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23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV

Titel: 23 - Im Reiche des silbernen Löwen IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gebieter dieses neuen Stammes sein, den dann an Macht und Einfluß ganz gewiß kein anderer erreichen dürfte. Was sagst du zu diesem meinem Anerbieten, Effendi?“
    „Daß ich mich keinen Augenblick bedenke, es anzunehmen“, antwortete ich.
    Ein gar so rasches Zugreifen hatte er denn doch wohl nicht erwartet. Er sah mich fragend an.
    „Ich bin bereit, auf deinen Vorschlag einzugehen, und zwar sofort“, wiederholte ich.
    „Wirklich, wirklich?“ fragte er.
    „Ja.“
    Er schien mir nicht so recht trauen zu wollen; aber der ‚Schreiber‘ raunte ihm einen Befehl zu, und so sagte er:
    „So ist der Zweck meines Besuches hier erfüllt! Aber wird der Ustad bestätigen, was du tust?“
    „Ohne Zweifel.“
    „Und sich an die Spitze des vereinten Stammes stellen?“
    „Gewiß. Ich gebe dir mein Wort. Das gilt, als hätten er und ich geschworen.“
    „So erhebe dich, und gib mir in seinem Namen deine Hand!“
    Er stand auf, ich auch. Wir traten aufeinander zu und schüttelten uns die Hände. Er schien zu erwarten, daß ich mich nun in Versicherung unserer Dankbarkeit ergehen werde. Als ich das nicht tat, sagte er, indem sich nun auch seine Begleiter erhoben:
    „Ein solches Abkommen muß mit Salz und Brot bekräftigt werden. Bis jetzt haben wir noch nichts genossen. Willst du uns als deine Gäste betrachten, Effendi?“
    „Wenn du es wünschest, unverweilt. Ich weiß, was Salz und Brot bedeuten. Wer dann zurücktritt, ist ein Schurke. Überlege also wohl, ob ich dies beides kommen lassen soll!“
    „Schicke nur! Ich weiß genau, was ich tue!“
    „So nehmen wir jetzt Salz und Brot, und dann erweist ihr mir die Ehre, die Ghada (zweites Frühstück) bei uns einzunehmen!“
    „Gern! Und inzwischen reiten wir einmal hinüber nach eurer Moschee, von welcher aus man eine wunderbare Aussicht haben soll. Ich hörte, daß du krank gewesen seist. Wirst du uns begleiten können?“
    Es wäre ihm allerdings lieber gewesen, eine solche Begleitung nicht zu haben, doch antwortete ich:
    „Bis dort hinüber werde ich es im langsamen Schritt wagen können, weiter aber nicht. Dieser junge Mann wird mir satteln. Es ist Kara Ben Halef, der Sohn des Scheiks der Haddedihn vom Stamm der Schammar.“
    Kara verbeugte sich vor ihm, um dann zu den Pferden zu gehen. Ich rief ihm noch nach, für sich den Ghalib und für den Chodj-y-Dschuna den Barkh zu nehmen. Die Gäste waren mit dem ungeahnt schnellen und skrupellosen Ausgange ihres Anliegens überaus einverstanden. Sie wollten sich das freilich nicht anmerken lassen, doch war es ihnen deutlich anzusehen. Um so ernster war das Gesicht des Peder. Er begriff mich nicht. Darum warf ich ihm unbemerkt die Worte zu:
    „Nur keine Sorge! Es steht alles gut. Sie haben nicht mich, sondern ich habe sie gefangen. Schnell Salz und Brot! Dann reitest du mit.“
    „Auf welchem Pferd? Die Sahm hat mir der Ustad einstweilen entzogen. Und ein gewöhnliches Pferd kann ich als Scheik doch wohl nicht nehmen.“
    „So bleibe hier, und besorge das Essen!“
    Nach kurzem brachte Tifl auf einer Platte ein Häufchen Salz und kleingeschnittenes persisches Brot. Wir traten zusammen. Jeder nahm eines der Stückchen und tauchte es in Salz. Der Mann mit dem großen Turban sprach:
    „Das Brot, welches wir essen, wird zum Leib. Das Wort, welches man uns gibt, wird zur Seele. Es ist nie wieder von ums zu trennen!“
    Hierauf aßen wir jeder seinen Bissen und drückten uns abermals gegenseitig die Hände. Das Übereinkommen war abgeschlossen und besiegelt. Bald hierauf brachten Kara und der Chodj die Pferde. Wir stiegen auf und ritten den Berg hinab. Ich bemerkte, daß ich heut kräftiger war als bei dem ersten Ritt, doch gab ich mir nicht die geringste Mühe, als guter Reiter zu erscheinen.
    Die Herren glaubten, erreicht zu haben, was sie hatten erreichen wollen. Darum hielten sie es nicht für nötig ihre Rücksicht auf mich so weit zu treiben, daß sie im Trauertempo mit mir ritten. Sie wollten vielmehr zeigen, was für Pferde sie besaßen, und jagten durch den Duar und dann die jenseitige Höhe hinauf. Mir war das eben recht. Ich winkte Kara und den Chodj, ihnen nachzueilen und trottelte allein und langsam hinterher. Ich hatte wohl kaum die Hälfte des Weges zurückgelegt, als ich den Hufschlag eines galoppierenden Pferdes hinter mir hörte. Mich umschauend, sah ich, daß es Tifl war. Er ritt die ungesattelte Sahm und jagte an mir vorüber, ohne anzuhalten und zu fragen, ob es ihm erlaubt sei, mit bei den Gästen

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