2376 - Tolle Tage in Terrania
konnte beziehungsweise welcher ihm vertraute?
Ja! Klar doch – Velma Bjørndahl von der medizinischen Fakultät der Universität Terrania! Sie war vermutlich nicht rasend gut auf ihn zu sprechen; immerhin hatte Hajmo ihr amouröses Verhältnis damals wegen Nuoriel beendet. Trotzdem würde ihr sein Wort genügen, sie würde nicht auf die offiziellen Dienstvorschriften pochen.
Hajmo schulterte Alan-Baris schlaffen Körper, dann war die Ausstiegsstelle heran. Er verließ das Rollband und stapfte, unter der Last schwankend, zum nächstgelegenen Privatgleiter-Parkplatz.
Wieder hatte er Glück. Ein Geschäftsmann in einem teuren Howalseiden-Anzug bestieg gerade das aktuelle Spitzenmodell der Marke DOAM. Der an seiner mächtigen Tonnenbrust und der birkengrünen Gesichtshaut als Imarter Erkenntliche kaufte Hajmo die Geschichte vom herzkranken, unvermittelt zusammengeklappten Onkel ab und erklärte sich bereit, die beiden zur nahe gelegenen UT zu bringen. Mit dem Luxus-Gleiter waren sie in wenigen Minuten an der Universität.
Hajmos Glückssträhne hielt weiter an. Dr.
Velma Bjørndahl befand sich im Haus.
Wie erhofft, hatte sie, als Kinderlose, den Winterferien-Dienst übernommen.
„Sieh an, der fesche Herr Dozent Siderip.
Was verschafft mir die Ehre?"
Sie war immer noch so apart und schnippisch, wie er sie in Erinnerung hatte. „Wie reizend, du hast mir etwas mitgebracht! Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk? Sieht aber schon arg gebraucht aus. Oder sollte dir die Nummer für Notfälle entfallen sein?"
„Mein Freund Harvey befindet sich in einer etwas pikanten Situation. Seine Lebensgefährtin darf nicht erfahren, dass er sich in Terrania aufhält, statt an einem Kongress auf Luna teilzunehmen." Das Lügenmärchen hatte Hajmo sich während des Flugs zusammengereimt, weil er an Velmas Mitgefühl appellieren wollte. Sie hatten sich damals häufig vor ihrem eifersüchtigen Ehemann versteckt. „Welch abstoßende moralische Verderbtheit! Und so etwas soll ich unterstützen? Scheint, als wäre deinem Freund das Abenteuer nicht gut bekommen."
„Harv hat mit mir einen Drink gehoben, da ist er auf einmal in Ohnmacht gefallen.
Könntest du ihn durchchecken und eventuell über Nacht inkognito in der Uni-Klinik behalten? Morgen Vormittag kehrt er offiziell von Luna zurück, da reichen wir dann die Personaldaten nach."
„Weil du's bist, alter Haderlump."
„Ich warte hier, bis du eine erste Diagnose erstellt hast."
„Geht in Ordnung. Aber befummle derweil keine meiner Krankenschwestern! Sonst hetze ich die Oberin auf dich, und die stammt von Oxtorne."
Eventuell hatte die Sache sogar ihr Gutes, überlegte Hajmo, nachdem Velma mit dem Bewusstlosen in Richtung Ambulanz entschwunden war. Falls sie Matheux Alan-Bari wieder auf die Beine brachte und so weit stabilisierte, dass er mehr von sich gab als verstümmelte Warnungen, hatten sie sogar etwas gewonnen.
Er wusste auch schon, wie er die Wartezeit nutzen konnte.
*
Mit fliegenden Fingern schob Sparks den Speicherkristall, den ihr der Bote des Skorpionskönigs gebracht hatte, ins Lesegerät ihrer Positronik. Auf dem Schirm erschien ein Erschließungsplan jenes Straßenzugs, zu dem der ESCHER-Turm gehörte.
Sparks pfiff durch die Zähne. Aus der Grafik ging klar hervor, dass keine subplanetare Verbindung zwischen diesem und den anderen Gebäuden im Umkreis existierte. Hingegen verliefen unter der Thora Road zahlreiche Rohrbahntunnel.
Da konnte man nicht einfach hindurchspazieren: Die Züge der betreffenden Linien verkehrten rund um die Uhr.
Auf diesem Weg kamen die Verdächtigen also nicht zu ESCHER rein und wieder raus. Wie dann? „Tja, wenn wir ein Gerät hätten, das die Impulse von Käfigtransmittern aufspürt ...", sagte Da'inta fröhlich zu sich selbst. „Ups, da ist es ja!"
Sie hob den zweiten Teil der Lieferung aus dem Paket und verpasste ihm ein Küsschen. Dann schloss sie den miniaturisierten Orter an die Stromversorgung an, justierte ihn auf den ESCHER-Turm und belauerte die Anzeige. „Dachte ich mir's doch!" Schon nach wenigen Minuten wurde ein Impuls angemessen. Dann noch einer und noch einer. Recht schwach und merkwürdig verzerrt, vielleicht aufgrund einer aktiven Abschirmung oder Dämpfung.
Hätte sie nicht genau gewusst, wo sie suchen sollte, wäre sie angesichts der vielfältigen Emissionen in Monggon-West wohl kaum fündig geworden. Aber so ...
Sparks klopfte sich selbst anerkennend auf die Schulter. Von wegen Hirngespinste!
Ihr
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