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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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welche Gefahr er für uns darstellt. Auf Grund dieser Fakten sagen wir, daß er umgelegt werden muß. Aber wir müssen auch die Konsequenzen seines Todes erwägen. Hat er Verwandte, die erbittert sein werden? Werden die Blauen aus dem Häuschen geraten? Was werden die Zeitungen schmieren? Gibt's da einen jungen, gefinkelten, ehrgeizigen Politiker, der sich den Tod dieses Mannes unter den Nagel reißen und auf diese Art gewählt werden wird? Verstehst du? Es ist nicht damit getan, die unmittelbaren Fakten zu erwägen. Du mußt dich auch geistig ein gutes Stück vorversetzen und die Zukunft in Betracht ziehen. Wird es uns auf lange Sicht nützen oder schaden?
    Patrick: Jetzt verstehe ich, Papa. Aber was hat das mit Andersons Unternehmen zu tun?
    Papa: Denk mal an Buffalo zurück, wo wir vor vier Jahren …
    [Pause von vier Minuten neun Sekunden.]
    Papa: Was also hat uns das gelehrt? Den überlegenen Vorteil der Angst. Als erstes schaffen wir eine Atmosphäre der Angst, die wir nachher ständig aufrechterhalten. Warum wohl, glaubst du, waren wir in unseren rechtmäßigen, sauberen Geschäften so erfolgreich? In Realitäten und Müllabfuhr und Banken und Leinenfabriken und Wäschevermietung? Weil unsere Tarife niedriger sind? Ah, du weißt, daß unsere Tarife höher sind. Höher! Aber sie haben Angst vor uns. Und dank ihrer Angst machen wir gute Geschäfte. Die stählerne Faust im Samthandschuh. Aber wenn dies so bleiben soll, wenn unsere rechtmäßigen Unternehmungen auch weiterhin blühen sollen, müssen wir unseren Ruf wahren. Wir müssen die Geschäftswelt wissen lassen, wer wir sind und wozu wir imstande sind. Nicht allzu häufig zwar, aber hin und wieder müssen wir für Vorfälle sorgen, von denen wir wissen, daß sie ihre Wirkung auf die Knaben nicht verfehlen werden, müssen wir der Öffentlichkeit in Erinnerung rufen, daß unter diesem weichen Samthandschuh harter, blitzender Stahl sitzt. Nur dann werden sie uns fürchten, und nur dann werden unsere rechtmäßigen Unternehmungen auch weiterhin wachsen.
    Patrick: Und du willst mit Andersons Ding ein Exempel statuieren? Du hast das Gefühl, es wird als böser Fehlschlag enden, aber du willst, daß die Zeitungen es als unseren Feldzug hochspielen? Du willst, daß Menschen verletzt und Menschen getötet werden? Du willst, daß Geschäftsleute, die in den Zeitungen davon lesen, zu schlottern anfangen und uns dann anrufen und sagen, ja, sie wollen noch eine Million Meter von unseren Kunstseiden nehmen oder unsere Transportfirmen verwenden oder bei unseren Versicherungen paar neue Policen kaufen?
    Papa: Ja. Genau das will ich.
    Patrick: War das auch der Grund, weshalb du vor zwei Jahren zu diesem Ding von Al Petty ja gesagt hast, als…
    [Pause von siebenundvierzig Sekunden.]
    Papa: Selbstverständlich. Ich wußte ja, daß er's nie und nimmer schaffen würde. Aber es machte Schlagzeilen im ganzen Land, und die Männer, die verhaftet wurden, standen mit uns in Verbindung. Drei Menschen, darunter ein Kind, wurden bei diesem Ding getötet, und unsere Einnahmen aus den abgelieferten Beiträgen rauschten während der folgenden sechs Monate um fünf Komma zwei Prozent in die Höhe. Angst. Laß die anderen - die Engländer und die Amerikaner - getrost mit Überredungskünsten und geschäftlichen Druckmitteln arbeiten. Wir arbeiten mit Angst. Weil wir wissen, daß sie immer funktioniert.
    Patrick: Aber Anderson ist nicht…
    Papa: Ich weiß, er ist nicht eng mit uns verknüpft. Also müssen wir einen Mann einsetzen, der's ist. Toast hat mich gestern besucht.
    Patrick: Toast? Ich hab' nicht gewußt, daß er in der Stadt war. Warum hat er mich nicht angerufen?
    Papa: Er hat mich gebeten, ihn bei dir zu entschuldigen. Er war nur auf der Durchreise, stieg hier in eine andere Maschine um. Zwischen den Flügen hatte er gerade noch so viel Zeit, sich in ein Auto zu setzen und schnell mal hier rauszufahren. Dann flog er weiter nach Palm Beach.
    Patrick: Wie alt war sie diesmal?
    Papa: So um die fünfzehn. Eine richtige Schönheit.
    Lange blonde Haare. Und blind.
    Patrick: Blind? Das ist gut - für sie.
    Papa: Ja. Aber Toast hat ein Problem. Vielleicht können wir's mit diesem Anderson-Ding für ihn bereinigen.
    Patrick: Was für ein Problem?
    Papa: Toast hat da einen Mann - Vincent Parelli. Kennst du ihn? Man nennt ihn Socks.
    Patrick: Diesen Idioten? Ich hab' von ihm gelesen.
    Papa: Ja. Parelli ist übergeschnappt. Er geht auf Leute los. Er fährt sie mit seinem Wagen über den

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