2356 - Schmerzruf
mitgekauft", erklärte Ingittz bitter. „Mach dir also keine Hoffnungen auf Flucht."
„Was weißt du über die Wüste?"
„Sie ist radioaktiv verseucht. Angeblich kann keiner dort lange überleben, außer den Mutanten, die im Einfluss der Strahlung geboren sind."
„Angeblich?"
Ingittz bewies Galgenhumor. „Bislang hat keiner das Gegenteil bewiesen."
„Warum bringt man uns dorthin? Es gäbe einfachere Methoden, uns aus dem Weg zu räumen."
„Wir sind Sklaven, schon vergessen? Ab sofort haben wir lediglich einem an- deren Herrn zu dienen. In der Wüste gibt es reiche Rohstoffvorkommen. Man spricht von gewaltigen Schätzen. Allerdings residiert in der Wüste der Prion der Mutanten. Er kontrolliert die Informationsflüsse und die industrielle Verwertung der Rohstoffe. Mit ihm legt sich niemand an. Er führt eine Schreckensherrschaft."
„Man will uns also einsetzen, um in verseuchtem Gebiet nach Rohstoffen zu suchen? Im Dienste dieses Prions der Mutanten?"
„Ich glaube nicht; dass der Prion uns gekauft hat. Er hat es nicht nötig, Sklaven einzusetzen. Seine Mutanten arbeiten für ihn. Freiwillig."
Naigon schwieg. „Ich vermute, unser unbekannter Herr ist ein Pirat. Jemand, der dem Prion einen Teil der Rohstoffschätze stehlen will."
„Stehlen?"
„Wegnehmen, du verstehst? Der Prion beansprucht das komplette Wüstengebiet.
Er duldet nicht, dass jemand anders nach Rohstoffen sucht."
„Also ist der Prion ab sofort unser Gegner?"
„Der Gegner unseres Herrn", präzisierte Ingittz. „Doch da wird der Prion keinen Unterschied machen. Wenn er oder seine Mutanten uns in die Hände bekommen, werden sie uns sofort töten."
„Wann werden Wir die Wüste erreichen?"
„Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo wir uns inzwischen befinden. Aber wir sind schon stundenlang unterwegs."
Einige Zeit verging schweigend. Naigon verspürte nagenden Hunger. Nach der Befreiung aus der Mine hatte man den Geretteten einen breiigen Eintopf vorgesetzt, doch seitdem waren beinahe zwei Tage vergangen.
Schließlich stoppte der Gleiter, was sich in einem Ächzen bemerkbar machte, das die Metallwände durchlief.
Wenig später zischte es, und ein Teil .der Wand glitt in der Art eines Schotts zur Seite.
Es erstaunte den Stolzen Herrn wenig, sich Incassis gegenüberzusehen. Einen von ihnen kannte er nur allzu gut.
Traris Kram zielte mit einem Strahler auf ihn. „Es ist mal wieder so weit, Stolzer Herr." Seine Stimme triefte vor Hohn: „Ich werde dir und deinem Faktotum erklären, welche Arbeit ihr zu leisten habt. Euer neuer Herr war so freundlich, nicht nur euch zu kaufen, sondern zugleich mir eine neue Arbeitsstelle zu bieten."
*
Ingittz Zauls Vermutungen trafen genau ins Schwarze.
In der Tat gehörten sie nun einem Piraten, der der Wüste einen Teil ihrer Schätze entlocken wollte. Allerdings dachte dieser nicht im Traum daran, sich selbst in Gefahr zu begeben. Weder wollte er sich der Radioaktivität aussetzen noch der Gefahr, dem Prion und seinen Monstern, wie Kram die Wüstenmutanten bezeichnete, zu begegnen.
Sein Basislager befand sich einige Kilometer von der Wüste entfernt am Rand eines Hochgebirges. Von dort schickte er billige Sklaven in die Wüste. „Es gibt häufig Todesopfer", erklärte Traris Kram im Plauderton. „Doch es ist trotzdem ein gutes Geschäft. Sklaven gibt es hier und da billig." Er trat aus der Zelle und wies die beiden Insassen an, ihm zu folgen.
In einem schmalen Korridor hingen klobige grüne Schutzanzüge verschiedener Ausführung. „Sie werden euch vor dem Einfluss der Radioaktivität schützen. Ich habe sogar einen in deiner Größe aufgetrieben, Naigon. Allerdings muss unser Herr sparen. Leider kommt es immer wieder einmal vor, dass einzelne Schutzanzüge ein Leck aufweisen. Nicht sehr angenehm.
Man erträgt die Strahlung einige Minuten.
Dann kommt es zu den ersten Symptomen.
Ich will hoffen, dass ihr beide mir recht lange erhalten bleibt. Der gute Naigon wird dank seiner Körperkräfte möglicherweise sogar einen Kampf mit einem der Wüstenmutanten überstehen. Wer weiß?"
Der Incas wies auf die Schutzanzüge. „Anziehen, los! Und dann raus mit euch!
Wir werden euch am Ende des Tages wieder einsammeln. Bis dahin solltet ihr ebenfalls einsammeln, und zwar ganz besondere Mineralien, die in der Wüste .vorkommen."
„Welche Mineralien?", erkundigte sich Ingittz. „Winzige Brocken glitzernden Kristalls.
Man findet sie allenthalben, wenn man die Augen aufhält. Ich
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