2413 - Das Genetische Magazin
und für sich selbst. Er würde Danton aus dem Tank holen und befragen. Wenn er tatsächlich über die Bestien Bescheid wusste, war sein Wissen für die Terminale Kolonne von unschätzbarem Wert.
Der Kolonnen-Anatom traf Vorbereitungen für eine Sperrzone am Rand der Senke. Niemand im Genetischen Magazin durfte mitbekommen, was er tat. Er installierte mehrere Schirmprojektoren um Dantons Konservierungstank und die Nachbartanks herum, die jedem den Zutritt und auch den Einblick verwehrten. Anschließend programmierte er mehrere Medoroboter um, verpasste ihnen Paralysestrahler und postierte sie innerhalb der Schirmzone.
Da die Schirmfelder Emissionen produzierten und er sich immer wieder Fragen würde gefallen lassen müssen, verteilte Merquin auf dem Tisch der kleinen Arbeitsbucht neben Dantons Tank technische Gerätschaften und einzelne Teile einer Versuchsanordnung, die aber noch nicht fertig montiert war.
Solange er mit deren Aufbau beschäftigt war, würde kein Kolonnen-Anatom Fragen stellen.
Blieb noch Inssino, der in der nächsten Nachtschicht wieder in die Senke kam. Sollte er sich ruhig die ganze Nacht hindurch den Kopf darüber zerbrechen, was Merquin plante. Wenn er versuchte, die Einzelteile zusammenzusetzen, würde er zu keinem sinnvollen Ergebnis kommen.
Der Kolonnen-Anatom warf einen letzten Blick auf die Gegenstände und vergewisserte sich, dass nichts dabei war, was Danton zu einem Angriff oder zur Flucht benutzen konnte. Dann schaltete er die Schirmfelder ein, trat entschlossen an den Tank, öffnete die Abdeckung des Steuerfelds und aktivierte den Verdichter in der Unterseite der Konstruktion.
Die Automatik begann damit, das Fluid aus dem Tank zu pumpen.
*
Sheymor Merquin hatte schon Wesen erlebt, die unter der belastenden Prozedur des Erwachens beinahe zerbrochen waren. Sie hatten gewimmert, um ihr Leben gebettelt, hatten den körperlichen Schmerz kaum ausgehalten und ihn dennoch überlebt.
Ganz anders der Terraner. Als das Fluid sein Gesicht freigab, tastete er mit der rechten Hand nach oben und reinigte Augen, Nase und Mund von dem leicht dickflüssigen Zeug. Anschließend schlug er die Augen auf. Ein kurzes Blinzeln zeigte, dass er bereits anfing, die Umgebung zu mustern. Er wandte den Kopf nach rechts und links, schnupperte und hustete dann, weil das bisschen Luft im Tank seine Atemwege reizte.
Merquin erhöhte die Luftzufuhr in den Tank. Er sah, wie der Terraner mehrmals tief Luft holte und sich dann erneut umsah.
Der Kolonnen-Anatom wartete darauf, dass das Urbild zu sprechen anfing, doch Danton tat ihm den Gefallen nicht.
Als das Fluid endgültig abgepumpt war, stemmte er sich mit den Ellenbogen hoch, während er gleichzeitig seine Beine anwinkelte. Nach mehreren kurzen Übungen schien er seinen Körper voll unter Kontrolle zu haben.
Merquin ließ ihn ein wenig schmoren.
Der Terraner sollte nicht glauben, wegen seines angeblichen Wissens wie ein Progress-Wahrer behandelt zu werden. Der Kolonnen-Anatom erteilte den Robotern einen kurzen Befehl. Sie brachten ihre Paralysatoren in Anschlag.
Sheymor Merquin entriegelte den Deckel und klappte ihn hoch. „Du kannst herauskommen, Terraner."
Roi Danton warf ihm einen kurzen Blick zu, dann richtete er sich in sitzende Haltung auf. Er sah sich um, entdeckte die anderen Tanks und den supratronischen Rechner hinten an der Wand.
Flüchtig veränderte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht. Merquin vermochte ihn nicht zu deuten.
Er beobachtete Danton, wie dieser die Hände auf den Rand des Tanks legte, sich hochstemmte und die Beine ins Freie schwang. Er schwankte ein wenig, dann hatte sich sein Kreislauf erholt.
Der Terraner ließ den Tank los und trat zur Seite.
Sheymor Merquin spürte die Ausstrahlung Dantons. Undeutlich erinnerte er sich an die Informationen der Dunklen Ermittler. Vor ihm stand ein Wesen, das seit mehreren tausend Jahren lebte. Etwas wie Ehrfurcht überkam den Kolonnen-Anatomen bei diesem Gedanken. In seinem Nacken kribbelte es ebenso intensiv, wie er es früher bei Begegnungen mit Mairn Thuin empfunden hatte.
„Du bist ein Kolonnen-Anatom", klang es ihm entgegen.
Merquin lauschte der kräftigen und melodiösen Stimme nach. „Ich heiße Sheymor Merquin und bin der Leiter des Genetischen Magazins der Skapalm-Bark."
„Nun gut, Sheymor Merquin. Ich habe Durst und brauche etwas zu trinken."
„Lass uns zuerst über dein Bestien-Wissen reden, Roi Danton."
„Gib mir Wasser!"
„Ich kann dir weder zu
Weitere Kostenlose Bücher