2362 - Chaos fÃŒr Hayok
ganz ohne Zweifel, um bei entsprechender Geschwindigkeit Antakurs Leib in kürzester Zeit zu zerlegen oder zumindest schwer zu verletzen.
Dantyren war erschüttert. Er hatte von Anfang an recht gehabt, wenngleich er das ganze Ausmaß der Gefahr nicht annähernd geahnt hatte. Es gab eine Macht oder einen Faktor in CRULT, der die Dienstburg an ihrer empfindlichsten und wichtigsten Stelle treffen wollte. Eine unbekannte Macht, die irgendwo im Dunklen Distrikt ihren Sitz hatte und sich des wahrscheinlich völlig ahnungslosen Effremi bediente, um ihre tödliche Waffe in die Anthrazit-Sphäre zu schmuggeln.
Aber wer war diese Macht, dieser Faktor, der oder die großen Unbekannten?
Weshalb wollten sie den Progress-Wahrer töten, und wann würden sie zuschlagen?
Konnte er ihnen zuvorkommen?
Der Dual hatte auch diese Fragen den Rechnern gestellt und versucht, ihnen im Zustand des Singulären Intellekts auf den Grund zu gehen. Auf die erste schien es keine Antwort zu geben - noch nicht.
Die Antwort auf die zweite schien dagegen leichter. Es war einleuchtend nach allem, was Dantyren bei den Kolonnen-Anatomen erfahren hatte. Die „Gegenseite" wartete ab. Algrim Gún brachte weitere Nanopartikel, weitere Nanospalter in die Sphäre. So lange, bis ihre Menge eine „kritische Grenze" erreicht hatte, eine Menge, die ausreichte, Antakurs Körper in einer Art „Blitzangriff" anzugehen, der keine Gegenmaßnahmen mehr erlaubte.
Wenn es so weit war, genügte ein Ultraviolettblitz, um die Nanospalter zu aktivieren. Sie würden ihre Energie aus der Umgebungstemperatur beziehen und den Progress-Wahrer ermorden!
Dantyren fühlte sich einsamer denn je.
Immer wieder hatte er kurz davor gestanden, wieder zu Antakur zu gehen und ihm seine Entdeckungen - denn jetzt hatte er Fakten - zu unterbreiten. Und immer wieder war er davor zurückgeschreckt. Er tat es aus dem gleichen Grund nicht, aus dem er Algrim Gún nicht festsetzen ließ und daran hinderte, weiter in den Dunklen Distrikt zu gehen und seine tödliche Fracht in die Sphäre zu schleusen.
Denn im gleichen Moment würden der oder die Unbekannten gewarnt. sein.
Der Dual wusste nicht, wann der Anschlag stattfinden sollte, wann die „kritische Masse" erreicht war. Doch wenn er eine Kurzschlussreaktion provozierte, konnte es sofort geschehen.
Wie er es auch drehte und wendete: Er wusste um die große Gefahr für Antakur und die Dienstburg, aber ihm waren in jeder Hinsicht die Hände gebunden. Es gab zu viele Unbekannte in diesem tödlichen Spiel. Er konnte nichts tun außer warten, weiter beobachten und auf ein Wunder oder einen Fehler hoffen, den der Gegner machte.
Er würde Algrim Gún weiter kommen und gehen lassen und ihn beobachten. Er würde alles ihm Mögliche tun, um der unglaublichen Verschwörung auf die Spur zu kommen. Aber die Regeln dieses Spiels machte nicht er. Er konnte nur hoffen und reagieren.
Der Dual Dantyren war sich darüber im Klaren, dass er sie jetzt hatte, seine erste große, wirkliche Bewährungsprobe. Wenn er sie bestand, würde er vieles gewinnen.
Wenn nicht, würde er alles verlieren.
Wer wollte, dass Antakur von Bitvelt starb? Und: Warum?
Das Eingangsschott der Anthrazit-Sphäre öffnete sich, und Algrim Gún kam herein, blieb stehen, ging weiter, putzte sich mit spastisch anmutenden Bewegungen das Fell...
16.
31. August 1345 NGZ
Hayok
Ethan Endoza saß neben dem als Pilot fungierenden Arness Holftar und sah auf die unter ihnen hinweg ziehende Landschaft hinab. Sie machten einen weiten Bogen um die Hauptstadt.
Patrouillenfahrzeuge der Verwaltung hatten sie nicht zu fürchten, die gab es praktisch nicht mehr. Wovor sie sich in Acht nehmen mussten, waren die Gleiter der Kolonne.
Die Mor'Daer und Geometer überwachten zwar hauptsächlich Vhalaum, aber auch im Luftraum über dem freien Land tauchten sie auf und beobachteten die Gruppen von Flüchtlingen, die immer noch unterwegs waren und hofften, in den Wäldern sicher zu sein.
Sicher wovor?, fragte sich Ethan. Wenn das stimmte, was man über Drorah und Xölyar gehört hatte, gab es auf Hayok keinen einzigen Ort der Sicherheit mehr.
Er zwang sich zur Konzentration. Sein Kopf fühlte sich leicht an, wie leer geräumt von all dem Schrott, der sich in den letzten Jahren darin angesammelt hatte. Wenn der Oberarzt der Perella-Klinik seinen Körper wieder zurechtgeflickt und ihm eine neue Hand gegeben hatte, dann hatte Pepe Bergmann seine Seele kuriert oder ihn zumindest auf einen
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