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2384 - Das Quarantäne-System

Titel: 2384 - Das Quarantäne-System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Catonya
     
    10.
     
    Grauer Alltag
     
    Zeit verging.
    Immentri Luz beschäftigte sich mit unheimlich anmutender Hingabe mit den strukturellen Veränderungen, die der von ihm vermutete Artgenosse an der Justierungs- und Zapfstation vorgenommen hatte. Der Androide blieb stets vor Ort, wühlte sich durch Rechenfenster, Diagramme und Leistungsbilder. Er überprüfte, forschte, sichtete - und begann schließlich wieder von vorne.
    Die Regenbogentechnik der Sphero, die uns so gut wie unbekannt war, wurde zu seiner ganz besonderen Spielwiese. Am Tag nach unserer Landung, am 6. Januar 1346 NGZ, verschwand er in den Tiefen des unterirdischen Reichs zwischen den drei Pyramiden, begutachtete unbekannte Aggregate und erging sich in Nachforschungen, die scheinbar in keinem Zusammenhang standen.
    Er verstand sich darauf, Geheimnisse zu bewahren. Vielleicht konnte er uns nichts verraten, vielleicht verheimlichte er uns bewusst den Zugang zum Wissen jener Wesen, die ihn erschaffen und zum Aktivierungswächter gemacht hatten.
    Ich selbst scheiterte an meinen ehrgeizigen Vorgaben, die Arbeit des Androiden zu verfolgen und einzelne Schritte zu verinnerlichen. Immentri Luz' Verhalten blieb rätselhaft. Er stellte sich in die Mitte eines kleinen, staubigen Raums, kaum größer als eine Abstellkammer, atmete tief durch, drehte sich mehrmals im Kreis und blieb schließlich für mehrere Stunden stehen, ohne irgendeine Reaktion zu zeigen. Irgendwann marschierte er auf eine Wand zu, tastete mit seinen langen, dünnen Fingern über eine bestimmte Stelle, murmelte ein zufriedenes „Gut, gut" und ging anschließend zielstrebig in eine Halle, die Hunderte Meter entfernt war, um dort diese seltsame Prozedur zu wiederholen.
    Kreuz und quer ging es, die Antigravlifte hinauf und hinab, an Sicherheitssperren vorbei, durch Gänge, die wahrscheinlich vor Jahrzehntausenden das letzte Mal betreten worden waren. Unwohlsein packte mich, die feinen Nackenhärchen stellten sich auf. Ich fühlte mich bedroht, von unsichtbaren Geistern der Vergangenheit umgeben. Wer wusste schon, welche Gefahren im Gewirr der unterirdischen Anlagen auf uns lauerten? Unsere Erfahrungen während der letzten Monate hatten uns gelehrt, vorsichtig zu bleiben.
    Auch Icho Tolot, dessen Recht zur Anwesenheit ich mithilfe des Krish'un-Umhangs von der Positronik erwirkt hatte, wurde nicht recht schlau aus den Dingen, die Immentri Luz anstellte. Wir beschränkten uns also auf die Rolle der interessierten Zuseher. „Wie lange noch?", fragte ich Immentri Luz am Ende des Tages. „Ich verstehe die Frage nicht ..."
    „Wie lange wird es dauern, bis du weißt, ob und warum dein Artgenosse die Veränderungen vorgenommen hat? Wie lange, bis du die Mechanismen so weit im Griff hast, um eine Weiterreise zu bewirken?"
    „Mehrere Wochen eurer Zeit", gab Immentri Luz wortkarg zur Antwort.
    Er marschierte einen der seltenen Treppenabsätze hinab, ließ uns einfach stehen. Aufflammendes Licht, grell und weiß, empfing ihn, nahm ihn auf. „Sollen wir hinterher?", fragte Icho Tolot.
    Selbst er wirkte ratlos und irgendwie ... unsicher. „Lassen wir's bleiben. Es folgen ihm ohnehin mehrere Robotdrohnen, die alles aufzeichnen, was er macht."
    Ich drehte mich um und ging Richtung Ausgang davon. Ich benötigte die Hilfe meines untrüglichen Gedächtnisses, um den richtigen Weg zu finden. Der Haluter folgte mir schweigend.
    Hatte uns anfänglich große Euphorie über den unkomplizierten Transport ins Gulver-System getragen, so mussten wir nunmehr darauf achten, Laune und Moral der Expeditionsteilnehmer hochzuhalten. Die Schiffspsychologen entschieden darüber, was den Besatzungsmitgliedern der kleinen Flotte an Informationen zugänglich gemacht wurde. Schwerlich konnten wir über Bordfunk verlautbaren lassen, dass Immentri Luz unsere einzige Hoffnung darstellte und wir keine Ahnung hatten, wie unser weiterer Weg aussehen würde.
    Wir hatten keine Wochen zur Verfügung, verdammt! Die Lethargie-Strahlung mochte sich zwar kurzfristig nicht auswirken - doch ein oder zwei Monate stellten einen Zeitraum dar, der mit Sicherheit erste negative Auswirkungen mit sich bringen würde.
    Darüber hinaus mussten wir uns weiterhin vor den Tad de Raud in Acht nehmen. Sie hatten die Schiffe ihrer kleinen Flotte an den Außengrenzen des Gulver-Systems verteilt. Ab und zu ließ ich zwecks Abschreckung die beiden Haluter-Schiffe Patrouille fliegen - doch diese Drohgeste würde, wenn ich die Vampirähnlichen richtig

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