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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Verteidigungssystem der Venus gewarnt?«, fragte Wahram.
    »Ja, Wangs Qube hat das getan und inzwischen auch Wang, aber die KI des Sonnenschilds war nicht der Meinung, dass die übermittelten Daten auf eine Bedrohung hindeuten. Wir vermuten, dass mit ihr etwas nicht stimmt.«
    »Hat die Sonnenschild-KI eine Erklärung abgegeben?«, fragte Wahram. »Ich muss bitte den gesamten Nachrichtenwechsel sehen. Als Text anzeigen.« Und dann las er so angestrengt auf dem Tischbildschirm, dass man hätte meinen können, die hervorstehenden Augen würden ihm endgültig aus dem Kopf glupschen. Swan ließ ihn lesen und führte ihrerseits ein kurzes Gespräch mit Pauline.
    »Pauline, angenommen, wir können die KI des Sonnenschilds nicht zum Handeln bewegen, gibt es irgendetwas, das wir von hier aus unternehmen können?«
    Pauline brauchte ein paar Sekunden, bevor sie antwortete: »Eine entsprechende weitere Masse, die die Steinchen im Augenblick ihres Zusammentreffen erreicht und sie von der Seite trifft, würde die kombinierte Gesamtmasse ablenken, sodass sie den Sonnenschild verfehlt. Nach dem Zusammenprall würden die Sicherheitssysteme des Sonnenschilds voraussichtlich auf Trümer, die in seine Richtung fliegen, reagieren. Die Gegenmasse müsste etwa das gleiche Bewegungsmoment haben wie die Zusammenballung von Steinchen, um die Gesamtmasse erfolgreich aus der Bahn zu werfen.«
    »Wie groß ist die Zusammenballung?«
    »Es sieht danach aus, dass sie eine Masse erreichen wird, die etwa der von zehn Schiffen dieser Größe entspricht.«
    »Dieses Schiffs? Also … wenn dieses Schiff sich zehnmal so schnell wie die Steinchen bewegen würde?«
    »Das würde ein äquivalentes Bewegungsmoment erzeugen, ja.«
    »Können wir dieses Schiff rechtzeitig dorthin bringen, und ist es schnell genug?«
    Wahram hörte inzwischen Swan und Pauline zu, anstatt weiterzulesen.
    »Ja«, sagte Pauline. »Aber nur, wenn dieses Schiff maximal beschleunigt, und zwar so bald wie möglich.«
    Swan sah Wahram an. »Wir müssen der Besatzung davon erzählen. Und allen anderen auch.«
    »Das ist wahr«, antwortete er, nahm seine Serviette und tupfte sich den Mund ab. Dann stand er auf. »Gehen wir auf die Brücke.«
    Als sie dort ankamen, hatten sich die Schiffsoffiziere bereits vor dem größten Bildschirm der KI versammelt und studierten eine Grafik der Steinchengeschosse, die sehr an diejenige erinnerte, die Wahram und Swan zu Gesicht bekommen hatten.
    »Ah, gut«, sagte Wahram, als er das sah. Er war ein wenig außer Atem vom Korridore entlang- und Treppen hochrennen. »Ihr seht, vor was für einem Problem wir stehen.«
    Der Schiffskapitän warf ihm einen Blick zu und sagte: »Ich bin froh, dass Sie hier sind. Das ist allerdings ein großes Problem!«
    Wahram sagte: »Swans Qube meint, dass wir mit unserem Schiff hier den Angriff abwehren können, indem wir es an der Stelle, an der die Steinchen aufeinandertreffen, mit ihnen zusammenstoßen lassen.«
    Kapitän und Besatzung waren offenbar schockiert von dieser Idee, und Wahram gab ihnen kaum Zeit, sich mit ihr anzufreunden. »Falls wir uns dazu entschließen, gibt es genug Rettungsboote für alle an Bord?«
    »Es heißt nicht ›Rettungsboot‹«, erwiderte der Kapitän, »aber ja. Es gibt viele kleine Fähren und Hopper an Bord, und die meisten Passagiere könnten wir darin unterbringen. Und es gibt mehr als genug Raumanzüge, um jeden für sich allein rauszuschicken. Die Vorräte in den Anzügen reichen für zehn Tage, insofern ist man mit ihnen also besser dran als mit den Fähren, die keine derartigen Notfallvorräte enthalten. So oder so würde man alle einsammeln. Aber …« Der Kapitän warf einen Blick in die Runde seiner Besatzungsmitglieder. »Ich hätte gedacht, dass das Verteidigungssystem der Venus sich um so etwas kümmern würde. Sind wir sicher, dass das nicht der Fall ist? Außerdem …« – er deutete auf den Monitor – »… genügt uns dieses Bild als Beweis, um den Kurs zu wechseln, zu beschleunigen und das Schiff aufzugeben?«
    Wahram sagte: »Ich glaube, in dieser Sache müssen wir unseren KIs vertrauen. Sie warnen uns deshalb, weil wir sie darauf programmiert haben, so auf einen derartigen Input zu reagieren.«
    »Aber es hieß doch, dass sie dieses hochauflösende Ortungssystem selbst eingerichtet haben.«
    »Ja, aber es ließe sich wohl sagen, dass wir sie auch darum gebeten haben. Wang hat sie um bessere Schutzvorkehrungen gebeten. Wir haben also bereits beschlossen, ihnen zu

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