23 Lügen, die sie uns über den Kapitalismus erzählen (German Edition)
Kinder, die es nicht einmal auf eine weiterführende Schule geschafft haben. Natürlich könnte man nun argumentieren, dass diese Millionen armer peruanischer Kinder alles faule Tagediebe seien, weil Herr Toledo schließlich bewiesen habe, dass man nach Stanford gehen kann, wenn man sich nur genügend anstrengt. Meiner Ansicht nach ist aber viel einleuchtender, dass Herr Toledo eine Ausnahme darstellt. Ohne eine gewisse Ergebnisgleichheit (beim Elterneinkommen) können arme Leute die Chancengleichheit nicht voll nutzen.
Ein internationaler Vergleich der sozialen Mobilität stützt diese These. Einer sorgfältigen Studie skandinavischer und britischer Wissenschaftler zufolge herrscht in den skandinavischen Ländern eine höhere soziale Mobilität als in Großbritannien, welche wiederum höher ist als in den Vereinigten Staaten. 2 Es ist kein Zufall, dass der stärkere Wohlfahrtsstaat die höhere soziale Mobilität auf weist. Gerade im Fall der USA ist die insgesamt niedere soziale Mobilität großenteils der geringen Mobilität in den unteren Gesellschaftsschichten geschuldet. Diese Tatsache legt die Vermutung nahe, dass das Fehlen eines Grundeinkommens die armen Kinder daran hindert, die bestehende Chancengleichheit für sich zu nutzen.
Exzessive Ergebnisgleichheit ist schädlich, wenn man auch darüber streiten mag, was »exzessiv« in diesem Zusammenhang bedeutet. Trotzdem ist es mit einer Chancengleichheit auf dem Papier noch nicht getan. Solange wir nicht ein Umfeld schaffen, das durch ein garantiertes Mindesteinkommen, Bildung und Gesundheitsvorsorge bestimmte Mindestvoraussetzungen für alle bietet, können wir nicht von fairem Wettbewerb sprechen. Wenn manche Menschen einen Hundertmeterlauf mit Sandsäcken an den Füßen bestreiten müssen, wird das Rennen nicht dadurch fair, dass niemandem ein Vorsprung gewährt wird. Chancengleichheit ist für eine wirklich gerechte und effiziente Gesellschaft unbedingt notwendig, aber noch lange nicht ausreichend.
Einundzwanzig: Ein starker Staat macht die Menschen flexibler bei Veränderungen.
Was sie uns erzählen
Ein starker Staat ist schlecht für die Wirtschaft. Der Wohlfahrtsstaat ist aus dem Wunsch der Armen heraus entstanden, sich auf Kosten der Reichen das Leben zu erleichtern. Diese sollen für die ständigen Anpassungen, die der Markt erfordert, bezahlen. Wenn die Reichen besteuert werden, um die Arbeitslosenversicherung, das Gesundheitswesen und andere Instrumente des Wohlfahrtsstaats zu finanzieren, macht das nicht nur die Armen faul und raubt den reichen die Motivation zum Geldverdienen, es hemmt auch die Dynamik der Volkswirtschaft. Unter dem Schutz des Wohlfahrtsstaats glauben die Menschen, sich den neuen Marktrealitäten nicht anpassen zu müssen. Dadurch werden die Veränderungen in ihren Berufen und Arbeitsabläufen verzögert, die für dynamische volkswirtschaftliche Anpassungen aber unerlässlich sind. Wir müssen hier gar nicht die Versäumnisse der kommunistischen Planwirtschaften ins Feld führen, sondern nur einen Blick auf Europa mit seinem aufgeblasenen Sozialsystem werfen, dem es im Vergleich zur Vitalität der USA arg an Dynamik mangelt.
Was sie uns verschweigen
Ein gut strukturierter Wohlfahrtsstaat kann durchaus bewirken, dass die Menschen bereit sind, in ihren Jobs Risiken einzugehen und sich auch Veränderungen zu öffnen. Dies ist nur ein Grund, warum der Ruf nach Protektionismus in den USA lauter ist als in Europa. Die Europäer wissen, dass sie (dank der Arbeitslosenversicherung) ihren Lebensstandard aufrechterhalten und sich (mit staatlicher Unterstützung) umschulen lassen können, sollte ihr Unternehmen aufgrund einer zu starken ausländischen Konkurrenz geschlossen werden. Die Amerikaner hingegen wissen, dass ihr Lebensstandard beträchtlich sinkt, wenn sie ihren Arbeitsplatz verlieren, und dies sogar das Ende ihres Arbeitslebens bedeuten kann. Deshalb konnten diejenigen europäischen Staaten mit dem stärksten sozialen Netz – etwa Schweden, Norwegen und Finnland – sogar während des amerikanischen Wirtschaftsaufschwungs der Neunzigerjahre schneller als die USA oder zumindest gleich schnell wie diese wachsen.
Der älteste Beruf der Welt?
Vertreter verschiedener Berufsgruppen in einem christlichen Land diskutierten, welcher Beruf wohl der älteste sei.
Der Arzt sagte: »Was war das Erste, das Gott mit den Menschen tat? Er führte eine Operation durch – er machte Eva aus Adams Rippe. Der Beruf des Mediziners ist der
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