232 - Höllisches Paradies
dort hatte einem horngepanzerten Monstervogel Menschenopfer dargebracht.
Falls er sich nicht irrte, gab es auf der Insel irgendwo ein Avtar-Nest, vorzugsweise an einem erhöhten Punkt. Damals war es die Ruine des Eiffelturms gewesen… und hier?
Mit schmalen Augen suchte Matt die Umgebung ab. Von hier aus sah er keine Berge, nicht einmal besonders hohe Bäume. Nur Palmen, wohin er blickte.
Der Avtar musste wie aus dem Nichts erschienen sein und blitzschnell zugegriffen haben. Matt überlief es eiskalt. Aruula hatte nach dem einen Schrei keinen Mucks mehr getan. Hatte der Echsenvogel seine Geliebte getötet?
Er knurrte trotzig. Nein! Solange es noch Hoffnung gab, war es nicht zu spät. Erst einmal musste er sich einen besseren Überblick verschaffen.
Matthew sprang vom Kutter und lief auf die Baumreihe zu.
Ein Tier tauchte zwischen den Palmen auf und trottete auf ihn zu. Es blieb stehen, witterte. Matt hob den Colt, zögerte aber zu schießen. Er musste mit den Patronen haushalten.
Trübe Augen starrten ihn an. Ein borstiger Schädel wackelte auf einem hageren, fast nackten Körper mit vier stämmigen Beinen. Aus dem Maul der Kreatur tropfte Schleim. Zweifellos eine Mutation – aber Matt hatte Mühe zu erraten, was ihr Ursprung war. Ein Schwein?
Das Tier grunzte wie zur Bestätigung und fing an zu grasen. Es zupfte karge Grashalme aus dem Sand, kaute an getrockneten Palmwedeln. Der dornige Schweif schlug hin und her. Offenbar ein Pflanzenfresser.
Mit langsamen Bewegungen schlug sich Matt seitlich in die Büsche. Und begegnete weiteren Kreaturen wie aus einer anderen Welt. Mutationen, wie er sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Vögel mit verwachsenen Gliedmaßen, unfähig, sich in die Luft zu erheben. Sich schlängelnde Mehrbeiner mit Echsenköpfen, schlimmsten Alpträumen entsprungen. Manches dieser Tiere floh vor ihm, andere wieder beobachteten den Menschen neugierig. Keines von ihnen griff an. Die Tier- und Pflanzenwelt schien, wenngleich bizarr, doch im Gleichgewicht zu sein.
Mannshohe Pilze wie aus vorweltlichen Sagen erhoben ihre schimmernden Köpfe, als Matt vorbeihuschte. Zwischen Palmenidylle und klaren, aber stinkenden Wassern taten sich Höhlenöffnungen auf, aus denen pelzige Ratten mit drei Augen ihre Schädel streckten.
Hinter Matt öffnete sich der Sandboden und unzählige Tentakel reckten sich in die Höhe. Matt sprang zur Seite, aber nicht flink genug. Blitzschnell schossen die blau schimmernden Tentakel vor und wickelten sich um seinen linken Fußknöchel.
Einen Herzschlag lang stockte ihm der Atem. Der Griff dieses… Dinges war fest und unerbittlich. Matt verlor das Gleichgewicht und schlug hart zu Boden. Zwei Tentakel schnellten dicht vor sein Gesicht. Ein Paar aufgesetzte Augen musterten ihn neugierig.
Matt versuchte sich an einem Busch festzuhalten. Seine Handflächen brannten, als er loslassen musste. Blätter peitschten in sein Gesicht. Farnwedel zerkratzten seine Unterarme. Er wurde über den Rand der Mulde in die Tiefe gezogen. Sand in den Augen, in den Haaren, im Mund. Das Sonnenlicht versank hinter dem Rand der Öffnung.
Erbarmungslos zogen ihn die Tentakel immer tiefer. Matts Finger versuchten vergeblich Halt zu finden.
Dann wurde es dunkel!
Matthew fiel und prallte hart auf. Im Herumrollen wurde er gewahr, dass er sich in einer Höhle befand. Der Griff der Kreatur lockerte sich; sie zog sich zurück. Matt sprang auf die Beine. Mit der Rechten schwenkte er den Colt Python im Kreis, ohne ein Ziel zu finden, mit der Linken rieb er sich den schmerzenden Nacken. Ein Lehmbrocken platschte neben ihm auf den Boden. Matt konnte im letzten Moment vermeiden, darauf zu feuern.
Er atmete die kühle, stinkende Luft tief ein und aus. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Dämmerlicht. Ungefähr fünf Meter über ihm fiel nur wenig Sonnenschein durch das Loch, durch das er gezogen worden war.
Es peitschte und zischte in der Dunkelheit. Ein ekelhaftes Geräusch.
Was hatte der Rückzug der Kreatur zu bedeuten? Hielt sie ihn als Abendessen für ungeeignet? Oder kam das dicke Ende noch? War er sozusagen in der Vorratskammer des Tentakelwesens gelandet?
Allmählich konnte Matt Umrisse und Schatten wahrnehmen. Die Wände schimmerten wie mit Glühwürmchen übersät. Phosphoreszierende Schimmelblumen. Und drüben an der Wand eine Anhäufung von geknackten… Rieseneiern? Matt blinzelte. Und fuhr zusammen.
Das waren keine Rieseneier – es waren Schädel! Menschliche Schädel, aber auch
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