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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Gefühl.
    Anderson: Was für eins?
    Ingrid: Ich hab' so dieses Gefühl, daß ich durch dich meinem Tod begegnen werde. Einfach nur dadurch, daß ich dich kenne und mit dir spreche, werd' ich vor meiner Zeit sterben.
    Anderson: Macht dir das bange?
    Ingrid: Nein.
    Anderson: Nein. Dir macht nichts bange. Macht's dich traurig?
    Ingrid: Vielleicht.
    Anderson: Möchtest du, daß ich geh'?
    [Pause von zweiundzwanzig Sekunden.]
    Ingrid: Was willst du mir erzählen? Warum ist diese Sache so wichtig, daß du meinen Rat brauchst?
    Anderson: Ich hab' da dieses Ding vor. 's ist'n gutes Ding. Wenn ich's richtig schaffe, bedeutet das 'nen Haufen Geld, 'nen Haufen Geld. Wenn's klappt, kann ich nach Mexiko gehen, nach Südamerika, nach Europa - überallhin. Und für den Rest meiner Jahre leben. Wirklich leben, mein' ich. Ich würd' dich bitten, mit mir zu kommen. Aber daran denk' jetzt nicht. Laß deine Antwort dadurch nicht beeinflussen.
    Ingrid: Nein, Schatzi. Das hab' ich nämlich schon mal gehört.
    Anderson: Ich weiß, ich weiß. Aber für dieses Unternehmen brauch' ich Geld, flüssiges Geld. Um Leute zu bezahlen und alles zu planen. Du verstehst?
    Ingrid: Ja. Du willst Geld von mir?
    Anderson: Nein, ich will kein Geld von dir.
    Ingrid: Dann wollen also die Leute, von denen du das Geld kriegen wirst, die Leute, mit denen du zusammenarbeiten mußt - die wollen also was … nein?
    Anderson: Du bist so gottverdammt klug, daß ich direkt Angst hab'.
    Ingrid: Denk mal dran, wie mein Leben ausgesehen hat. Was wollen sie?
    Anderson: Ich hab' 'ne Mannschaft. Fünf Leute kann ich kriegen. Aber diese Geldleute müssen ihren eigenen Mann mit 'reinsetzen. In Ordnung. Das ist verständlich. Ich bin Freiberufler. Mit Freiberuflern ist das immer so. Man kriegt die Erlaubnis, auf eigene Faust zu arbeiten, aber die Geldleute setzen einem ihren eigenen Mann mit 'rein, um sicherzugehen, nicht beschissen zu werden … um genau zu erfahren, was das Ding einbringt. Du verstehst?
    Ingrid: Freilich. Und?
    Anderson: Sie wollen 'nen Mann aus Detroit 'reinholen. Ich hab' ihn nie gesehen. Ich hab' nie von ihm gehört. Sie sagen mir, er ist'n Profi. Sie sagen mir, er nimmt seine Befehle von mir entgegen. Ich werd' der Boß von diesem Feldzug sein.
    Ingrid: Und?
    Anderson: Sie wollen, daß ich ihm was verpasse. Das ist ihr Preis. Sobald das Ding beendet ist, soll ich diesen Mann versenken. Sie wollen mir nicht sagen warum; es geht mich nichts an. Aber das ist ihr Preis.
    Ingrid: Och …
    [Pause von einer Minute zwölf Sekunden.]
    Ingrid: Die kennen dich. Die kennen dich so gut. Sie wissen, wenn du ja dazu sagst, dann tust du's auch. Nicht aus Furcht davor, was sie gegen dich unternehmen könnten, wenn du's nicht tätest, sondern weil du John Anderson bist, und wenn du sagst, du tust was, dann tust du's auch. Hab ich recht?
    Anderson: Ich weiß nicht, was sie denken.
    Ingrid: Du hast mich um meinen Rat gebeten. Ich versuch' ja auch, dir zu raten. Wenn du ja sagst, dann wirst du diesen Mann töten. Sag mir mal, Schatzi, wenn du nein sagst, hast du dann Schwierigkeiten?
    Anderson: Keine Schwierigkeiten … nein. Sie werden mich nicht umbringen. Nichts von der Sorte. Das bin ich nicht wert. Aber ich könnt' nicht mehr frei arbeiten, auf eigene Faust. Sie würden mir keinen Spielraum mehr lassen, nichts mehr genehmigen. Ich könnt' paar Sachen machen, wenn ich wollte, aber es war' nie wieder so wie früher. Es wär' sehr schlimm - Pfennigfuchserei. Ich müßt' mich nach Haus scheren. In dieser Stadt könnt' ich nicht mehr arbeiten.
    Ingrid: Nach Haus? Wo ist zu Haus?
    Anderson: Im Süden. Kentucky.
    Ingrid: Und was würdest du dort tun?
    Anderson: Mach deinen Bademantel auf, ja?
    Ingrid: Ja. So …?
    Anderson: Ja. Ich will dich nur ansehen, während ich rede. Herr im Himmel, ich muß reden.
    Ingrid: Ist es so besser?
    Anderson: Ja… besser. Ich weiß nicht, was ich da unten tun würd'. Wieder bißchen schwarzen Alkohol fahren. Vielleicht paar Tankstellen knacken. Ab und zu 'ne Bank, falls ich die richtigen Leute finden könnt'.
    Ingrid: Ist das alles, was dir einfällt?
    Anderson: Ja, gottverdammt noch mal, das ist alles, was mir einfällt. Glaubst du, ich würd' in Kentucky Programmierer werden oder vielleicht Versicherungsvertreter?
    Ingrid: Sei nicht bös' auf mich, Schatzi.
    Anderson: Ich bin nicht bös' auf dich. Ich hab' dir ja gesagt, ich will nur deinen Rat. Ich bin komplett bedient und verratzt.
    Ingrid: Du hast doch schon mal einen Mann

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