2408 - Krieg der Prozessoren
hohem Maß qualifiziert.
Dennoch gab es seit Wochen eine Vielzahl von Personen in der BURTON, die unter unerklärlichen Angstzuständen, mentalen Fehlleistungen oder Anfällen von Verfolgungswahn litten. Auch kam es häufig zu Streitereien, weil man sich gegenseitig fachlicher Inkompetenz bezichtigte, und in unerklärlich hohem Maß zu Funktionsausfällen, die auf menschlichem Versagen basierten.
All diese Fakten, die ich dem Bericht der Medikerin entnommen hatte, präsentierte diese nun vor meiner Begleiterin. Ich sah Indica an, dass sie dieselben Schlussfolgerungen zog wie ich. An Bord der BURTON stimmte etwas nicht, und unser beider Verdacht lief in die gleiche Richtung: ESCHER. Auf welchem Weg auch immer. Ehe ein solcher Verdacht ausgesprochen werden konnte, mussten andere Alternativen ausgeschlossen werden.
Die Medikerin ratterte weiterhin Fakten herunter. Immer häufiger kommt es zu Fehlleistungen hervorragender Fachkräfte, die auf Konzentrationsmangel zurückzuführen sind.
Meist klagen diese Leute über Kopfschmerzen.
Ich warf Indica einen vielsagenden Blick zu.
Kaum jemand scheint in der Lage zu sein, die eigene Leistungsfähigkeit richtig einzuschätzen. Seit drei Tagen nehmen diese Fälle überhand, und es ist bislang nur deshalb nicht aufgefallen, weil lediglich Routinearbeiten zu erledigen sind. Übrigens ist zu einem unwahrscheinlich hohen Prozentsatz gerade die Führungsriege des Schiffes betroffen.
„Hast du eine Erklärung für all das?", fragte Dr. Indica. Ihr Blick wanderte dabei am knolligen Leib der Wanderpflanze auf und ab.
Ich vermutete zunächst, es könnte sich um ein kosmisches Phänomen handeln, etwa um bislang unbekannte Auswirkungen von Langstreckenflügen im Leerraum zwischen den Galaxien im Zeitalter der Hyperimpedanz.
Veränderte hyperphysikalische Konstanten könnten sich durchaus auf die Psyche eines Raumfahrers auswirken.
Auch zog ich in Erwägung, dass es ein auf Distanz wirksames Phänomen im Zusammenhang mit der Entstehung der Negasphäre sein könnte.
„Aber?"
Während des letzten Zwischenstopps habe ich Kontakt zu Medikern in den anderen Schiffen des Geschwaders aufgenommen. Dort gibt es keine derartigen Vorkommnisse. Also muss der Auslöser in der RICHARD BURTON selbst zu finden sein.
Ich bat Amanaat-Marmeen, die Situation im Schiff weiterhin zu beobachten und Meldungen auszuwerten. „Ich bin für dich jederzeit zu sprechen. Du hast uns womöglich einen extrem wertvollen Hinweis geliefert. Wir werden uns darum kümmern."
Ich verabschiedete mich mit einer ausgedehnten Höflichkeitsfloskel.
Nachdem wir die Medostation der Wanderpflanze verlassen hatten, sagte Indica nur ein Wort: „ESCHER."
„Du beurteilst es also genauso?"
Indica hatte sichtlich Feuer gefangen. „Die Parapositronik besitzt eine mentale Komponente. Also könnte eine mental wirksame Strahlung von ihr ausgehen. Diese Strahlung könnte der Auslöser für die von Amanaat-Marmeen beobachteten Phänomene sein. Möglicherweise liegt das noch nicht einmal in ESCHERS Absicht."
Wir traten in einen Antigravschacht, der uns zurück zur Zentrale brachte. „Wir müssen das alles genau im Auge behalten. Vielleicht bin ich tatsächlich zu leichtsinnig und unaufmerksam geworden, weil so lange nichts vorgefallen ist."
„Nichts vorgefallen?", fragte sie skeptisch. „Wie Amanaat-Marmeen uns gezeigt hat, ist sehr viel vorgefallen. Wir haben es lediglich nicht bemerkt. Unsere Blindheit ändert jedoch nichts an den Tatsachen."
„Trim und Startac sollen sich intensiv mit diesem Phänomen beschäftigen. Vielleicht sind sie als Mutanten eher in der Lage, mentale Strahlungen wahrzunehmen, wenn sie gezielt danach suchen." Gerade auf Trim als Kosmo-Spürer setzte ich dabei große Hoffnungen.
„In der RICHARD BURTON geht etwas vor, Atlan. Die Veränderungen sind Fakten, und wir müssen verhindern, dass sich die geistigen Ausfälle weiter ausbreiten."
„Vor allem werde ich eins tun."
„Und das wäre?"
„Dr. Laurence Savoire wird uns Rede und Antwort stehen müssen. Jetzt sofort!" Ich aktivierte den Armbandkommunikator, um den Ersten Kybernetiker der Parapositronik in die Zentrale zu bestellen.
Der Renegat Es war so weit.
Rutmer Vitkineff hatte lange genug gewartet.
Seine Tests waren ausreichend weit gestreut, die notwendigen Vorbereitungen und Sicherheitsvorkehrungen abgeschlossen.
Als er vor einigen Wochen die Monochrom-Mutanten Trim Marath und Startac Schroeder entdeckt hatte, war er
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