23 Uhr, York Avenue

Unterhaltungsbetriebe, Maklerfirmen, Müllabfuhrunternehmungen, Banken, Leinen- und Weißzeugfabriken, Restaurants, Münzwäschereien, Versicherungsgesellschaften und Werbeagenturen investierte. 1968 {Dominick Angelo starb am 19. Februar 1969} war Dominick Angelo 94 Jahre alt; 56 Kilogramm schwer; 168 Zentimeter groß; fast völlig kahl; durch Zuckerkrankheit, Arthritis und die Nachwirkungen zweier schwerer Okklusionen der Herzkranzgefäße so gut wie ständig ans Bett gefesselt. Er hatte sehr dunkle Augen; außergewöhnlich lange, schmale Hände; und schließlich die Gewohnheit, häufig mit einem Finger über seine Oberlippe zu streichen (er hatte bis 1946 einen langen Schnurrbart getragen). Sein Wohnhaus in Deal, New Jersey, groß und komfortabel, befand sich in der Mitte eines weitläufigen Grundstücks, ohne protzig zu wirken. Das Anwesen war von einer vier Meter hohen Backsteinmauer umgeben, in deren gemörtelte Kuppe Glasscherben eingelassen waren. Das Personal dürfte vergleichsweise zahlreich gewesen sein: eine Haushälterin, zwei oder drei Gärtner, ein Kammerdiener, ein Butler, ein männlicher Krankenpfleger, eine Krankenschwester, drei Dienstmädchen und zwei Chauffeure. Am 16. Mai 1966 ereignete sich vor dem versperrten Tor des Angelo-Grundstückes eine Explosion. Polizeibeamte, die den Vorfall untersuchten, berichteten, die Explosion sei durch einige Dynamitstäbe hervorgerufen worden, die mit einem primitiven Zeitzünder gekoppelt waren - einer billigen Weckeruhr. Niemand wurde verletzt, und keine Festnahmen wurden vorgenommen. Die Erhebungen sind noch in Gang. Zwei unbestätigte Berichte über Dominick Angelo sind am Rande von Interesse: Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1952 ging er homosexuelle Bindungen ein, wobei er die Gesellschaft sehr junger Knaben bevorzugte; überdies war er der Erfinder des zweistöckigen Sarges - wenngleich dieses »Verdienst« mittlerweile auch anderen zugesprochen wurde. Der zweistöckige Sarg ist eine Vorrichtung, mit deren Hilfe man sich der Opfer blutiger Bandenfehden zu entledigen pflegt. Die Särge werden etwas tiefer gezimmert als üblich, und das Opfer wird in einem Fach unter dem rechtmäßigen Leichnam beerdigt. Dieses System bedarf freilich der engen Zusammenarbeit mit Leichenbestattungsanstalten; doch auch an Unternehmungen dieser Art ist die Familie namhaft beteiligt.
    Der folgenden Niederschrift liegt ein Tonband zugrunde, das von Agenten eines Sonderausschusses des Bundesstaats New Jersey zur Untersuchung organisierten Verbrechens aufgenommen wurde. Die Niederschrift trägt den Code NJSLC-DA-Nr. 206-1 C und das Datum vom 10. Juli 1968. Die Aufnahme, die in Dominick Angelos Wohnhaus in der Flint Road 67825 in Deal, New Jersey, mitgeschnitten wurde, beginnt um ungefähr 23.45 Uhr. Das Abhörgerät war ein Socklet- Mikrophonsender, Modell K.
    Wie aus dem unmittelbaren Zusammenhang hervorgeht, handelt es sich bei den Gesprächspartnern um Dominick »Papa« Angelo und Patrick »Little Pat« Angelo. Die Laufzeit des Bandes, nach welchem diese Niederschrift angefertigt wurde, beträgt annähernd drei Stunden; jene Teile, die bereits vorgelegtes Material enthalten, wurden fortgelassen. Überdies haben Behörden der Exekutive von New Jersey, New York und Las Vegas, Nevada, darum gebeten, gewisse Ausschnitte zurückzuhalten, da sie mögliche Strafverfolgungen berühren, die zur Zeit Gegenstand von Nachforschungen sind. Alle Weglassungen dieser Art wurden als Pausen notiert.
    [Pause von zweiunddreißig Minuten. Während dieser Zeit erkundigte Patrick Angelo sich nach dem gesundheitlichen Zustand seines Großvaters und erhielt die Mitteilung, dieser sei »so gut, wie man sich's erwarten darf«. Sodann berichtete Patrick Angelo über das Treffen mit John Anderson und Anthony D'Medico.]
    Patrick: Nun, Papa, was denkst du?
    Papa: Was denkst du?
    Patrick: Ich sage nein. Zu viele Leute im Spiel. Und zu vielschichtig, wenn man den möglichen Profit in Betracht zieht.
    Papa: Aber ich seh' deine Augen leuchten. Ich seh', daß es dich interessiert. Du sagst zu dir, das ist Bewegung, das ist Kampf! Du bist erregt. Du sagst zu dir, ich werd' langsam alt und fett. Ich brauch' Kampf. Dies Ding hier ist was wie damals in Korea. Ich werd's planen wie einen militärischen Sturmangriff. Zu mir sagst du nein - aber tief in dir drin wünschst du dir dies Ding.
    Patrick [lachend]: Papa, du bist wunderbar! Du hast es haargenau richtig erfaßt. Mein Verstand sagt mir, das ist nichts. Aber