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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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am Automaten abheben kannst, reicht für das Lösegeld nicht aus. Und selbst wenn die Banken geöffnet hätten, würde eine so hohe Geldabhebung Misstrauen wecken.«
    »Und wo liegt der Unterschied, wenn ich es morgen früh abhebe? Wie soll denn Ihrer Meinung nach das Lösegeld beschafft werden?«
    »Dein Ehemann wird seinen Finanzberater hier, Gray Davidson, anrufen und ihm eine hübsche Geschichte erzählen. Er hat soeben die größte Skulptur von Walter Anderson entdeckt, die bisher vermisst wurde. Es ist eine männliche Figur mit einem Geweih, die Mississippi-Vater heißt. Davon existiert nur ein Foto, und viele Leute glauben, dass sie aus Andersens Haus gestohlen wurde. Sie hat einen Wert von...«
    »Sie ist wertvoller als alle Gemälde, die er je gemalt hat«, unterbrach ihn Karen. »Weil es nur wenige Skulpturen von ihm gibt.«
    Hickey grinste sie an. »Klasse, was? Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Von diesen verdammten Ärzten kann ich ein Lied singen. Sie sammeln alle was: Autos, Boote, Bücher, irgendwas. Man muss sich ja nur mal diese Küche hier ansehen. Nur die teuersten Markengeräte. Ich wette, du hast wie diese Filipino-Schlampe, Imelda Marcos, achtzig Paar Schuhe oben stehen. Kaum zu glauben, wie diese Leute ihr Geld verschleudern. Wie viele Gallenblasen kann dein Mann denn in einem Monat herausnehmen?«
    »Will ist nicht so.«
    »O nein, er gibt nicht mehr Geld pro Jahr für Gemälde aus als für die Gehälter seiner Angestellten. Diese Ärzte... Das Messer braucht nur auszurutschen, jemand stirbt, und dann heißt es: Oje, tut mir Leid, da war nichts zu machen. Ich würde mich gerne noch um sie kümmern, aber ich bin um zwei Uhr zum Tee verabredet.«
    Karen wollte ihm widersprechen, aber ihr war klar, dass das ihre Lage auch nicht verbessern würde. Hickey wusste zwar sehr gut über ihr Leben Bescheid, doch es gab auch große Lücken. Abbys Diabetes. Wills Arbeit. Will benutzte niemals ein Skalpell bei seiner Arbeit. Er war Anästhesist. Er benutzte Betäubungsmittel und Spritzen. Sie musterte Hickey und versuchte herauszubekommen, was sich hinter diesem Mann mit dem großen Mund verbarg. Eines wusste sie schon: Dieser Typ war ziemlich empfindlich.
    »Auf jeden Fall wird Will morgen früh Davidson anrufen und ihm sagen, dass er ihm zweihundert Riesen nach Biloxi schicken soll. Er wird ihm zu verstehen geben, dass es eine einmalige Gelegenheit sei, diese Skulptur zu kaufen, und der Besitzer Bares sehen will. Für den Fall, dass der begriffsstutzige Gray Davidson misstrauisch wird, geht Wills liebende Gattin in sein Büro und bestätigt die Überweisung. Das ist normalerweise nicht erforderlich, aber es ist immerhin ein hübsches Sümmchen. Darum fahren wir beide zu Davidson. Ich warte draußen, während du in sein Büro gehst und ein bisschen mit ihm plauderst. Dieser Will muss immer seinen Kopf durchsetzen, wenn er so ein Kunstwerk entdeckt. Was will man machen? Männer sind nun einmal so. Dann unterschreibst du die Überweisung, und die zweihundert Riesen werden mit Lichtgeschwindigkeit nach Biloxi geschickt. Meine Partnerin fährt mit deinem Gatten zur Bank in Biloxi, er geht in die Bank, kommt mit der Kohle wieder raus und gibt sie meiner Partnerin. So einfach ist das.«
    »Und das alles für zweihunderttausend Dollar?«
    Hickey schüttelte lachend den Kopf. »Sag ich ja. Für dich ist diese Summe nichts. Eine Anzahlung für ein Haus. Diese Zweihunderttausend tun dir gar nicht weh. Und das ist der springende Punkt. Das Geld ist sofort verfügbar. Du kannst es sofort abheben und den Verlust leicht verschmerzen. Du bist glücklich, ich bin glücklich, und dein Kind ist wieder zu Hause, ohne dass ihm ein Haar gekrümmt wurde. Was willst du mehr?«
    »Ich will, dass Abby hierher kommt! Warum kann sie nicht bei uns bleiben? Oder wir bei ihr? Dadurch würde sich doch an Ihrem Plan überhaupt nichts ändern.«
    Hickeys Lächeln erlosch. »Diese Operation funktioniert nur, weil Angst eine große Rolle spielt. Deine Angst um Abby. Wills Angst um dich und um Abby. Nur die Angst hält dich davon ab, jetzt sofort auf den Abzug zu drücken, stimmt's?«
    Karen antwortete nicht.
    »Die meisten Kidnapper sind total blöd. Sie werden im Moment der Lösegeldübernahme geschnappt. Oder sofort danach. Sie versuchen, die ganze Sache so kompliziert wie möglich zu machen, aber in Wahrheit ist keine Lösegeldübergabe vor dem FBI sicher. Noch nicht einmal, wenn das Geld nach Brasilien überwiesen wird. Die

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