2376 - Tolle Tage in Terrania
seine Begleiterin. Ihre etwa zehn Zentimeter langen weißblonden Haare standen kerzengerade in die Höhe; an den Spitzen blinkten winzige Lichtpunkte. Bei vielen anderen Frauen hätte das womöglich doof ausgesehen. Da'intas gut geschnittenes Profil jedoch wurde davon aufs Formidabelste unterstrichen.
Obwohl sie nach eigener Angabe um einiges älter als Hajmo war, hätte sie mit Sicherheit jeder Beobachter für die Jüngere von ihnen gehalten. Und das lag nicht an ihrer Kleidung, einem einfachen Overall, der trotz zahlreicher Taschen ihre wohlgeformten Rundungen zur Geltung brachte, sondern an dem Charisma, das sie ausstrahlte. Quietschvergnügt, quicklebendig, quecksilbrig, ohne fahrig zu wirken, schien Sparks von einer Aureole der Lebenslust umgehen.
Obacht, ermahnte sich Hajmo. Verguck dich bloß nicht in sie! Man muss kein Psychologe sein, um zu erkennen, dass diese Dame Schwierigkeiten magnetisch anzieht. Finger weg!
Gleich darauf hörte er sich selbst sagen: „Gehen wir nachher noch wohin?"
*
Die Waringer-Akademie beurlaubte ihn für unbestimmte Zeit. Matheux ließ in seinem Büro alles stehen und liegen, wie es war, und begab sich nach Hause.
Mit der hageren Ärztin hatte er vereinbart, dass die Untersuchungen ambulant erfolgen würden, solange sich sein allgemeiner Gesundheitszustand nicht verschlechterte. Vorerst reichte es, wenn er täglich einige Stunden in der Spezialklinik verbrachte. Trotz optimaler positronischer Unterstützung musste geraume Zeit für die Auswertungen veranschlagt werden, und dabei war seine Anwesenheit nicht vonnöten.
Er startete einen Tonträger mit Lasky Batys „Metamorphon II" und legte den Roman, den er vorgestern zu lesen begonnen hatte, auf der Lehne seines Polstersessels zurecht. Dann öffnete Matheux eine Flasche edlen marsianischen Weines, die er sich für eine besondere Gelegenheit aufgespart hatte.
Er trank auf den Tod.
Obwohl ... Vielleicht geschah ja gar nichts.
Zwei Fälle sagten herzlich wenig aus. Es war keineswegs erwiesen, dass er, als Nummer drei, ebenfalls an dieser verfluchten Krankheit krepieren musste.
Vielleicht genügte ein wenig Ruhe, Erholung von den Strapazen der letzten Wochen – und alles stellte sich zu guter Letzt als schlechter Traum heraus?
Matheux betrachtete sein Zerrbild in der Rundung des Weinglases und erkannte, dass er sich etwas vormachte. Zu Optimismus bestand wenig Anlass. Das hatten ihm die Leichenbittermienen der Ärzte deutlich vermittelt. Es half nichts, sich die Sache schönzureden: Er musste sich damit abfinden, dass der Sensenmann unüberhörbar an seine Tür klopfte.
Matheux Alan-Bari leerte das Glas in einem Zug und begann daran zu glauben, dass er sterben würde.
*
Siderip schlug das „Blue Seven" vor.
Sparks riet jedoch davon ab, ausgerechnet jetzt den Nachtklub am Frickway aufzusuchen. Auf diese Idee kamen gewiss auch zahlreiche andere Konzertbesucher, und das flache Gebäude im Stil einer altmexikanischen Hazienda würde hoffnungslos überfüllt sein. „Aber wenn du Retro-Architektur magst ...
In Terrania-Orleans hat eine neue Bar aufgesperrt, die ganz entzückend sein soll", sagte sie und fügte generös hinzu: „Du darfst mich einladen."
Selbst hätte sie sich das Lokal gar nicht leisten können. Die Empfehlung war von Erine gekommen, was auf gehobene Preisgestaltung hindeutete. Und das Honorar von Albion3D war noch nicht auf Da'intas Konto eingegangen. Bei der notorisch schlechten Zahlungsmoral des Senders konnte das noch ein Weilchen dauern. „Es wird mir eine Ehre und Freude sein."
„Das will ich hoffen."
Beiderseits des Sirius Rivers standen spektakuläre Pfahlbauten, die historischen Häusern der amerikanischen Südstaaten nachempfunden waren. Das „Beausoleil" war in einem davon untergebracht und äußerst romantisch eingerichtet. Eine Kapelle spielte dezente Cajun- und Zydeco-Musik, die Cocktails enthielten richtigen Alkohol und schmeckten entsprechend. „Viel, viel angenehmer als die Swoofonics", meinte Siderip, nachdem sie in einer kuscheligen Nische Platz genommen und Cocktails namens „Ma Bernadette" und „Jeunes Filles de la Campagne" bestellt hatten.
Aus dem Psychologen wurde Sparks nicht recht schlau. Mal flirtete er mit ihr auf Teufel komm raus, dann schien er wieder Angst vor der eigenen Courage zu bekommen.
In festen Händen, vermutete sie, jedoch einem Abenteuer nicht gänzlich abgeneigt.
Eigentlich ideale Voraussetzungen, wenn Frau sich einen Liebhaber
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