2363 - Atem der Finsternis
darauf wartete, gestartet zu werden und endlich wieder zu fliegen.
Und über dem Planeten standen die Traitanks der Terminalen Kolonne dicht an dicht und überwachten schweigend, was ebenso lautlos auf und mit Hayok geschah; wie Kabinette markiert wurden, präpariert für den großen Moment. Die Bewohner des Planeten merkten in ihrer Panik wahrscheinlich gar nichts davon.
Und wenn sie es doch taten, konnten sie nichts dagegen unternehmen. Im Grunde genommen war der Planet Hayok schon längst Geschichte
7.
CRULT
Algrim Gún hatte die Transportbänder verlassen und bewegte sich mit unsicher wirkenden Schritten auf den Dunklen Bezirk zu. Das Völkergewimmel der Dienstburg mit den in Bewegung befindlichen Leibern von Mor'Daer, Ganschkaren, Awour, Charnaz Bakr, Kolonnen-Anatomen und vielen anderen hatte er hinter sich gelassen.
Sein Blick war ins Nichts gerichtet, aber er sah seinen Weg vor sich. Er fühlte ihn.
Der Alarm heulte weiterhin durch CRULT.
Alles befand sich in Aufruhr schien aus dem alten Zustand in einen neuen zu fließen, nichts blieb so, wie es gewesen war.
Ausnahmezustand!
Algrim Gún reagierte nicht darauf, kein Ton, kein Leuchtsignal, keine Duftwolke von außen löste irgendetwas in ihm aus.
Alles, was ihn antrieb, quoll in seinem Innern auf, füllte ihn zusehends aus, dass er glaubte, in sich selbst ertrinken zu müssen.
Schmerz begleitete ihn, gerann zur Qual und wurde sein bester Freund und Begleiter.' Er setzte taumelnd einen Fuß vor den anderen, bis er vor der unsichtbaren Grenze stand, hinter der die Düsternis wallte.
Wieder einmal.
Zum letzten Mal.
Wie blöde glotzte der Effremi dem entgegen, was sich zögernd, fast zärtlich in der amorphen Schwärze abzuzeichnen begann: ein seltsam deformierter, zerfließender, von innen heraus leuchtender Nebel aus dunkelrotem Nichts, der keine Sekunde so war wie im Augenblick zuvor. Ein zwei Meter hohes Wabern und Gleißen, das ihn zog, näher an die Grenze heran, immer weiter...
Der Effremi folgte dem Kolonnen-Motivator, von jenem unbeschreiblichen Hochgefühl erfüllt, das er immer in der Nähe eines dieser Wesen empfand. Er folgte ihm über die Grenze und in das Dunkel, das einem anderen Verständnis von Struktur und Farbe zu folgen schien als alles, was Algrim kannte.
Algrim Gún trat ein ins Reich der Finsternis, des Chaos und der wesenlosen Formen und Schatten. Er kannte den Weg.
Es war der gleiche, den er in seinen Träumen genommen hatte. Er schritt über den Schotter der Serpentine, die ihn immer weiter abwärts führte. Tiefer, weiter, näher zum Herzen der Dunkelheit, die aus sich selbst heraus zu leben schien. Überall in den Schatten war Leben, wisperten Stimmen, starrten unsichtbare Augen ihn an.
Algrim Gún fühlte nichts, nicht einmal Angst. Er ging weiter, als der düsterrot wabernde Nebel längst in die Schwärze diffundiert war. Er kannte den Weg. Es war, als sei er ihn tausendmal gegangen.
Rechts und links von ihm tauchten erste Gestalten auf, die mehr waren als nur fließende Schatten: große „Gefäße", umringt von Kreaturen des Wahnsinns, Karikaturen jener Wesen, die die Dienstburg bevölkerten.
Dunkle Ermittler. Überall standen sie, eingefrorene Zeit, manifestierte Finsternis, kondensierter Atem des Chaos. Sie waren da, bewegten sich nicht, aber sie lebten auf eine Art, die Gún nicht fassen konnte. Er wollte es auch gar nicht. Er wollte überhaupt nichts mehr.
Sein Geist war jenseits des Willens und Wollens, Wünschens und Begehrens. Er befand sich jenseits der Angst und des Schmerzes, wo Angst und Schmerz so real sein sollten wie keine andere Konstante.
Es gab keine Konstanten in diesem Reich.
Es gab nur den Weg und das Ziel ... Der Effremi blieb erst stehen, als er es vor sich sah, spürte oder wusste. Es war ein weiteres der großen wabernden „Gefäße", umgeben von einer gespenstischen, schattenhaften Prozession deformierter Geschöpfe. Ein weiterer Dunkler Ermittler.
Der Dunkle Ermittler. Die Stimme, der er zu gehorchen hatte, eingebettet in zähe Schwaden der Absoluten Finsternis.
Algrim Gún konnte sie nicht sehen, aber erfassen. Sie war einfach da und verschluckte sogar die allgegenwärtige Düsternis.
Der junge Effremi machte einen ersten, zögernden Schritt in den Kreis der gestaltlosen Gestalten hinein und auf die Finsternis zu. Dann den nächsten. Er sah den Dunklen Ermittler vor sich aufragen und verschwimmen, verschluckt von den finsteren Schwaden, die bereits nach ihm
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