238 - Herz aus Eis
herausfordernd an. »Falls Sie auf Ihre stümperhaften Operationen anspielen – wenn ich tot bin, werden Sie gar nichts erfahren. Es ist doch so, dass bislang nur einer Ihrer Patienten überlebt hat, oder, Frau Doktor?«
Margareth Willson funkelte ihn zornig an. In ihren eisblauen Augen lag eine Kälte, die jene des Raumes noch übertraf. Sie wandte sich an die Soldaten. »Schafft ihn nach unten in Ebene 5 und bereitet alles vor. Ich komme gleich nach.«
***
Sie hatten ihn auf einen metallenen Stuhl in einem weißgetünchten Operationsraum gefesselt. Zwei Soldaten waren nach Willsons Anweisungen dabei, Vorbereitungen für eine Operation zu treffen. Sie reinigten die Operationsliege und legten sorgfältig geputzte Skalpelle, Pinzetten, gebogene Scheren und Zangen auf einem Rollwagen aus Aluminium zurecht.
Crows Blick streifte die Überwachungsgeräte, die Lichtelemente mit der Handgriffstange an den starren Schwenkarmen. Nähmaterial wurde bereitgelegt.
Sie will mich mürbe machen, dachte Crow wütend. Das Risiko, mich bei einer OP zu verlieren, ist zu groß. Trotzdem beherrschte ein flaues Gefühl seinen Magen. Langsam kroch die Furcht in ihm empor.
Margareth Willson nahm sich einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber. »Haben Sie sich entschieden, ob Sie freiwillig kooperieren wollen?«, fragte sie. »Ansonsten werde ich ihnen einen Chip einsetzen, der auf Knopfdruck große Schmerzen verursacht und gefügig macht. Eine Technik, die wir in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder benutzt und verfeinert haben wegen unseres Pitbull-Problems.«
»Pitbull-Problem?«, echote Crow, anstatt auf ihre Frage einzugehen.
»Unsere Hunde«, fuhr Willson so unbekümmert fort, als würden sie sich im grünen Salon bei einer Teatime befinden. Tatsächlich reichte ein Soldat der Ärztin einen Tee, den sie mit einem Lächeln entgegennahm. »Früher hatten wir Probleme mit den Pitbulls. Sie waren stärker als wir, robuster. Sie lernten sich ihre Nahrung draußen zu jagen. Sie vermehrten sich unkontrolliert. Einige entwischten und wurden wild. Besonders seitdem das Eis zurückwich und das Land freigab, entwickelten sie sich zu einer echten Plage.«
Crow sah mit Schaudern auf einen Soldaten, der ein blitzendes Skalpell ins Licht über dem Operationstisch hielt.
Margareth tat, als würde sie Crows Blick nicht bemerken. »Wir mussten einen Weg finden, um die Biester zu kontrollieren.« Sie nahm einen Schluck Tee. »Die Operationen waren ein erfolgreiches Unterfangen. Durch die Chips lassen sich die Hunde von uns lenken und sind wirkungsvolle Waffen gegen viele der Monster, die hier leben. Selbst die Barschbeißer fürchten unsere Pitbulls.«
»Wenn Sie so gut gerüstet sind, wozu brauchen Sie dann meine Warlynnes?«
»Die Clarkisten haben sich Land genommen, das ihnen nicht zusteht. Eine Hohlkugel unter der Erde, mit einem fantastischen Biotop darin…«
Bei Crow schrillten die Alarmglocken. Eine unterirdische Hohlkugel – konnte das die gesuchte Waffenanlage der Hydriten sein? Die in dem Bericht erwähnte Sphäre? Er fluchte innerlich, nicht früher davon erfahren zu haben. Es hätte ihm vieles erspart.
Margareth hielt inne und wandte sich mit einem Lächeln an die Soldaten. »Es ist gut, Männer. Lasst mich mit unserem Gast allein.«
»Zu Befehl, Ma’am«, meinte der mondgesichtige Nigel Desmond salutierend.
Die Frau mit dem fahlen Haar und den hellblauen Augen richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihren Gefangenen. »Wir wollen diese Hohlkugel, Crow. Sie beinhaltet eine Flora und Fauna, wie man sie sonst nirgendwo in der Antarktis findet. Mit Ihren Warlynnes könnten wir sie erobern. Verfügen Sie über weitere dieser Kampfmaschinen? Und was ist mit Ihren Verbündeten, diesen Fischmenschen?«
»Eine Hohlkugel?«, fragte Crow, statt Antwort zu geben. »Erzählen Sie mir darüber!«
Margareth nahm noch einen Schluck Tee und lächelte nachsichtig. »Sie vergessen, wer hier wen verhört, Arthur. Sie sind ein intelligenter Mann. Machen Sie sich nicht unglücklich und erzählen Sie mir endlich etwas über die Funktionsweise dieser Warlynnes, von Ihren Verbündeten und Ihren Plänen.«
Crow schwieg. Er dachte an Agat’ols Funkgerät, das immer noch in seiner Beintasche steckte. In ihrer Überheblichkeit hatten die Briten ihn nicht durchsucht. Sie hatten darauf vertraut, dass er nur das eine Funkgerät besaß. Es musste ihm gelingen, Kontakt zum Gleiter aufzunehmen, das war seine einzige Chance!
»Ich muss die
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