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2413 - Das Genetische Magazin

Titel: 2413 - Das Genetische Magazin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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endlosen Raum hing die schwarze, wabernde Kugel – der Biostasis-Tresor. Merquin hatte keine Ahnung, wie viele Schiffe ähnlich der DERUFUS es gab, aber in diesem Abschnitt der Terminalen Kolonne, der in der Galaxis Milchstraße und ihrer Nähe operierte, war ihre Skapalm-Bark die einzige mit einer solchen Kugel. Ihre Oberfläche blieb indifferent. Mit den organischen Augen eines Kolonnen-Anatomen ließ sich nicht erkennen, ob sie lebte oder ob es sich um einen Effekt ähnlich wie beim Ricodin-Verbundstoff handelte. Das Wabern erinnerte Merquin an Dunkle Ermittler.
    Die Kugel schwebte schwere- und masselos dort oben in diesem Nichts, und ihr Durchmesser ließ sich ebenso wenig durch Tastung ermitteln wie die Höhe des Hauses. Rein optisch mochten es 25 Meter sein.
    „Der Tresor!", sagte Pharoib Inssino überflüssigerweise.
    Sheymor Merquin musterte den Artgenossen misstrauisch, in dem er immer stärker den Rivalen sah, nicht mehr den früheren Freund. Besaß Inssino Informationen, die ihm selbst fehlten? Vom Hoch-Medokogh etwa?
    „Ich wüsste zu gern, wie diese Kugel funktioniert", fuhr der Stellvertreter in diesem Moment fort.
    Also nicht.
    Merquin atmete erleichtert auf.
    Sie wussten beide nur eines über den Tresor: In ihm lagerte die Kolonne biologische Körper auf unbestimmte Zeit ein. Es ging das Gerücht, sie befänden sich in einem Zustand der Zeitlosigkeit.
    Kein Hoch-Medokogh und keine Supratronik konnte sagen, ob das der Wahrheit entsprach.
    Der Biostasis-Tresor war Kolonnen-Hightech, ein Gebilde, das man wie viele hochwertige Aggregate nicht öffnen oder reparieren konnte. Weder die Kolonnen-Anatomen noch die Ganschkaren an Bord wussten, wie es funktionierte. Sie bedienten es lediglich.
    Sheymor Merquin drehte sich dem Kegel zu, der in der Mitte des Hauses aus dem Boden ragte. Der Supra-Spezialrechner hatte die Ankunft der beiden Kolonnen-Anatomen registriert. Mehrere Felder der Verkleidung fingen von innen heraus an zu leuchten.
    „Welche Urbilder sollen wir überhaupt abholen?", erklang Inssinos Stimme.
    „Hörst du mir nicht zu? Ich habe es dir mitgeteilt, als ich dich anrief!", log Merquin.
    „Ich habe geschlafen!"
    Merquin lächelte dünn. Dann forderte er den Rechner auf: „Wir benötigen die Urbilder Roi Danton und Yrendir."
    „Zu Diensten. Die Urbilder Roi Danton und Yrendir", klang es aus dem Kegel.
    Die beiden Kolonnen-Anatomen blickten hinauf zu der wabernden Kugel, in deren Oberfläche sich zwei helle Beulen bildeten. Sie wölbten sich stärker aus, erhielten die Form von langen, schimmernden Tropfen, die langsam nach unten sanken. Ihre Oberfläche bewegte sich wellenförmig. Vergeblich versuchte Merquin hinter der transparenten Substanz etwas zu erkennen. Es gelang ihm nicht, also richtete er seine Aufmerksamkeit auf das Äußere. Ein Tropfen war länger und dicker als der andere, in ihm steckte zweifellos der Mor’Daer.
    Pharoib Inssino entfernte sich zur Schleuse. Er holte die Konservierungstanks herein, die von den Ganschkaren draußen bereitgestellt worden waren.
    Sheymor Merquin ließ die Tropfen nicht aus den Augen. Noch hingen sie senkrecht in der Luft, sanken dann mit der Spitze nach hinten, bis die Körper in ihrem Innern waagrecht schwebten. Die transparente Substanz verflüchtigte sich vor seinen Augen und gab nach und nach den Blick auf die beiden nackten Lebewesen frei. Mit Bewegungen, die denen einer Schlange ähnelten, stieg die Substanz nach oben und verschwand in der Kugel.
    Der Kolonnen-Anatom zog seinen Projektorstift hervor und hüllte die Körper in Prallfelder. Der Terraner bewegte sich leicht, als erwache er aus dem Schlaf oder aus der Bewusstlosigkeit.
    So schnell es der Stift erlaubte, schob Merquin den Liegenden hinüber zum Tank und ließ ihn hineinsinken. Anschließend kümmerte er sich um den reglosen Mor’Daer.
    Der Leiter des Genetischen Magazins winkte seinem Stellvertreter. Pharoib Inssino reagierte nicht. Er betrachtete unverwandt den Terraner Roi Danton.
    „Die Terraner sind schwache Wesen mit einer maximalen Lebenserwartung von zweihundert Jahren", sagte Merquin in Erinnerung an die Datenlieferungen der Dunklen Ermittler. „Wie viele Blicke ist Roi Danton dir wert?"
    „Er ist der Sohn Perry Rhodans, des wichtigsten Wesens in der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ES. Man sollte sich dieses Gesicht gut merken."
    Sheymor Merquin verzog angewidert den winzigen Mund. Inssino neigte zu Übertreibungen und überflüssiger Pathetik.

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