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24 kurze Albträume (German Edition)

24 kurze Albträume (German Edition)

Titel: 24 kurze Albträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Schleheck , Oliver Henzler , Michael Rapp , Bernhard Giersche
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ver­stan­den. Das wäre hier auch gar nicht mög­lich. Die Frau­en kom­men alle aus Os­t­eu­ro­pa, Russ­land, Tsche­chi­en, Po­len, und man darf sich nicht wun­dern, wenn Olga plötz­lich nicht mehr da ist und eine Na­d­ja an ih­rer Stel­le sitzt und auf Kund­schaft war­tet. Ich zu­min­dest wun­de­re mich schon lan­ge nicht mehr dar­über.
    Nun woll­te ich Ih­nen ja erzählen, was mich zu Pros­ti­tu­ier­ten treibt. Also, ich lie­be es, in die­sen klei­nen, ver­träum­ten Bu­den zu sit­zen. Nur sie und ich, als wären wir die letzten Men­schen auf der Welt. Wer wür­de da nicht ro­man­tisch wer­den? Ich be­trach­te Rus­la­na in ih­rer Kluft, spü­re ihre ge­spann­te, manch­mal auch ängst­li­che Stim­mung. Rich­tig auf­ge­geilt war noch nie eine, ich weiß das, ich mer­ke es so­fort, wenn eine Frau aus sich her­aus be­reit ist. Aber das ist bei Iri­na nie der Fall. Au­ßer­dem lege ich da auch gar kei­nen Wert dar­auf. Denn an Sex habe ich kein In­ter­es­se, wenn ich bei ei­ner Pros­ti­tu­ier­ten sit­ze.
    Und das ist der zwei­te Punkt – mei­ne Fan­tasi­en könn­te ich näm­lich im Bor­dell oder auf dem Straßen­strich gar nicht aus­le­ben. Ich brau­che Ruhe, ich brau­che Ab­ge­schie­den­heit, ich brau­che Platz und einen ver­schwie­ge­nen Wald.
    Ich soll­te Ih­nen wohl erzählen, wie mein Be­such bei ei­ner Pros­ti­tu­ier­ten ab­läuft, dann wird es kla­rer. Zu­erst par­ke ich den Wa­gen gut einen Ki­lo­me­ter ent­fernt. Den Rest des Weges lege ich zu Fuß zu­rück. Am Wohn­mo­bil an­ge­kom­men tre­te ich an das Fens­ter. Swet­la­na läßt die Schei­be run­ter, und ich sage ihr, was ich will und was das kos­ten soll. Na­ta­scha muss erst über­le­gen, ob sie ak­zep­tiert, aber ei­gent­lich hat sie ja eh kei­ne Wahl und nimmt an. Ich gehe um das Mo­bil her­um zur Tür, put­ze mir die Schu­he ab, und Lena läßt mich in ihr klei­nes Reich. Und wenn ich da erst mal da drin bin, dann ver­las­se ich es erst wie­der, wenn ich fer­tig bin.
    Na­tür­lich ist die Stim­mung et­was ge­spannt. Es ist klar, dass Na­ta­lia mir nicht un­be­dingt ver­traut. Auf der einen Sei­te bin ich ihr un­heim­lich, auf der an­de­ren Sei­te al­ler­dings habe ich ihr ein An­ge­bot ge­macht, dass je­mand wie sie nicht ab­leh­nen kann. Also fra­ge ich, ob sie uns nicht viel­leicht einen Kaf­fee ma­chen könn­te. Auf die­se Wei­se ge­lingt es mir ei­gent­lich im­mer, das Eis zu bre­chen, und nach und nach ver­fal­len wir in einen Plau­der­ton. Jana erzählt mir von ih­rem Le­ben in der ukrai­ni­schen Pro­vinz, und ich höre es mir ge­dul­dig an. Im Grun­de in­ter­es­siert es mich nicht be­son­ders, vor al­lem, weil ich die­se Ge­schich­te so oder so ähn­lich bes­timmt schon zig Mal ge­hört habe. Aber so fasst sie schließ­lich Ver­trau­en zu mir, und dar­auf kommt es an. Dar­über hin­aus muss ich ja ir­gend­wie die Zeit tot­schla­gen, bis der Bote kommt. Und schließ­lich ist Vor­freu­de die schöns­te Freu­de. Nie­mand weiß das bes­ser als ich. Wenn es erst ein­mal an­ge­fan­gen hat, ist es fast auch schon wie­der vor­bei.
    Was ein Bote ist? Nun, er ist ge­wis­ser­maßen der Ge­biets­lei­ter. Er fährt einen schicken Sport­wa­gen und hat die Wohn­mo­bi­le un­ter Kon­trol­le. Das be­deu­tet, dass er re­gel­mäßig die Ta­ges­ein­nah­men ab­holt, nach­sieht, ob al­les in Ord­nung ist und ob nicht etwa ir­gend­wo eine auf ei­ge­ne Rech­nung ar­bei­tet. Das kann für Al­ju­scha ziem­lich übel aus­ge­hen, wenn sie auf die Für­sor­ge­pflich­ten ei­nes Bo­ten ver­zich­tet. Schnit­te an den Hand­ge­len­ken, oder, im Wie­der­ho­lungs­fal­le, im Ge­sicht, um der Kon­kur­renz das Ge­schäft zu­künf­tig zu er­schwe­ren, sind die üb­li­che Vor­ge­hens­wei­se. Schnit­te… Al­lein bei dem Ge­dan­ken fängt es bei mir an zu krib­beln. 
    Aber na­tür­lich muss ich den Be­such des Bo­ten ab­war­ten. Da mein Wa­gen an ei­ner ganz an­de­ren Stel­le steht, er­war­tet der Bote, dass Ana­sta­sia brav hin­term Steu­er sitzt und auf Kun­den war­tet. Und wenn er sie da nicht an­trifft, kommt er an die Tür, klopft an und ver­langt zu wis­sen, wie­so die »Schlam­pe« nicht am »ko­bern« ist. Ich has­se die­sen Jar­gon. Ich nicke Ele­na

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