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2294 - Kristallchaos

Titel: 2294 - Kristallchaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ihnen sicher nicht gerecht geworden. Sie waren mehr, ebenso wie die Motoklone. Kybernetische Wesen, fähig zur Selbstheilung, durchzogen von einem Netz aus künstlichen Nervenfasern, so viel wußte Bully aus Andeutungen des ehemaligen Schutzherrn. Bei kybernetischen Einheiten lag es nahe, daß sie auch ein eigenes, künstliches Bewußtsein besaßen.
    Einer der Körper verlor einen Arm. Er löste sich von der Schulter und kullerte ein Stück zur Seite. Der Terraner entdeckte eine gelbgraue Flüssigkeit, die aus dem Torso rann und dampfend im Untergrund versickerte.
    Der Tod hielt Einzug ...
    Bully trommelte mit den Fäusten gegen das durchsichtige Material. „Wir müssen hier raus! Irgendwie!"
    Anfangs hatten sie es sich leichter vorgestellt, hatten auf eine Chance gewartet, sich spätestens nach der Ankunft von TITAN-09 im Solsystem bemerkbar machen zu können.
    Es war ihnen nicht gelungen, Terra vor der Gefahr zu warnen.
    Inzwischen war es zu spät. Sie hatten nur noch eine winzige Chance, dem drohenden Inferno zu entkommen.
    Den Roboter ...
    Aber der Diener des Schutzherrn ließ sich den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht blicken.
    Dafür kam der Durst.
     
    *
     
    Vor seinen Augen tanzten feuerrote Ringe. Doch sie stammten nicht vom Stock-Relais. Sie bildeten die Vorboten der ersten Halluzinationen. Bully versuchte das Phänomen durch stumpfes Starren auf die eigenen Stiefel auszuschalten. Er atmete flach, vermied jede überflüssige Bewegung, die ihn Energie und vor allem Flüssigkeit kostete.
    Die Ringe verschwanden. An ihrer Stelle stellte sich eine Art Tunneleffekt ein. Sein Blickfeld verengte sich immer mehr, bis er alles wie durch eine schmale Röhre sah.
    Gucky und Icho Tolot rückten ans andere Ende seiner Welt, zwei winzige Gestalten, die den Ausweg aus dem Stock-Relais gefunden zu haben schienen.
    Nehmt mich mit! Laßt mich nicht zurück!
    Ein letzter Rest seines Bewußtseins wies ihn auf die optische Täuschung hin. Die Gefährten entfernten sich nicht, wie er befürchtete. Es lag an den Informationen, die sein Gehirn verfälscht erreichten.
    „Tolo ...", ächzte er. In seinen Ohren klang es wie der Knall eines Sektkorkens.
    Die Vorstellung löste schubartig einen starken Durstreflex aus, der ihm fast das Bewußtsein raubte. In einer Art Schockreaktion schlug er die Hände vor das Gesicht. Als er sie nach einer Weile herunternahm, hatte sich sein Blick normalisiert. Zwei schwarze Segel bewegten sich über seinem Kopf hin und her. Sie fächelten ihm Luft zu, die sein heißes Gesicht kühlte.
    Haluterhände, die besten Freunde eines Menschen in einer Situation wie dieser ...
    Tolotos – er war der Einzige in der kleinen Gruppe, der keinen Durst litt. Auch Hungerperioden überstand er ohne Probleme. Dafür stopfte er anschließend halbe Gebirge in seinen Konvertermagen, um den Energieverlust auszugleichen. Doch selbst ihm blieben in einem kahlen Raum wie diesem wenige Möglichkeiten.
    „Kannst du nicht unser Gefängnis aufessen, es wenigstens annagen?", wollte Bully fragen. Seine Stimme versagte endgültig.
    Ein Stechen in seinem Hals belehrte ihn, daß es besser sei, den Mund zu halten.
    Gucky? Mühsam wandte Bully den Kopf zur Seite. Der Ilt war zu Boden gesunken, lag auf dem Rücken. Auch über seinem Gesicht bewegten sich zwei schwarze Hände wie Segel hin und her. Bully begriff endgültig, wie schlimm es um sie stand. Wenn der Roboter nicht bald kam und ihnen wenigstens Wasser brachte ...
    Mehr als Luft fächeln konnte Tolotos nicht für sie tun.
    Bully stierte zu Gucky hinüber. Bewegte sich der Brustkorb des Kleinen noch? Vermutlich, sonst hätte sich der Haluter anders verhalten. Die Augenlider des Ilts sanken nach unten, er schlief ein oder verlor das Bewußtsein.
    Der Terraner versuchte einen Arm zu heben. Eines der Segel über seinem Kopf verschwand. Der Haluter stützte seinen Arm.
    Eines der rot flammenden Augen tauchte über Bully auf.
    Canopus oder Beteigeuze ... Antares vielleicht ... Wo bin ich?
    Sein Magen rebellierte, saure Flüssigkeit stieg in der Speiseröhre empor. Er schnappte nach Luft. „Ruf den Roboter!" Irgendwie gelang es ihm, ein paar Worte verständlich zu artikulieren. „So laut, wie es ..."
    Das ist niemals meine eigene Stimme!
    Er spürte, wie sein Arm auf und ab schwenkte – ein Zeichen der Zustimmung?
    Plötzlich brandete Lärm auf, bei dem selbst dieses verdammte Psi-Gefängnis unweigerlich platzen mußte. Bully spürte ein fürchterliches Knacken in seinen

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