2413 - Das Genetische Magazin
oder den Mächten des Chaos gehörte, sondern zur Gegenseite. Folglich war er bei allem Entgegenkommen ein Feind der Terminalen Kolonne und somit auch der Kolonnen-Anatomen.
Inssino strich diese Überlegung schnell wieder aus seinen Gedanken. Roi Danton war nicht der Typ, der von sich aus zum Feind eines anderen Wesens wurde.
Er gehörte zu den Abermilliarden Wesen, die Opfer der äußeren Umstände waren, die man etwa bekämpfte, weil sie in einem bestimmten Sektor wohnten und nichts dafür konnten. In der Terminalen Kolonne war es nicht anders, und jedes Wesen mit ein bisschen Intellekt und Intelligenz wusste das auch.
Und konnte ebenso wenig etwas daran ändern.
Während sie sich darüber unterhielten, begriff Pharoib Inssino, dass Roi Danton fast genauso dachte wie er selbst.
An Bord der DERUFUS unterschied sie eigentlich nur eines.
Inssino war Kolonnen-Anatom und damit Arbeiter.
Roi Danton war Urbild und wurde somit pfleglich und rücksichtsvoll behandelt.
Dennoch ...
„Es ist schon spät", sagte Inssino nach einer Weile. „Meine Schicht endet bald."
Er sah Danton zu, wie dieser aufstand, das Tuch ablegte und zurück in den Tank stieg.
„Wirst du mich in der kommenden Nacht wieder herauslassen?", erkundigte sich der Terraner.
„Du kannst dich darauf verlassen."
Zwischenspiel 1
Das Liegen in diesem Tank fällt mir nicht mehr so schwer. Einen halben Tag warten, was ist das schon. Ich weiß jetzt, dass die beiden Kolonnen-Anatomen abwechselnd hier arbeiten, einer tagsüber, einer nachts. Die beiden scheinen einander nicht grün zu sein. Sie sind zweifellos Konkurrenten, vielleicht sogar Feinde.
Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Bisher sehen sie nur den Vorteil, den sie haben, wenn sie mich für kurze Zeit aus dem Tank befreien. Ich frage mich, wie lange sie dieses Spiel mitspielen werden.
Nicht ewig, das ist klar. Aber ich will auch nicht ewig in diesen Tank zurückkehren.
Irgendwo weit draußen warten Freunde auf mich. Ob sie mich mittlerweile für tot halten? Bully, Gucky, Dad – ich lebe!
Vielleicht gelingt es mir, die beiden Kolonnen-Anatomen aus der Reserve zu locken, sie in meinem Sinn zu motivieren und sie dann gegeneinander auszuspielen.
Was es mir bringt, kann ich nicht absehen. Die Roboter sind wachsam, ich habe keine Chance, mir eine Waffe zu besorgen und zu fliehen. Auf dem Tisch neben dem Tank liegen etliche Gegenstände, ich muss sie mir bei Gelegenheit genauer ansehen.
Ich will hier raus ...
6.
Die Darstellungen aus den verschiedenen Abteilungen des Schiffes verschwammen vor seinen Augen. Ohne das Prallfeld wäre er gestürzt und hätte sich den Panzer oder den Hals gebrochen.
Die Extraktion von drei weiteren Tumoren hatte ihn alle Kraft gekostet, über die sein Körper noch verfügte.
An diesem Morgen jedoch ging es ihm besser, bis gerade eben jedenfalls.
Rorian Omokra blieb stehen und wartete, bis sein Kreislauf sich wieder beruhigt hatte. Seine Körperwerte verschlechterten sich von Stunde zu Stunde.
Diesen Tag hielt er noch aus, aber danach musste er sich dringend in die Obhut von Medorobotern begeben. Sein Blut war vermutlich von Metastasen verseucht, seine Organe funktionierten nur noch mit halber Kraft.
Zum ersten Mal in seinem Leben veränderte der Lamellenpanzer die Farbe, erhielt einen rostbraunen Ton mit violetten Sprenkeln. Der Hoch-Medokogh der DERUFUS wusste nicht, was es genau bedeutete, hielt die Pigmentabweichung jedoch für bedenklich.
„Die Außengänger sind zurück", meldete die Supratronik des Zentrums.
„Sollen sie dir ihren Bericht persönlich vortragen?"
„Die Außengänger? – Nein, ich befasse mich später damit."
Die Außengänger – jetzt erst fiel ihm ein, wo er diesen Begriff einordnen musste. Es handelte sich um Ganschkaren-Kommandos, die in regelmäßigen Abständen über die Oberfläche der Skapalm-Bark schwebten und nach Veränderungen und Fehlern suchten. Roboter konnten diese Arbeit ebenso gut erledigen, ihre Linsen waren sogar noch etwas schärfer als die Augen der Avoiden. Aber die Anführer der Ganschkaren fürchteten um die Moral der Truppe, die in der DERUFUS zugegeben einen schlanken Job erledigte.
Omokra erinnerte sich, dass er dem Vorschlag ihrer Kommandeure zugestimmt hatte. Beschäftigungstherapie zählte zu den vornehmsten Errungenschaft in der Skapalm-Bark.
Seither erledigten die Ganschkaren es. Ohne ihr Wissen schickte der Hoch-Medokogh aber auch weiterhin die Roboter hinaus, die
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