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240 - Zeitsplitter

240 - Zeitsplitter

Titel: 240 - Zeitsplitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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tauchte Lityi im Tunnel auf. Sie trug ein graues Fellbündel auf den Armen und verschwand schon eine Sekunde später aus seinem Blickfeld. Trotzdem war Matt etwas aufgefallen.
    Er wandte sich an Crow. »Das war Lityi«, raunte er ihm zu. »Aber wenn ich richtig gesehen habe, hatte sie keinen Tentakel im Nacken!«
    Crow zog die Brauen zusammen. »Wenn sie einen trug, müsste er auch jetzt noch zu sehen sein«, bemerkte er.
    Matt schaute noch einmal durch den Spalt. »Nichts.« Er überlegte. »Ich dachte bisher, sie wäre auf Gedeih und Verderb mit dem Koordinator verbunden. Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Offenbar kann sich der Tentakel abkoppeln.«
    »Dann müsste sie jetzt frei sein!«
    Crows Stimme klang unternehmungslustig. »Nutzen wir die Gelegenheit! Wir schnappen sie uns und quetschen sie aus!«
    Matt hätte es zwar anders formuliert, aber auch er sah die Chance, die sich ihnen bot. Wenn Lityi nicht in der Gewalt der bionetischen Lebensform war, konnte sie ihnen eine unschätzbare Hilfe sein.
    »Okay, wir folgen ihr«, stimmte er zu und schob gleichzeitig mit den Armen die Membran auseinander. Ab einem bestimmten Widerstand glitt sie ganz auf und entließ die beiden Männer in den Zwischengang. »Aber dafür müssen wir an dem Reservoir vorbei.«
    Kurz durchzuckte ihn der Gedanke, dass es genau das war, was Rantt’ek plante: sie mit Lityi in eine Falle zu locken.
    Crow schien diese Sorge nicht zu teilen. »Wir halten den größtmöglichen Abstand und springen einzeln daran vorbei«, sagte er. »Jetzt können Sie mal beweisen, wie fit Sie sind, Commander.«
    »Führen Sie keine Reden«, konterte Matt. »Beeilen wir uns, bevor wir sie aus den Augen verlieren…«
    5.
    Veränderte ein Geschöpf unmittelbar nach dem Tod sein Gewicht?
    Kaya jedenfalls kam Lityi absurderweise viel schwerer als zu Lebzeiten vor. Das mochte aber zum Teil auch an der Felldecke liegen, die Lityi um den Körper des Vierbeiners gewickelt hatte.
    Während sie dem inneren Tunnel der Anlage folgte, beschäftigte sie sich mit dieser und anderen Fragen, lenkte sich ab, um sich nicht dem Schmerz ergeben zu müssen, den der Verlust in ihr anrichtete.
    Endlich erreichte sie den Ort, um den sie für Kaya gebeten hatte. Die Wand öffnete sich, und Lityi trat mit ihrer Last ein. Hinter ihr schloss sich die Membran.
    Es dauerte eine Weile, bis sich an der Decke der Ruhekammer ausreichend viele Lichtpunkte aktiviert hatten. Solange stand Lityi ganz ruhig da und wartete. Endlich erkannte sie Umrisse. Der Friedhof war klein und überschaubar. Wer es hierher geschafft hatte, von dem war jede Sorge abgefallen. Der ruhte auf immer.
    Lityi kam gerne hierher. In ihrer Vorstellung hatte sie mit manchem der Toten stumme Zwiesprache gehalten, und Rantt’ek hatte ihr auf ihr Bitten hin die Gesichter ihrer Vorgänger gezeigt – wie sie einstmals ausgesehen hatten, als sie noch voller Leben und Vitalität waren.
    Davon war nichts geblieben.
    Es tröstete Lityi, dass Rantt’ek auch ihr Andenken bewahren würde, wenn die Zeit gekommen war. Und sie schwor sich, es ebenso mit Kaya zu halten: In ihrer Erinnerung würde die Wolfshündin so bewahrt bleiben, wie sie in ihren besseren Tagen ausgesehen hatte. Das, was jetzt noch von ihr übrig war, entsprach dem kaum mehr.
    Gefasst nahm Lityi Abschied von dem einzigen Freund, den sie während der Jahre ihrer Gefangenschaft gehabt hatte.
    Erst als sie den Friedhof verließ, schweiften ihre Gedanken zu den beiden Fremden, die die Monotonie ihres Alltags gestört hatten. Doch selbst wenn Rantt’ek sie ebenso vereinnahmte, wie er es mit Lityi getan hatte, glaubte sie nicht, dass sie in einem von ihnen einen Freund gewinnen würde, der Kaya ersetzen konnte.
    Zumal Lityi Mühe hatte, sich in ihren Gedanken überhaupt mit den Fremden auseinanderzusetzen. Oder dem »Draußen«, von wo sie kamen.
    Die Erinnerung an die Welt jenseits der Anlage war nach und nach verblasst. Es gab kaum noch Bilder, die Lityi dazu abzurufen vermochte. Dafür war sie voller anderer Szenen, von denen sie sicher war, sie nie selbst gesehen und erlebt zu haben. Rantt’ek hatte sie damit »gefüttert«. Er hatte Bilder aus ihr herausgenommen und mit seinen ersetzt. Vielleicht meinte er es nur gut. Er war nicht böse. Nur völlig… anders.
    Obwohl der Koordinator Lityi wie eine Gefangene hielt und in gewisser Weise auch der Folter aussetzte – wenn er seine Tentakel in sie trieb –, hasste Lityi ihn nicht. Er war kein Freund, aber auch

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