2413 - Das Genetische Magazin
Paralog-Reprotron seine Arbeit abgeschlossen hatte. Die beiden Kolonnen-Anatomen verbrachten die Zeit schweigend.
Merquin überlegte, welche Taktik er sich für die Zukunft zurechtlegen sollte, um seinen Stellvertreter möglichst schnell aus der DERUFUS zu entfernen.
Vielleicht half es, wenn er mit Rorian Omokra darüber sprach. Für die Zukunft war es besser, wenn er auf einen Stellvertreter verzichtete. Die zweite Person für den Zutritt zu den Maschinen des Zentralmoduls konnte genauso gut der Hoch-Medokogh selbst sein.
„Die Urbilder!", verkündete der Supra-Spezialrechner.
Zwei Körper schwebten herab, ein Danton und ein Yrendir. Sie sanken in die Tanks, und die beiden Kolonnen-Anatomen schlossen die durchsichtigen Deckel. Durch die Schleuse näherten sich Medoroboter. Sie brachten zwei weitere Tanks und transportierten die belegten hinaus.
Weitere zwei Stunden vergingen, bis die Stimme erneut erklang. „Die Abbilder!"
Wieder schwebten ein Danton und ein Yrendir herab. Für Sheymor Merquin waren sie nicht von den Originalen zu unterscheiden. Dass keine Verwechslung vorkam, dafür zeichnete einzig und allein das Paralog-Reprotron verantwortlich.
Kolonnen-Hightech machte keine Fehler.
Die Abbilder sanken in die Tanks. Die Linse schwebte wieder empor, wobei das Wirbeln und Rasen nach und nach abebbte, das gemächliche Fließen der Linsenoberfläche zurückkehrte und dadurch anzeigte, dass das Reprotron wieder in den Ruhezustand ging.
Erneut betraten die Medoroboter den Raum und transportierten die Behälter ab. Sheymor Merquin folgte ihnen hinaus. Die Konservierungstanks mit den Urbildern warteten rechts neben dem Ausgang. Die mit den Abbildern schlugen den Weg zu den Beiboothangars ein.
Mit ihnen hatten die Kolonnen-Anatomen der DERUFUS nichts mehr zu schaffen. Zwar gab es auch in dieser Skapalm-Bark einen Zentralen Brutsaal, doch die erfolgreichsten Spezialisten für die Schaffung eines Duals lebten in der LUCRIFIR. Dort würden die Kolonnen-Anatomen die Abbilder zerteilen und jeweils eine Hälfte zur Schaffung eines Duals nutzen. Auf diese Weise entstand aus zwei an sich schon hochwertigen Lebewesen ein Geschöpf, das deren Eigenschaften kombinierte und mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar parapsychische Fähigkeiten entwickelte.
Und ich kümmere mich um die Urbilder! Merquin warf nacheinander einen Blick in die beiden Tanks.
Der Terraner und der Mor’Daer verblieben im Zustand des Halbschlafs. Im Voraus ließ sich nie genau sagen, wie oft man sie in der kommenden Zeit für die Erschaffung weiterer Abbilder benötigte. Das Konservierungsfluid in den Behältern stieg langsam an und begann die Körper einzuhüllen.
„Zurück mit ihnen in das Genetische Magazin", sagte Sheymor Merquin.
„Dort sind die Urbilder am besten aufgehoben."
Unter meiner Aufsicht, fügte er in Gedanken hinzu.
*
Halbdunkel empfing sie, darin Hunderte violetter Lichtquellen, die an riesige Glühwürmer erinnerten. In regelmäßigen Abständen säumten sie die Wände. Sheymor Merquin schätzte dieses Halblicht, das einen beruhigenden Einfluss auf ihn ausübte. Er fühlte sich wohl im Genetischen Magazin, dieser stählernen Kaverne mit den labyrinthartig verschlungenen Wegen und ihren zahllosen Abzweigungen und Rundgängen. Das violette Licht stammte von über tausend durchsichtigen Behältern, in denen Bestien ihrer Zukunft entgegendämmerten.
Der Kolonnen-Anatom blieb stehen und ließ den Anblick auf sich wirken. In regelmäßigen Abständen ragten zwanzig Meter durchmessende Luftschächte über mehrere Stockwerke empor. Zum Zentrum des Magazins hin führten Schluchten, deren Steilwände ebenfalls Wege und Nischen enthielten.
Das war sein Reich, seine Welt, das Wertvollste, was es nach seiner Einschätzung in diesem Abschnitt der Terminalen Kolonne gab und was die DERUFUS so einzigartig machte.
Er setzte sich wieder in Bewegung.
Der schwebende Tank war ihm inzwischen zwanzig Meter voraus. Er schwebte auf einen der Pfade zu, die sich entlang der linken Wand in Serpentinen nach oben zogen, durch Tunnelbögen auf die andere Seite der Wand führten oder sich spiralig um Metallsäulen in die Höhe wanden.
„Wo willst du sie deponieren?", fragte Inssino, der ihm mit Yrendirs Tank auf dem Fuß folgte.
„Oben in der Senke." Dort stand im hinteren Bereich unter einem Energieschirm sein Zentralterminal, auf das er allein Zugriff hatte und über dessen Inhalt er nur dem Hoch-Medokogh Rechenschaft schuldete. Um die
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