2379 - ESCHERS Liste
lässt sich bei Bedarf vergrößern", antwortete der Ingenieur. „Ist sie stabil?"
„Eine hundertstel Sekunde lang."
„Was heißt das?"
„Es ist die höchstmögliche Zeitdauer, ohne dass messbare Abweichungen in der Struktur des Schirmfelds entstehen."
„Unsere kleine Mikrobombe misst vier Millimeter. Um sie durch den Schirm zu bringen, brauchten wir eine Lücke, die mindestens zwei Zehntelsekunden existiert. Schafft ihr das?"
„Nein, nicht an diesem Schirm."
„Gut, dann ist der Versuch damit beendet.
Danke, Leute!" Barucka schüttelte jedem einzeln die Hand, dann eilte er mit langen Schritten davon.
Loebeninck hatte Mühe, ihm zu folgen. „Also wieder nichts."
„Ja."
Was hätte es ihnen genützt, wenn sie auf diese Weise eine Sprengladung durch den Prallschirm gebracht hätten? ESCHER hätte die energetischen Abweichungen mit der Lücke und dem Gegenstand sofort entdeckt und ihn dorthin zurückgeschleudert, wo er hergekommen war. „Geh zu Rhodan und informiere ihn", entschied der TLD-Captain. „Ich kümmere mich um die Einsatzkommandos. Wir stehen auch weiterhin für eine Erstürmung des Gebäudes zur Verfügung."
Mehr konnte er nicht tun. Und eigentlich glaubte er nicht mehr daran, dass sie hier noch gebraucht wurden.
*
Fawn Suzuke trug den schwarzen Rollkragenpulli mit den Glitzerfäden und eine dunkelblaue Jeans. Die Sommersprossen auf ihrer Haut erinnerten im Mittagslicht an kleine Inseln auf einer großen weißen Landkarte. Wer es nicht wusste, wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass es sich bei ihr lediglich um eine Projektion des Nukleus handelte, eine inzwischen stabile Projektion im Unterschied zu damals, als Fawn auf der Erde eingetroffen war.
Eines hatte sie allerdings beibehalten: Sie sprach unglaublich schnell und dabei ein wenig undeutlich. „Gucky, gibt es irgendeinen Fortschritt?
Warum will Rhodan mich so dringend sprechen?"
Der Ilt deutete auf einen der Sessel, die er aus einer Nachbarwohnung herüberbalanciert hatte. Wenn sie hier schon länger bleiben mussten, dann wollte er es wenigstens bequem haben. „Der Nukleus war definitiv an der Genese ESCHERS beteiligt", klang es von der Tür zum Nebenzimmer her. „Wenn es jemanden gibt, der die augenblickliche Krise um die Parapositronik lösen kann, dann er. Wir können es nicht, oder wenn, dann nur mit Waffengewalt. Das ist aber wirklich das letzte Mittel, wenn das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht und ESCHER noch immer nicht kooperiert."
Fawn murmelte: „Eine Parapositronik."
Rhodan berichtete ihr, was sie bisher über ESCHER und das Zusammenwirken mit dem Nukleus wussten. „Das kann nicht sein", lautete Fawns hastige Antwort. „Der Nukleus würde in einer so wichtigen Angelegenheit nie bewusst gegen die Interessen der Menschheit verstoßen."
„Unbewusst vielleicht?", fragte Gucky verhalten. „Wir machen ihm ja keinen Vorwurf."
„Wie könnte der Nukleus denn helfen?"
„Indem er Kontakt zu ESCHER herstellt", sagte Rhodan. „Aber dazu muss ich zuerst mit dem Nukleus sprechen."
„Ich fürchte, das wird ein Problem, Perry.
Der Nukleus steckt zurzeit in einer wichtigen Wachstumsphase."
„Der Austausch psionischer Energien zwischen Sol und Galapagos, ich habe es mir fast schon gedacht."
„Leider. Er ist ausschließlich mit sich selbst beschäftigt. Die Aufgaben im Zusammenhang mit dem TERRANOVA-Schirm nimmt er rein vegetativ wahr.
Unbewusst, automatisch."
„Eine klitzekleine Anfrage nur", warf der Ilt ein. „Er ist nicht ansprechbar, reagiert auf keinen Kontakt. Ich weiß nicht, wie ich euch helfen kann."
Perry Rhodan kratzte sich an der Nase. „Gibt es Anzeichen für einen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Wachstumsphase und dem Verhalten ESCHERS? Hast du auf der Isla Bartolomé etwas in dieser Richtung beobachtet?"
„Nein, nichts, gar nichts."
Gucky fing einen fast verzweifelten Blick des Freundes auf. „Bitte warte in der Solaren Residenz auf uns", sagte der Terraner. „Dort bist du sicher, falls ESCHER sich auch an dir vergreifen will."
Die Armbandkoms an ihren Handgelenken meldeten sich. Das Sicherheitszentrum der Waringer-Akademie meldete sich. „Dr. Baldwin Carapol wurde entführt. Wir senden euch die Aufzeichnungen der automatischen Kameras."
Gucky schaltete die Holowand ein, das Komband projizierte die Daten hinein. Sie sahen den Wissenschaftler in der Nähe des HÜ-Schirms. Dann tauchten draußen plötzlich zwei dunkle, schwarz gekleidete Gestalten auf. Sie
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