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2408 - Krieg der Prozessoren

Titel: 2408 - Krieg der Prozessoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Amanaat-Marmeen, eine Wanderpflanze von Morann. Diesen fünften von sechzehn Planeten der Sonne Mersno hatte ich vor vielen Jahren kurz besucht. Die Bewohner kannte ich als außergewöhnlich einfühlsame Wesen, die ihre ausgeprägten Para-Gaben in den Dienst anderer stellten und als Mediziner große Erfolge feierten. Zeitweise hatten die Morannii sogar mit den Aras um den Ruf als die Galaktischen Mediziner konkurriert.
    Ich überflog den Bericht, den Amanaat-Marmeen verfasst hatte. In der Tat schien das, was sie erwähnte, ein interessantes Phänomen zu sein, und es zeichnete eine dunkle Wolke an den Horizont. Offenbar waren die letzten Tage und Wochen tatsächlich eine Art Ruhe vor dem Sturm gewesen, nur dass mir die Anzeichen, die den Sturm ankündigten, entgangen waren. Ganz im Gegensatz zu der Medikerin von Morann.
    Ich nahm Kontakt zu Dr. Indica auf.
    Die Nexialistin meldete sich nur Sekunden später. Ihr holografisches Abbild im Kommunikationsterminal sah verkniffen aus, die Augen blickten verschwommen.
    „Atlan", sagte sie mit schläfriger Stimme.
    „Störe ich?"
    „Ja", antwortete sie unverblümt.
    „Aber dafür kannst du nichts. Du kannst schließlich nicht damit rechnen, dass jemand um diese Zeit schläft. Ich habe mir die Pause auch nur deshalb gegönnt, weil sich meine beiden Mitarbeiter krankgemeldet haben und ich deshalb das für diesen Nachmittag geplante Experiment ohnehin nicht durchführen konnte."
    „Du musst dich nicht rechtfertigen."
    „Ich rechtfertige mich nicht", korrigierte sie. „Ich erkläre."
    „Das mit der Krankmeldung deiner Mitarbeiter liefert mir ein gutes Stichwort. Haben sie Kopfschmerzen, die trotz der Einnahme von Medikamenten nicht weichen wollen?"
    „Woher weißt du das?"
    Da bislang sie diejenige gewesen war, die mit nebulösen Andeutungen bei mir aufgetaucht war, drehte ich diesmal mit Genuss den Spieß um, obwohl mir seit Amanaat-Marmeens Meldung nicht zum Spaßen zumute war. „Ich würde dich gerne zu einem Treffen mitnehmen."
    „Hat es mit ESCHER zu tun?"
    „Abwarten."
    „Ich komme", sagte sie schlicht.
    Das Letzte, was ich sah, ehe das Bild auf dem Kommunikationsterminal erlosch, war, wie sie mit gespreizten Fingern durch ihr Haar fuhr.
     
    *
     
    Wenig später standen wir dem vielleicht ungewöhnlichsten Wesen in der RICHARD BURTON gegenüber.
    Die Morann-Wanderpflanze überragte uns beide, neigte jedoch ihr Kopfsegment, das die Form einer stachelbewehrten Fangklappe aufwies.
    Die Öffnung zitterte leicht. Ich wusste, dass sich Morannii sowohl fotosynthetisch als auch durch Aufnahme von Fleisch ernährten; die Fangklappe ließ ahnen, dass sie dabei recht große Brocken verdauen konnten.
    Ich danke euch, dass ihr gekommen seid, sendete Amanaat-Marmeen telepathisch. Ich habe lange gezögert, den Bericht abzuschicken und um Aufmerksamkeit zu bitten.
    Da die Morannii besonderen Wert auf Höflichkeit legten, ließ ich mich nicht lumpen. „Wir müssen dir danken, dass du aufmerksam genug warst, Verbindungen zwischen verschiedenen Statistiken zu suchen und zu finden. Wir sind auf Besatzungsmitglieder angewiesen, die selbstständig denken und handeln."
    Etliche der roten Stacheln richteten sich auf; aus einigen quoll ein giftig grünes Sekret.
    Ich verfolge die Nachrichten im Zusammenhang dieses Phänomens, seit ich vor einigen Wochen mit einer ganzen Anzahl Patienten konfrontiert wurde, die unter eingebildeten Grippesymptomen litten, die sich körperlich manifestierten. Das war das größte Ausmaß akuter psychosomatischer Krankheiten, das ich jemals an einem Ort gesehen habe. Und ich habe im Laufe meiner Karriere sehr viel gesehen.
    Indica trug diesmal auf der schwarzen Kleidung keine Applikationen, weil sie wohl keine Zeit gefunden hatte, sie nach ihrem Mittagsschlaf anzulegen. Sie warf mir einen verärgerten Blick zu. „Ich kenne diesen Bericht leider nicht."
    Amanaat-Marmeen drehte ihr die Blätter zu. Ich habe sämtliche in der RICHARD BURTON auftretenden Fälle von Paranoia protokolliert.
    „Paranoia?"
    Davon bin ich zuerst ausgegangen und habe nach und nach die Liste erweitert um sonstiges auffälliges Verhalten von bis dahin untadeligen und zweifelsohne diensttauglichen Besatzungsmitgliedern.
    Auf einem Expeditionsschiff wie der RICHARD BURTON gab es ein Selektionsverfahren, ehe jemand den Dienst antreten durfte. Wohl gab es immer einige Fälle von Fehlbesetzungen, aber der durchschnittliche Raumfahrer war für seine Arbeit ausreichend oder sogar in

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