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23 Uhr, York Avenue

23 Uhr, York Avenue

Titel: 23 Uhr, York Avenue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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erkannte augenblicklich, daß eine vertikale Umzingelung möglich war. Das heißt, ich konnte meine Sturmtruppen vom Dach des höheren Gebäudes abseilen lassen; mit etwas Glück (eine ungemein wichtige Erwägung bei jeder menschlichen Tätigkeit) würde sich meinen Leuten vielleicht auch die weit günstigere Möglichkeit bieten, durch die Fenster im sechsten oder siebenten Stock des höheren Gebäudes hinauszusteigen und entweder zu den Terrassen des vom Feinde besetzten Hauses hinaufzuklettern oder einfach auf dieselben hinunterzuspringen.
    Durch eine lautstarke Zurschaustellung ihrer Kampfkraft, fand ich, konnten die Polizeimannschaften, nunmehr in den obersten Stockwerken von 1370 befindlich, die Verbrecher sozusagen einschüchtern und in der Folge hinuntertreiben, hinaus auf die Straße. Ich hatte nicht den Wunsch, diese Abteilung meiner Streitkräfte (fünf Mann, schätzte ich, seien eine ausreichende Anzahl) in Kampfhandlungen mit dem Gegner eintreten zu lassen. Die alleinige Aufgabe meiner Leute würde darin bestehen, die Verbrecher zur ebenen Erde hinunterzuscheuchen, ohne auch nur einen einzigen der möglicherweise anwesenden Hausbewohner zu gefährden. Von da an würde der Feind nicht länger den Vorteil genießen, vom höheren Gelände aus operieren zu können. Mittlerweile hatte ich, so mein Vorhaben, mit feinfühliger, wohlberechneter Zeitplanung vier Streifenwagen mit je zwei Mann und zwei Suchscheinwerfer-Fahrzeuge in einem Halbkreis um die Straßenfront von Nummer 1370 in Stellung gebracht; alle Mannschaften standen unter der strikten Weisung, Deckung und Sichtschutz, die ihnen von ihren Fahrzeugen geboten wurden, so ausgiebig wie nur möglich zu nutzen und das Feuer erst dann zu eröffnen, wenn sie selber unter Beschuß genommen wurden. Darüber hinaus beabsichtigte ich, hinter dem Hause 1370 eine Streitmacht von sechs Mann in Stellung gehen zu lassen - und zwar auf dem zementgepflasterten Hof an der Rückwand jenes Gebäudes in der East End Avenue, das Rücken an Rücken an die York Avenue stößt. Diese Truppenstärke, so glaubte ich, werde dazu ausreichen, einen nach hinten gerichteten Fluchtversuch des Feindes zu vereiteln. Die Tatsache, daß einer der Verbrecher, in der Tat begünstigt durch seine außerordentliche Geschicklichkeit und eine Reihe glücklicher Zufälle, vorübergehend entwischen konnte, verneint meiner Ansicht nach die Vorzüge meines Operationsplanes in keiner Weise. In der Zwischenzeit war auch der Bus des taktischen Einsatztrupps vor meinem Gefechtsstand vorgefahren.
    Diese Einheit bestand aus zwanzig Mann und wurde von einem Negerwachtmeister befehligt, der mir seine Abteilung, in der sich zwei weitere Neger befanden, unverzüglich dienstbereit meldete.
    Die nun folgenden Bemerkungen mögen in Anbetracht der ethnischen und rassischen Unruhe, deren Wogen gegenwärtig gerade in der Stadt New York hochschäumen, von manchen als unnötig - wenn nicht sogar als tollkühn - empfunden werden. Dennoch glaube ich, daß meine Beobachtungen und Ansichten (die immerhin auf zweiundzwanzig Jahren im Dienste der NYPD fußen) für andere Offiziere, die sich eines Tages einer vergleichbaren Situation gegenübersehen, von großem Nutzen sein könnten, und nichts soll mich davon abbringen, diese auch anzusprechen … Man sagt, daß alle Menschen gleich sind - und dies mag vor den Augen Gottes und häufig (doch beileibe nicht immer) auch vor dem Gesetz zutreffen. Doch keineswegs sind alle Menschen gleich, was ihre ethnischen und rassischen Ursprünge betrifft, ihre Intelligenz, ihre Körperkraft und ihre sittliche Standhaftigkeit. Insbesondere haben ethnische und rassische Gruppen, welche immer das auch sein mögen - Neger, Iren, Polen, Juden, Italiener usw. -, gewisse angeborene Wesensmerkmale. Manche dieser Wesensmerkmale können für den befehlshabenden Offizier von Vorteil sein, manche von Nachteil. Wenn der befehlshabende Offizier diese Wesensmerkmale indessen unbeachtet läßt - möglicherweise aus einem fehlgeleiteten Glauben an völlige Gleichheit heraus -, macht er sich meiner Ansicht nach einer groben Pflichtvergessenheit schuldig, ist es doch seine alleinige Aufgabe, das jeweils vorliegende Problem zu lösen, und zwar unter Einsatz der besten Ausrüstung und der besten Männer, die ihm zu Gebote stehen, wobei er den Fähigkeiten seiner Leute gebührend Rechnung zu tragen hat.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Negerbeamte besonders wertvoll sind, wenn die Situation ein großes

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