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24 Stunden

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Titel: 24 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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waren und seine Hüften und Oberschenkel wie eine Brücke zwischen dem Stuhl und der Truhe lagen. »Stell dich über mich«, sagte er.
    »Dann setzt du dich hin und tanzt. Das nennt man Sofa-Dance.«
    Sofa-Dance?
    »Beeil dich«, drängte er sie. »Genau hier.«
    Er zeigte auf seinen Schoß. Karen hatte die Grenze des Ertragbaren erreicht. Sie stieg über seine ausgestreckten Beine, setzte sich aber nicht darauf. Jetzt konnte von einem Tanz nicht mehr die Rede sein. Sie konnte lediglich ihren Oberkörper ein wenig hin und her wiegen. Hickey schien das im Moment zu reichen.
    »Dreh dich um«, sagte er.
    Es kam ihr so vor, als würde er schon ein wenig lallen. Sie stieg mit dem linken Bein über seine Beine und schwang dann das rechte über seinen ausgestreckten Körper, sodass sie auf seine Füße sah. Sie war dem Himmel dankbar, dass sie ihren Slip noch trug. Ihr Blick war auf den Lichtschalter des Badezimmers gerichtet, dessen Tür einen Spalt geöffnet war.
    »Verdammt«, sagte Hickey leise. »Das ist ja ein richtiges Kunstwerk. Beug dich nach vorn. Langsam.«
    Karen schloss die Augen und beugte sich über seine Füße. Sie wusste, dass sie seinen Blicken jetzt schutzlos ausgeliefert war, und sie hatte entsetzliche Angst, dass er sie berühren würde.
    Und das tat er - doch mit einem Geldschein und nicht mit der Hand. Ein weiterer Geldschein. Diesen steckte er unter ihren Slip. Karen erschauerte vor Ekel, als sie daran dachte, wer das Geld schon alles in Händen gehabt haben könnte. In der nächsten Sekunde wurde ihr bewusst, dass der Ekel vor dem Geld nichts war gegen ihre Abscheu, die sie empfinden würde, wenn er sie vergewaltigte.
    »Dreh dich um.«
    Sie gehorchte. Zu ihrem Entsetzen sah sie, dass Hickey mit einer Hand erregt über seine Hose rieb. Ihr drehte sich der Magen um, und sie war froh, dass sie schon längere Zeit nichts mehr gegessen hatte. Vielleicht wäre es auch besser gewesen, sie hätte etwas gegessen. Sie hatte gehört, dass das Erbrechen eine gute Abwehr gegen eine Vergewaltigung war. Allerdings verstand sie nicht, wie beides gleichzeitig geschehen konnte. Wenn sie Hickey jetzt berührte, würde sie sich vielleicht dennoch übergeben.
    »Das waren zwanzig«, sagte er. »Zwanzig für den Slip.«
    Karen schaffte es nicht. Sie konnte sich nicht von dem Kleidungsstück trennen, das sie davor bewahrte, ihm splitternackt ausgeliefert zu sein. »Wir haben die ganze Nacht Zeit«, sagte sie. »Drängen Sie doch nicht so.«
    »Sitz!«, befahl Hickey, als wäre sie ein Hund.
    Karen nahm all ihre Kraft zusammen, um ihm zu gehorchen, doch es gelang ihr nicht.
    Hickey umklammerte ihre Hüften mit seinen starken Händen und zog sie auf seinen Schoß. Bei der ersten Berührung wurde ihr Körper von einem Sturm unterschiedlicher Gefühle erschüttert. Zuerst kam das Entsetzen, weil es jetzt Wirklichkeit wurde. Der Whiskey hatte es nicht geschafft, diesen Mann seiner Manneskraft zu berauben. Es gab nur einen Ausweg, und das war sein Tod, aber wenn sie es irgendwie schaffte, ihn zu töten, würde auch Abby sterben.
    Auf das Entsetzen folgte lähmende Ungläubigkeit. Seit fünfzehn Jahren hatte sie nur Will in sich gespürt, und nur zwei andere Männer vor ihm. Es war für sie eine Beleidigung ihrer Intimität, dass sie ein Mann, den sie sich nicht selbst ausgesucht hatte, dort berührte. Doch tief in ihrem Innern spürte sie Schuldgefühle, dass sie es so weit hatte kommen lassen. Auch wenn ihr Verstand ihr sagte, dass sie keine Alternative hatte, nagte ein Zweifel an ihr, der ihr sagte, dass es eine andere Möglichkeit hätte geben müssen. Eine Möglichkeit, die mutigere oder moralisch gefestigtere Frauen sofort erkannt hätten. Karen sah jedoch nur eine Alternative, und das war Abbys Tod.
    Als Hickeys entzücktes Stöhnen an Karens Ohr drang, spürte sie, dass sie die Grenze des Erträglichen erreicht hatte. Egal, was Nicole Kidman in dem Spielfilm getan hatte, sie jedenfalls konnte es nicht ertragen, von einem Mann vergewaltigt zu werden. Egal von welchem Mann. Egal aus welchem Grund. Ihre Antwort auf die immer wiederkehrende Frage, ob man kämpfen oder sich unterwerfen sollte, war ein eindeutiges Ja für den Kampf.
    Hickey stöhnte wieder, und diesmal ging ihr der Ton durch Mark und Bein. Wills Stöhnen beim Sex hörte sich manchmal ganz genauso an. Der Gedanke, dass es irgendwelche Parallelen zwischen dem Sex mit ihrem Ehemann und diesem Fremden geben könnte, erregte ihre Übelkeit. Aber es gab dennoch

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