Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2363 - Atem der Finsternis

Titel: 2363 - Atem der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
tasteten. Die Finsternis streckte ihre Fühler nach ihm aus. Sie kam näher...
    Es war eine Welt jenseits von Licht und Schatten, Freude, Lust und Schrecken und Angst. Ohne Angst, doch plötzlich stach diese aus dem totalen Vakuum heraus. Sie explodierte in ihm, schoss in ihm empor, drohte seinen Geist zu sprengen, zerfetzte die Mauern. Die Angst schrie in ihm. Sie brannte wie Höllenfeuer und ließ ihn stehen bleiben und zurücktaumeln. Der Fühler der Finsternis näherte sich ihm, drohte ihn zu berühren.
    Und als er ihn fast erreicht hatte, begriff Algrim Gún, weshalb er hier war. Er verstand es nicht, kein normaler Geist konnte das. Er konnte es nicht erfassen, aber er fühlte das Grauen, das auf einmal in ihm war. Er wich zurück, taumelnd, ächzend, stöhnend.
    Er war nicht hier, um einen neuen Auftrag auszuführen. Nicht, um in die normale Welt zurückzukehren, seine Welt.
    Er war hier, um zu sterben.
     
    *
     
    Die Absolute Finsternis wallte auf ihn zu, um ihn zu holen.
    Zu verschlingen.
    Zu verschlucken.
    Der junge Effremi krümmte sich. Er sah die näher kommenden Schwaden des Todes, ihm entfuhr ein erstickter Laut.
    Algrim Gún versuchte zu fliehen, zu laufen, nur fort von diesem Ort des namenlosen Schreckens, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Er stand still, und die Finsternis schwappte auf ihn zu. Er wollte schreien, aber er hatte keine Stimme. Er wollte laufen, doch er besaß keine Beine.
    Er wollte leben, aber sein Leben war vorbei.
    Es war aus.
    Er begriff nichts, außer dass nichts je mehr so sein würde, wie es einmal gewesen war.
    Vielleicht würde er sterben, vielleicht leben, aber anders, als er es getan hatte und denken konnte. Vielleicht würde er Teil der Absoluten Finsternis werden, eingeschlossen in nie endendes Grauen...
    Er schrie ohne Stimme, kämpfte ohne Körper.
    Die Finsternis war nur eine Handbreit von ihm entfernt, beinahe körperlich spürbar, schmerzhaft, verschlingend. Er sah das Dunkel, das Nichts, das Alles, sah es und wurde verbrannt von Angst und Entsetzen.
    Und in dem Moment, als er glaubte, alles sei zu Ende, die Finsternis verschlucke ihn, zerriss ein plötzlicher Blitz das Dunkel.
    Ein Licht, unwirklich, aber hell, wie Gún es niemals gesehen hatte, teilte die Düsternis und fuhr hinein in die Schwaden des Todes.
    Der Effremi drehte sich unwillkürlich um.
    Es war, als führte eine unsichtbare Hand seinen Körper. Er drehte sich und sah mitten in der Distriktstadt der Dunklen Ermittler eine mächtige, bekannte Gestalt aufragen, die nicht hierher gehören konnte.
    Er wartete darauf, dass das Bild verblasste, aber es blieb.
    Der Progress-Wahrer war tot, Algrim Gún hatte ihn sterben sehen.
    Aber Antakur von Bitvelt stand vor ihm, in ein nicht zu definierendes Licht getaucht, eine Aureole, einen Kranz aus matter Helligkeit, die alle Schrecken seiner Umgebung aus der Umarmung der Finsternis zerrte und dem Licht der Wahrheit preisgab: die Ermittler und ihre Begleiter, die Gestalten des Dunkels, die Schatten in den Schatten.
    Algrim erkannte, dass der Progress-Wahrer noch nicht voll materialisiert war, doch seine Umrisse klärten und verfestigten sich bereits, unaufhaltsam. Antakur von Bitvelt suchte die Stadt der Dunklen Ermittler auf!
    Er nahm Gestalt an wie ein rächender Gott.
    Das Begreifen sickerte wie kochendes Öl in Algrim Gúns Bewusstsein. Es verbrannte ihn, aber auch die Schatten um seinen Geist. Der Schock riss den jungen Effremi aus dem Zustand des Nicht-Denkens und Nicht-Fühlens, und er erkannte in jähem Entsetzen, wo er sich hier befand und was um ihn vorging.
    Die Trance und Verwirrung fielen von ihm ab, als hätte es Antakurs Nähe bedurft, um die Mauern um seinen Geist zu sprengen.
    Algrim Gún fühlte seinen Körper wieder.
    Er warf sich herum, fort von der nach ihm tastenden Finsternis. Er hatte wieder eine Stimme. Seine Schreie erfüllten das Nichts und hallten von den Mauern der Dunkelheit in grauenvollem Echo wider.
    Er verlor den Halt, fiel und begann zu kriechen, nur weiter, nur fort. Er robbte durch den Kreis der deformierten Geschöpfe, die sich um den Dunklen Ermittler drehten, schleppte, zog und stemmte sich weiter, Zentimeter für Zentimeter. Er verstand noch immer nicht alles, was hier geschah, vor allem nicht, wie ein Totgeglaubter plötzlich wieder lebendig sein konnte.
    Alles, was er wusste, war, dass er hier sterben sollte.
    Aber er wollte leben! Er musste es! Da war etwas, das auf ihn wartete. Er sah es vor sich, den gekrümmten

Weitere Kostenlose Bücher