2376 - Tolle Tage in Terrania
Instinkt hatte sie nicht getrogen.
Der Beweis war erbracht: Im ESCHER-Gebäude ging etwas vor. Wer immer daran beteiligt war, kam offenbar ausschließlich per Transmitter dorthin. Die perfekteste Einlasskontrolle, die sich denken ließ.
Ihre Faust triumphierend nach oben gereckt, legte Da'inta Mitchu ein heißes Tänzchen auf Hajmo Siderips Parkett.
Endlich hatte sie handfeste Beweise. Das war der Coup, nach dem sie so lang gedürstet hatte, das ganz große Ding, das ihr Gesicht in die Hauptnachrichtenshows bringen würde. „Nie wieder halblustige Swoons!", jubelte sie.
Hajmo und der alte Zottel waren immer noch nicht eingetroffen. Sie begann, sich Sorgen zu machen.
Dann fiel ihr ein, dass ihr der Skorpionskönig noch ein drittes Spielzeug geschickt hatte.
*
„Kreislaufversagen. Ein Schwächeanfall, wohl wegen Überanstrengung", sagte Velma Bjørndahl zwinkernd. „Dein Freund hat es ein wenig zu sehr krachen lassen."
„Der Schwerenöter", gab Hajmo zurück.
Zwischen ihm und der Medikerin knisterte es wie in alten Tagen. „Ansonsten?"
„Soviel ich nach den ersten Tests beurteilen kann, liegt keine schwerer wiegende organische Ursache vor. Eine Nacht Beobachtung und Heilschlaf dürften reichen."
„Heilschlaf?" Das passte ihm nicht unbedingt ins Konzept. „Er ist sehr erschöpft. Voll aus sich rausgegangen, der Gute. Es gibt halt doch noch richtige Männer. Und Frauen, die sie zu Höchstleistungen anspornen."
Hajmo begriff, dass ihm Velmas Tür nach wie vor offen stand. Als veranstalteten seine Hormone noch nicht genug Chaos ... „Wann wird er wieder aufwachen?"
„Nicht vor morgen früh, schätze ich. Willst du ebenfalls hier bleiben? Quasi als Freundschaftsdienst?"
Hajmo spielte ernstlich mit dem verlockenden Gedanken. Zuhause wartete nur ein hartes Sofa auf ihn ... Aber nein, er sollte sein Glück nicht überstrapazieren: Außerdem hatte er inzwischen Erstaunliches in Erfahrung gebracht.
Das Piepsen seines Komm-Armbands enthob ihn einer Antwort. „Ja?"
„Wo steckst du?", erklang Da'intas durchdringendes Organ. „Es ist spät.
Wieso bist du noch nicht zuhause?" .
Velma feixte. „Oho, die Stimme seiner Herrin." Sie klimperte zugleich spöttisch und lasziv mit den Wimpern, dann schlenderte sie, die Hüften schwingend, aus dem Warteraum. „Musste einen kleinen Umweg nehmen", sagte Hajmo ins Akustikfeld. „Alles in Ordnung?"
„Bestens. Weshalb rufst du an?"
„Die Fische im Aquarium haben Junge bekommen." Das war ein Kode, auf dem Sparks bestanden hatte - für den nicht auszuschließenden Fall, dass sie abgehört wurden.
Es gab also Neuigkeiten. „Viele?"
„Ein ganzer Haufen. - Was ist mit deinem Guppy?"
„Versorgt und gut untergebracht." Das Getue kam ihm lächerlich vor, aber bitte. „Sicher?"
„Ja doch. Details demnächst."
„Ich benötige dich dringend. Lass alles liegen und stehen und schwing dich hierher!"
Hajmo gehorchte.
*
Sparks berichtete von den georteten Transmitter-Impulsen und ließ sich gnädig von Hajmo beglückwünschen. „Aber da ist noch mehr", setzte sie fort. „Ich habe die Aufnahmen der beiden ESCHER-Sicherheitsleute durch meine Positronik gejagt."
„Und?"
„Erstens: Sie gehören zu jenen bislang nicht näher identifizierten Personen, die hin und wieder via die Nebenhäuser zu ESCHER vordringen."
„Na ja, das war zu erwarten. Und?"
„Zweitens: Im Archiv von Albion3D sind sie nicht erfasst."
„Toll. Und?"
„Aber: Sie waren da mal drin! Das Telemetrie-Programm erkennt sie. Bloß verweist es auf zwei nicht vorhandene Dateien. Was bedeutet das?"
„Du wirst es mir gleich verklickern."
Warum, bei allen Sternteufeln, tat er so unbeeindruckt? „Es gab früher Informationen über die beiden schrägen Vögel. Bloß wurden die gelöscht. Und die Handschrift, soll heißen: das Charakteristikum der dabei verwendeten Methode, verweist eindeutig auf den TLD.
Glaub mir, Scorpulus kennt sich mit so was aus."
„Wieso sollte der Terranische Liga-Dienst Aufzeichnungen eines Trividsenders vernichten? Ich meine, das überschreitet seine Kompetenzen. Außer, es handelt sich ..."
„Um Staatsgeheimnisse. Zum Beispiel, weil TLD-Agenten geschützt werden sollen, die jetzt irgendwie mit ESCHER unter einer Decke stecken."
„Das hast du von Anfang an geargwöhnt.
- Und?"
„Und, und, und", äffte sie ihn nach. „Hast du was Besseres zu bieten?"
„Allerdings. Matheux Alan-Bari ist tot.
7.
Funkenflug
5. Januar 1246
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