2325 - Der verbotene Krieg
die Suche nach Gerüchen. Überall dort, wo diese Büsche wuchsen, konnte sich jemand mit starkem Eigengeruch besonders gut verstecken.
Die beiden Vorkoster unterhielten sich über neue Kreationen, Menüproben, die das körperliche Wohlbefinden der Soldaten noch mehr steigerten.
Nicht in jedem Punkt waren sie einer Meinung. Aber das gehörte zu einer guten Küche. Die Zahl der Keulen spielte dabei eine untergeordnete Rolle. Die Büsche wurden weniger, dafür rückten die urzeitlichen Farne und Riesenblätterpflanzen näher an den Weg heran.
In der Wildnis dahinter konnte man Verstecke für Tausende von Soldaten einrichten, ohne dass es jemandem auffiel.
Irgendwann nach einer halben Stunde deutete Sayziüt unauffällig ins Gebüsch. Ein schmaler Pfad führte zwischen Ranken entlang auf eine kleine Anhöhe. Sie stiegen hinauf, ließen sich Verth auf die Köpfe scheinen und genossen die Wärme, die der Blaue Riese seinem fünften Planeten spendete. „Dort, die kleine Lichtung", machten die Finger des Kollegen Hüyi begreiflich.
Das Gras wuchs hoch, es zeichneten sich keine Spuren darin ab. Selbst wenn sich da jemand aufgehalten hatte, sorgten Feuchtigkeit und Tau über Nacht dafür, dass jeder Hinweis verschwand. „Gehen wir weiter", sagte er, „die Mittagspause dauert nicht ewig."
Sie wählten eine Abzweigung, umrundeten die Anhöhe und schlugen den Weg zum Tor ein. Sie mussten sich zwischen engem Gesträuch hindurchzwängen.
Diesen Pfad benutzte selten jemand. „Vielleicht sollten wir neue Gemüsekreationen erschaffen", sagte Hüyi und blieb wie angewurzelt stehen.
Sayziüt war weg. Und dabei hatte er ihn gerade noch zwischen den Büschen gesehen. „Sayz..."
Nicht einmal fünf Schritte entfernt lag der Gataser am Boden, halb vom Gesträuch verdeckt. Entschlossen zog Hüyi ihn auf den Pfad. Im Bauch des Gatasers steckte ein langes Messer. Aus der Wunde trat kaum Blut aus, ein deutliches Zeichen, dass die Klinge präpariert war.
Hüyi verstand den Wink, ließ sich aber nichts anmerken. „Was ist mit dir?
Wer hat dir das angetan?"
Es bestand kein Zweifel, Sayziüt war tot. Er konnte den Jülziish nicht mehr identifizieren, den er gesehen hatte.
Hüyi verhielt sich wie jeder harmlose Besucher. Wie von bösen Kreaturen gehetzt rannte er davon. Unten an der Rampe verständigte er an einem öffentlichen Interkom die Polizei. In ihrer Begleitung kehrte er zurück, nutzte das Gewimmel aus Körpern und Robotern und sah sich ein wenig um. Die Schleifspur führte in das Gebüsch. Dahinter fand er ein paar abgenickte Zweige, als habe sich jemand hastig entfernt.
Fußspuren gab es keine.
Es lag in Hüyis Ermessensspielraum, wie er weiter verfahren wollte. Er entschied sich für aktive Aufklärung. Von den Polizisten unbemerkt, ließ er eine Mikrosonde in das Gebüsch fallen. Sie rollte ein Stück in den Schatten, wo sie liegen blieb. „Wir haben ein paar Fragen an dich", meinte einer der Beamten. „Wenn du uns bitte zur Station begleiten würdest..."
Sie verdächtigten ihn also. Ihm war das recht, denn auf diese Weise konnte er den Park verlassen, ohne dass ihm Ähnliches wie Sayziüt widerfuhr. Im Gleiter hüllte er sich in Schweigen, unterschrieb auf der Station die Folie mit seiner Aussage und saß dann draußen im Flur, bis zwei unscheinbare Frauen ihn abholten und im Aufzug nach unten schafften. In einem der Kellerräume der Polizeistation hatte die Neunzehnte Vorsicht ein Sicherheitsbüro untergebracht. „Das wäre beinahe schief gegangen", empfing ihn Tlür-Füit-Kruy, sein Verbindungsoffizier. „Wie man es nimmt." Hüyi berichtete sekundengenau, wie sich der Spaziergang abgespielt hatte. „Er ist da. Der Kerl, den Sayziüt gesehen und der Fotograf geknipst hat, existiert. Jeder, der ihn zu Gesicht bekommt, wird innerhalb kurzer Zeit umgebracht."
„Wegen eines einzelnen Jülziish?
Ziemlich unwahrscheinlich."
„Nicht, wenn es darum geht, die Identität dieser Person zu verheimlichen."
„Der Tlyünosmun, unser Ur-Gott..."
Hüyi drehte den Kopf hin und her.
Seine Halswirbel ächzten bei der ungewohnten Bewegung. „Der Gott, der uns die Kultur und die Raumfahrt brachte, der uns die Geburtenkontrolle auferlegte - nein. Warum sollte er zum Mörder werden oder seinetwegen Morde zulassen? Es muss eine andere Bewandtnis mit diesem Jülziish haben."
Kruy wedelte ratlos mit den Armen. „Noch ist es zu früh für eine abschließende Bewertung", fuhr Hüyi fort. „Wir haben das Gerücht, und wir
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