doch! Ich kann dir alles erklären, später! Jetzt muss ich... „Ich muss fort!", schrie er. „Es ist ... wichtig,

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