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24 Stunden

24 Stunden

Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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nicht einmal gehört hat und von denen selbst Ihre wildeste Jugendfreundin noch nichts wusste. Wann sind Sie zum letzten Mal viermal in einer Nacht gekommen?«
    Will hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten.
    »Dachte ich's mir doch. Es geht aber. Ich schaffe das. Und wenn Sie mein Kind hätten, würde ich es tun. Gerne sogar. Sobald ich mein Kind zurückhätte, würde ich Sie allerdings verpfeifen.«
    Er wollte etwas erwidern, aber wozu? Sie würde sich nicht überzeugen lassen.
    Cheryl hob ihr Glas, als wollte sie ihm zuprosten. »Machen Sie sich nichts draus. Wie gesagt, das liegt in der Natur des Menschen.«
    Will hörte ihr nicht mehr zu. Er dachte über das nach, was Cheryl gesagt hatte. Sie würde mit ihm ins Bett gehen, um ihr Kind zu retten. Und wie weit würde Karen gehen, um Abby zu retten? Und warum hatte Hickey wirklich beschlossen, die Nacht bei Karen und nicht bei ihm zu verbringen?

7

    Hickey fuhr den Expedition in die Garage und stellte den Motor ab. In der folgenden Stille war nur das Klicken des Motors zu hören. Karen, die den feuchten Ledersitz unter ihrem Hinterteil spürte, war durch ihre Angst wie gelähmt.
    »Jetzt fängt die Party an, Schätzchen«, sagte Hickey. Er öffnete die Tür, stieg aus und wartete im schwachen Schimmer der Außenbeleuchtung. »Es hat keiner was davon, wenn du hier sitzen bleibst.«
    Karen steckte ihren Slip zwischen die Jeans und stieg ebenfalls aus. Sie war dankbar, dass ihre Bluse ihr Hinterteil bedeckte, als sie durch die Waschküche gingen. Vor der Tür blieb sie stehen. Hickey kam zu ihr und reichte ihr den Schlüsselbund.
    »Schließ auf«, sagte er. »Es ist dein Haus.«
    Karen klemmte sich die Jeans unter den Arm, beugte sich vor und umklammerte den Türknauf mit der linken Hand. Als ihre Hand das Messing berührte, fuhr ihr ein leichter Schock durch die Glieder. Bevor dieses Haus entstand, hatte sie es auf einem Blatt Papier entworfen. Jeden Raum. Jedes Fenster. Sie hatte den Türknauf ausgesucht. Mit dem Architekten die Entwürfe durchgearbeitet. Die Zulieferer gehetzt. Die Ziegelsteine der Veranda mit Mörtel bestrichen. Die Wände im Haus gestrichen. In dieses Haus hatte sie sich persönlich eingebracht. Es war ein Teil von ihr geworden.
    Und jetzt sollte es entweiht werden. Im Grunde war das schon mit Abbys Entführung geschehen. Doch die Schändung, die sie jetzt erwartete, würde noch folgenschwerer sein. Sie wusste ganz genau, was in Hickeys Kopf vorging. Er wollte ihren Körper. Punkt. Und das war noch nicht alles. Er wollte ihre Ehe schänden.
    »Komm«, sagte er. »Die Uhr läuft.«
    In ihrer Verzweiflung schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Sie könnte die Tür nur einen Spalt öffnen, um ins Haus zu huschen, und die Tür hinter sich abschließen. Abschließen und die Polizei rufen. Aber was würde sie dadurch erreichen? Abby würde leiden und sterben. Hickey hatte ein Handy bei sich, und er konnte seinen Cousin, diesen Riesen, innerhalb von Sekunden erreichen. Nein. Sie hatte keine andere Wahl. Sie musste ihm gehorchen.
    Karen drehte den Schlüssel im Schloss herum und ging durch die Waschküche und die Speisekammer in die Küche. Sie hätte gerne ihre Jeans wieder angezogen, aber dann hätte Hickey möglicherweise sofort härtere Geschütze aufgefahren. Sie stand einfach da neben dem Backofen auf dem kleinen Podest und wartete auf Befehle.
    Hickey kam lächelnd auf sie zu. »Rauf ins Schlafzimmer!«
    Karen drehte sich um und ging durch den Korridor. Ihre Füße waren schwer wie Blei. Sie wandelte auf Abbys Spuren und folgte den letzten Schritten, die Abby hier im Hause gegangen war. Dieser Gedanke rief Schuldgefühle in ihr hervor, doch er stärkte auch ihren Willen, Widerstand zu leisten. Obwohl Abbys Zimmer geschlossen war, konnte man den tröstenden Geruch ihrer Stofftiere und all der Spielsachen des kleinen Mädchens vor ihrer Tür wahrnehmen.
    »Bleib stehen!«, befahl Hickey.
    Karen blieb stehen. Er griff um ihre Taille herum und öffnete die Tür von Abbys Zimmer. Schwaches Mondlicht drang durchs Fenster und fiel auf die unzähligen Zimmerbewohner.
    »Schau dir das alles gut an, Schätzchen. Das ist der Grund, warum wir heute Nacht gute Freunde sein werden.«
    Karen sah sich um. Dadurch erhielt sie die Berechtigung, all das zu tun, was sie heute Nacht tun musste. Damit Abby in ihr Heiligtum zurückkehren konnte.
    Hickey schob seine Hand von hinten unter ihre Bluse und schlug ihr auf den Hintern. Als sie zusammenfuhr, lachte er.

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