2333 - Die Universale Schneise
angehen. Und nicht immer verändert ihr die Lage zum Besseren, eurem guten Willen zum Trotz."
„Aus Archiven heraus zu urteilen vereinfacht die Sachlage", hielt Alaska ihm entgegen. „Ich akzeptiere deine Einstellung gegenüber den Hohen Mächten, so, wie auch du als Friedensfahrer gewiss meine Sicht der Dinge akzeptieren wirst."
„Selbstverständlich." Der Artuche wirkte heiter, als habe Alaska soeben eine Prüfung wider Erwarten und zur Freude des Prüfers bestanden. „Entschuldige, dass ich dich unterbrochen habe. Du wolltest eigentlich über die FORSCHER und den Bordcomputer MIRKET erzählen ..."
„Richtig", sagte Xa-Va-Riin Qaar. „Ich habe mein Schiff soeben mittels Mentalsteuerung in den Orbit Ch'anranguns gesteuert und dann weiter beschleunigt. Die FORSCHER erreichte dabei eine Spitzenbeschleunigung von eintausend Kilometern pro Sekundenquadrat. Die Mentalsprache, die dafür notwendig ist, musste ich allerdings in Zusammenarbeit mit MIRKET mühsam erlernen.. Eine Steuerung ist nur von der Zentrale aus möglich. Die anderen Räumlichkeiten verfügen nicht über die notwendigen Rezeptoren."
Xa-Va-Riin Qaar schien angestrengt nachzudenken. Auf einem zusätzlich eingeblendeten Holobild wurde der Flug der FORSCHER, nachgezeichnet. Der Friedensfahrer ließ das Schiff ein paar Flugmanöver absolvieren, die Alaska in dieser Form und in diesem Tempo noch niemals gesehen hatte. Ein Freyt-Immelmann, eine Serie eng gehaltener Rollen über alle drei Achsen, verbunden mit extremen und kaum berechenbaren Torkelmanövern, war nur der Anfang des Kürprogramms, das ihm der Artuche darbot. „Sehr beeindruckend", sagte Alaska schließlich, während- der Friedensfahrer sein Schiff wieder auf eine ruhige Flugbahn brachte. „Aber wie sieht es mit Defensiv- und Offensivbewaffnung aus?"
„Das möchte ich dir erst im Einsatz zeigen", wich Xa-Va-Riin Qaar aus. „Die Mittel der OREON-Kapseln sind jedenfalls beträchtlich. Aber möglicherweise nicht in der Art, wie du es dir vorstellst. Du wirst überrascht sein, denke ich. - Was ist mit dir?"
Alaska zuckte zusammen. Die Energieentladungen unter der schwarzen Plastikmaske hatten zugenommen. „Ich bin nur ein wenig müde."
„Verzeih, wie unhöflich von mir", sagte der Friedensfahrer nach einer langen Pause, in der er aufmerksam das Wetterleuchten im Gesicht des Maskenträgers studierte. „Komm, folge mir."
Xa-Va-Riin Qaar wies ihm den Weg in eine winzige Kabine, die großteils von einer Liege ausgefüllt wurde. Ein Tisch und ein Sessel, an Alaskas körperliche Gegebenheiten angepasst, sowie eine schmale Nasszelle komplettierten die spärliche Ausstattung. „Für heute Nacht sollte es reichen", sagte der Friedensfahrer. „MIRKET ist in der Lage, dir jederzeit passende Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen ..."
„Es ist mehr als ausreichend", unterbrach ihn Alaska. „Danke."
Xa-Va-Riin Qaar verneigte sich vor ihm und verließ grußlos den Raum.
Alaska schälte sich erleichtert aus dem SERUN, den er seit Ewigkeiten am Leib trug, und legte die Maske ab. Wohlig seufzend säuberte er sich von Kopf bis Fuß unter dem fein zerstäubenden Duschwasser. Nackt, wie er war, ließ er sich aufs Bett sinken.
Schlaf fand er keinen, als Träger eines Zellaktivators benötigte er auch nicht so schnell welchen.
Gespenstisch flackerten über die Decke seines Zimmers Lichtmuster, die von seinem Cappin-Fragment erzeugt wurden.
Wohin bin ich jetzt wieder geraten?, fragte sich sein erschöpfter Geist. Es ist, als sei ich zu einem Leben in Einsamkeit verurteilt, seit ich jenen verhängnisvollen Transmitterdurchgang wagte. Und in den letzten Jahrhunderten noch verstärkt - als Gänger des Netzes mit einer winzigen DORIFER-Kapsel, als Gefolgsmann der Koalition Thoregon in einem Virtuellen Schiff und jetzt ...
Habe ich überhaupt eine Wahl? Was ich möchte, entzieht sich mir immer wieder - zuerst Kytoma, jetzt Samburi. Mein Leben. ist wie eine endlose Schleife. Vielleicht hätte ich selbst schon längst sterben sollen.
Ein Artuche müsste man sein..
3.
Interstellar Overdrive
Nach wenigen Stunden fand Alaska zurück in den Zentralraum. Nur allzu rasch gewöhnte er sich an das dominierende Hellgrün hier, dessen fraktale Aufspaltung ihn in den ersten Minuten seines Aufenthalts so sehr irritiert hatte. Massive Blöcke und Bereiche entlang der runden Wandgalerie waren von diesem seltsamen Material überzogen. Vermutlich lagen Aggregate dahinter verborgen, eingekapselt
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