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2411 - Schwinge-von-Raffat

Titel: 2411 - Schwinge-von-Raffat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Jedenfalls traten die Kolonnenschiffe keineswegs verstohlen wie Diebe in der Nacht auf, auch nicht mit der stets fluchtbereiten Hurtigkeit von Freibeutern. Ganz unverhohlen legten sie ein Selbstbewusstsein an den Tag, das nur den neuen Herren Hangays zustand.
    Wie anders wäre es zu erklären, dass sie uns und der Schwingevon-Raffat nicht die geringste Beachtung schenkten?
     
    *
     
    Wieder einmal bewies Wa-Gon-Bloi der Feinsinnige seine Führungsqualitäten.
    Als Para-Taxierer erkannte er sogleich, dass das Erscheinen TRAITORS keine guten Neuigkeiten für die Khif Chimanga bedeutete. Sein psionisches Sensorium reagierte schon auf die ersten Flotten der Terminalen Kolonne dermaßen heftig, dass ihn ein dreitägiges Nervenfieber niederstreckte.
    Dennoch erteilte er, vom Krankenbett aus, den Befehl, vorerst einmal Ruhe zu bewahren und keinesfalls Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen. Damit hätten wir erst recht die Aufmerksamkeit auf uns gezogen.
    Diese Einschätzung der Lage sollte sich als richtig erweisen. Die Traitanks ließen uns ungeschoren. Ob sie uns nicht bemerkten, weil wir alle Systeme so weit wie möglich heruntergefahren hatten, oder die Station samt den angedockten Raumern schlicht für zu unbedeutend hielten, sei dahingestellt.
    Als sich Wa-Gon wieder einigermaßen erholt hatte – obwohl ihn von da an immer wieder Migräne-Attacken heimsuchen sollten –, sandte er den kleinsten unserer Kreuzer auf einen Testflug. Unnötig zu erwähnen, dass sich die Besatzung freiwillig dafür meldete, ohne dass unser charismatischer Anführer übermäßige Drohungen ausstoßen musste.
    Mit größter Vorsicht drehte besagter Kreuzer eine Runde durch die nähere Nachbarschaft. Nachdem er ohne Zwischenfall wieder heil heimgekommen war, ließ Wa-Gon die Evakuierung der Schwingevon-Raffat in Angriff nehmen.
    Die Khif Chimanga unterhielt noch drei weitere, kleinere, weniger gut ausgebaute Stützpunkte in verschiedenen Randzonen des Sternhaufens, als Zwischenstationen sowie Reserve- und Ausweichquartiere für den Notfall. An allen drei Positionen war TRAITOR weit weniger stark präsent. Daher beschlossen wir, obwohl uns der Abschied von unserem langjährigen Machtzentrum nicht leichtfiel und wir unsere Mannstärke zwangsläufig würden dritteln müssen, dorthin zu übersiedeln.
    Auf einmal war das nicht zu schaffen.
    Dazu besaßen wir nicht annähernd die Schiffskapazität.
    Über die Jahre waren rund zwanzigtausend KChi fest in der SchwingevonRaffat ansässig geworden. Nur ein Zehntel davon konnten die wenigen zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Kreuzer zusätzlich transportieren, zumal ja auch zahlreiche notwendige Infrastruktur-Einrichtungen mitgenommen werden mussten.
    Wa-Gon-Bloi nannte es in seiner bewegenden, vielgerühmten, historischen Rede (die ich bei Gelegenheit noch detaillierter ausformulieren muss) einen „geordneten Rückzug mit Augenmaß, keineswegs ein feiges Davonlaufen, sondern einen Aufbruch zu neuen Ufern".
    Er selbst nahm am ersten Flug nicht teil; wie jeder gute Kapitän würde er den Heimathafen als Letzter verlassen. Sein Schiff, die VINAU (ich hatte ihn davon überzeugen können, dass MORDKRALLE für einen auserwählten Erlöser etwas unpassend war), blieb als einziges beim Habitat, aus Sicherheitsgründen.
    Die übrigen Kreuzer legten ab, verschwanden unangefochten im Linearraum – und kehrten niemals wieder.
     
    *
     
    Schon nach wenigen Wochen begannen sich die hyperphysikalischen Verhältnisse in unserem heimatlichen Sternhaufen allmählich zu ändern. Und was das Schlimmste daran war: Diese Verwandlung ging offenbar vom Koh-Raffat-System aus!
    An kontrollierte Raumflüge, selbst über vergleichsweise geringe Distanzen, war im Umkreis der roten Riesensonne und damit auch der Schwingevon-Raffat, nicht mehr zu denken. Ja, binnen kurzer Zeit entwickelte sich der ganze Segarenis-Haufen zu einer Todesfalle für den interstellaren Schiffsverkehr.
    Wir saßen fest. In unmittelbarer Nähe eines, wenn nicht des Sammelpunktes der gefährlichsten Streitmacht, die Hangay je gesehen hatte.
    Ob die ausgesandten Kreuzer ihre Bestimmungsorte erreichten; ob sie die über Segarenis verstreuten Einheiten der Khif Chimanga verständigten; ob jene, wie ursprünglich geplant, sich zur Schwingevon-Raffat aufmachten, um ihren abgrundtief geliebten Anführer zu retten, und dabei verschollen gingen; oder ob sie gleich gar nicht den Versuch unternahmen – all das würden wir nie erfahren.
    Niemand kam, uns zu

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