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2413 - Das Genetische Magazin

Titel: 2413 - Das Genetische Magazin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sich in einer Weise, die er nach Kenntnis der genetischen Bausteine nicht hatte vorhersehen können. Er versuchte es einzuordnen, zu klassifizieren, in Relation zu den bisherigen Entwicklungen aller Mikro-Bestien zu setzen. Positiv schätzte er es ein. Von der eingehenden Untersuchung Comos versprach er sich neue Impulse für die künftige Arbeit.
    Sheymor Merquin nahm Kontakt mit dem Servo auf. Die Worte des Automaten alarmierten ihn.
    „Soeben fängt die Mikro-Bestie an, ihr Essen zu erbrechen. Ich aktiviere den Medo."
    Merquin rannte, so schnell ihn seine dürren Beine trugen. Von Weitem sah er, wie sich bereits die Tür für ihn öffnete.
    Er hörte ein lautes, erstickendes Keuchen.
    „Sheymerquin! Sheymerquin!", gurgelte es.
    „Ich komme, ich bin schon da!"
    Seltsam – der Kolonnen-Anatom horchte verwundert in sich hinein und versuchte die merkwürdige Stimmung zu ergründen, die ihn befiel. Empfindungen durchzogen sein Inneres, als wäre die Mikro-Bestie sein eigenes Kind, ein Geschöpf aus einer heftigen Vereinigung mit Mairn Thuin, wie er sie sich vorstellte.
    Wieso empfinde ich dieser Bestie gegenüber etwas? So etwas war ihm noch nie passiert.
    Er hastete durch die Tür, sah das Wesen am Boden liegen und sich in Krämpfen winden. Der Medoroboter schwebte neben ihm, einer der Tentakel verabreichte ihm soeben eine Infusion.
    Sheymor Merquin warf einen Blick in den Behälter. „Du hast zu viel gegessen?
    Das kann nicht sein!"
    „Sheymerquin, hilf mir! Ich – sterbe."
    Der Medo projizierte ein flächiges Hologramm auf seiner Oberfläche. Die Körperwerte der Mikro-Bestie waren besorgniserregend.
    Die Konvertermägen dieser Wesen vertrugen allerhand, deshalb wunderte es Merquin, dass Como das Essen nicht vertrug. Es sei denn, das Essen war gar nicht die Ursache für seine Beschwerden.
    „Magen auspumpen, schnell!", ordnete der Kolonnen-Anatom an.
    „Sheymer..." Como Cavendish ruderte kraftlos mit den Armen. „Como will wachsen, nicht sterben."
    „Keine Angst, das haben wir gleich."
    Er sagte es, obwohl die Daten auf dem Holo etwas ganz anderes zeigten.
    Der Medo führte zwei Schläuche ein, einen, der Flüssigkeit in den Körper pumpte, und einen, der alles absaugte, was sich im Magen der Bestie befand.
    Sheymor Merquin verfügte über Erfahrungswerte, die von vielen Generationen Kolonnen-Anatomen gewonnen worden waren. Er sah, wie die leuchtenden Augen Comos ihren Glanz verloren und stumpf wurden. Um die Augen herum bildeten sich Hautfalten.
    „Sheym... – nichts – seh – mehr ..."
    „Das dauert ein paar Minuten, länger nicht. Dann ist es wieder vorbei."
    „Gut, gut."
    Merquin stand da und konnte nichts tun, als dem Medo zuzusehen, wie dieser um das Leben der Mikro-Bestie kämpfte und immer mehr unterlag. Am liebsten hätte er diesen Körper aufgeschnitten und alles entfernt, was nicht mehr richtig funktionierte, wie es Kolonnen-Anatomen bei sich selbst taten. Aber der Metabolismus der Bestien war nicht dafür geeignet.
    „Es ist Gift", meldete der Roboter.
    „Ein starkes Nervengift auf Alkaloidbasis, das die Neuronen zum sofortigen Zerfall veranlasst und sich besonders schnell über die Blutbahnen im Körper verteilt."
    „Gift?" Sheymor Merquin schrie es.
    Seine Stimme klang nach verrostetem Eisen, der Lamellenpanzer kreischte in höchsten Tönen. „Gift?"
    Er kniete nieder, ein Verhalten, das ihn in Gegenwart anderer Kolonnen-Anatomen für den Rest seines Lebens lächerlich gemacht hätte. Er fasste die ledrige, graublaue Haut an, klammerte sich mit den Krallen an die jeweils sieben Finger der Hände.
    „Das war diese Missgeburt von einem Kolonnen-Anatomen", krächzte er. „Der Anschlag galt mir. Er wollte mich vergiften."
    Er konnte es ihm nicht einmal übel nehmen. Die Antwort auf den Anschlag mit dem Roboter hatte irgendwann kommen müssen. Pharoib Inssino wusste nichts von der Mikro-Bestie in Merquins Wohnung.
    Wie hatte er es geschafft, das Gift in sein Essen zu bekommen und auch noch so, dass man es beim Verzehr nicht sofort bemerkte? Es ging wohl nur, wenn er Sicherheitssysteme austrickste und Roboter umprogrammierte.
    „Como kann dich nicht mehr hören", sagte der Medoroboter. „Das Gift hat beim Gehör seine Wirkung bereits getan."
    Augenblicke später zeigte das Holo an, dass die beiden Herzen aussetzten.
    „Schnell in den OP! Ich muss wissen, was in seinem Kopf ..." Die Hoffnung trieb ihn an. Hoffnung, dass Comos erstaunliche Entwicklung nur mit dem Gehirn zu tun

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