2348 - Quarter Phillips Sehnsucht
standen.
Etwas unglaublich Schönes geschah.
Warum nicht schon vor Jahrzehnten?
Warum nicht überall im Universum?
Quarters bohrende Frage wurde unbedeutend angesichts der Geborgenheit, die ihn umfing. Er wusste, dass er sich beruhigt fallen lassen durfte, dass niemand hier war, den er fürchten musste.
Er fühlte Yorg Alnas und Güryliihitz neben sich, spürte die anderen Menschen, ihre Emotionen und die Hoffnung, dass bald alles besser sein würde. Sie waren eins. Ihre Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte ähnelten sich. Viele, er selbst ebenfalls, hatten ihre Träume immer unterdrückt und den Gegebenheiten untergeordnet. Weil sie als gegeben hingenommen hatten, was geschah, aber nie wirklich versucht hatten, das zu ändern.
Wir haben die Macht dazu!, pochte es unter Quarters Schädeldecke. Wir - oder dieses Licht, das langsam heller wird.
Er konnte den Blick nicht abwenden.
Er wollte es nicht!
Fünfzigtausend mit ihm wollten das ebenfalls nicht.
*
Der Vibrationsalarm schreckte ihn auf. Er war sofort hellwach und schwang sich aus dem Bett; die Blickkontrolle, als er die aktivierte Bildwand hastig überflog, registrierte seine Präferenzen mit der üblichen unbestechlichen Exaktheit und blendete genau diese Daten ein. „Du hast einen ruhigen Tiefschlaf hinter dir, Perry", wisperte die weibliche Stimme seiner Raumüberwachung. „Die Erholungsphase ist abgeschlossen.
Insgesamt drei Stunden achtundvierzig ..."
Rhodan hörte nicht hin. Es war für ihn nur die Angelegenheit weniger Augenblicke, das Brisante aus den Daten herauszufinden.
Die Chaos-Geschwader griffen wieder an.
Die Terminale Kolonne gönnte Terra diesmal keine lange Erholungspause.
Von der Isla Bartolomé aus hatte der Resident sich in die Solare Residenz begeben, um wenigstens für kurze Zeit präsent zu sein, nachdem er lange nur im Raum gewesen war. Jetzt war er hier fehl am Platz. Im Laufschritt suchte Perry Rhodan den Transmitterraum in der Nähe seiner Wohnung auf und wechselte wieder nach PRAETORIA über.
Er sah seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Rund um den TERRANOVA-Schirm griffen die sechsunddreißig Chaos-Geschwader wieder an. Die Fernmessungen zeigten ein energetisches Inferno. Da draußen öffnete sich die Hölle.
Selbst ein Perry Rhodan konnte hilflos sein. Zutiefst aufgewühlt blickte er auf die Wiedergabe und ballte die Hände. „Du siehst aus, als hättest du eine Hoffnung", vernahm er unvermittelt Oberstleutnant Pasteurs Stimme hinter sich. „Haben die Kosmokraten Unterstützung für die Lokale Gruppe angekündigt?"
„Das haben sie nicht", antwortete Rhodan bitter und ohne sich umzuwenden. „Über kurz oder lang wird sich herausstellen, wer wirklich unsere Freunde sind."
*
Wohlige Wärme durchpulste ihn.
Von fern erklang das Plätschern der Wellen, die sanft auf dem weiten Sandstrand ausliefen. Die Luft schmeckte nach endloser Weite, und der Wind trug die heiseren Rufe der Möwen heran wie eine Aufforderung, sich vollends von aller Erdenschwere zu lösen.
Quarter Phillip lag im Sand, neben ihm wogte das Dünengras. Wenn er in die Höhe blinzelte, sah er ein filigranes Spinnennetz über sich. Feine Gischt hing darin fest. Die winzigen Tropfen funkelten wie Diamanten.
Oder wie Galaxien, fand er. Wirbelnde Feuerräder, die ihre Farbe stetig veränderten - ein Blick in die Ewigkeit.
Er fragte nicht, wie er an diesen Ort gekommen war, an einen einsamen und vor allem ruhigen Strand, fern von jedem Trubel und der täglichen Geschäftigkeit.
Ein Fleckchen Erde, an dem die Zeit stillzustehen schien. Keine Gedanken an Hast und Hektik. Kein Krieg, keine immer neue Technik, die darauf wartete, beherrscht zu werden, irgendwie jedenfalls.
Stattdessen unberührte Natur. Hier gab es keine Werte, die intelligente Wesen erfunden hatten, um ihrem Dasein einen Sinn einzureden, keine herbeigezwungene Ordnung und keinen Unrat, den andere hinterlassen hatten.
Dieses Stückchen Paradies gehorchte noch den eigenen ursprünglichen und unverfälschten Gesetzen.
Quarter blickte über das im Sonnenglast funkelnde Meer hinweg. In der Ferne verschmolz die Weite mit dem Himmel.
Ein paar Jahre noch arbeiten, bis zu seinem sechzigsten oder fünfundsechzigsten Geburtstag, und danach das Leben endlich genießen - das war sein Traum.
Der Schrei einer Möwe schreckte ihn auf.
Quarter Phillip rollte sich herum, stützte sich mit den Unterarmen auf und suchte den Horizont ab. Über den Klippen kreiste ein
Weitere Kostenlose Bücher