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2413 - Das Genetische Magazin

Titel: 2413 - Das Genetische Magazin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verloren hatte. Danton glaubte ihm kein Wort.
    „Dein Stellvertreter ist ein zuverlässiger Mann!" Der Terraner betonte jedes Wort einzeln. „Mit Pharoib Inssino habe ich eine Abmachung getroffen.
    Inssino wird beim Hoch-Medokogh erwirken, dass man mir eine Art Haft außerhalb des Tanks gestattet, im Tausch gegen das wahre, echte Wissen über die Bestien."
    Sheymor Merquin suchte nach Argumenten, mit denen er Danton begegnen konnte, doch er fand keine.
    „Es bedeutet, dass wir soeben zum letzten Mal miteinander gesprochen haben", fuhr der Terraner fort. „Ich brauche deine Hilfe nicht mehr."
    „Wie du willst." Merquin wandte sich an die Roboter. „Schafft ihn in seinen Tank!"
     
    *
     
    Der Gedanke, als Verlierer aus diesem Spiel zu gehen, machte Sheymor Merquin fast rasend. Ohne das Wissen des Terraners würde es kein Kolonnen-Anatom je schaffen, die Mikro-Bestien mit einem Planhirn auszustatten. Mit Gewalt durfte er es ihm nicht entreißen, also blieb nur eine Möglichkeit: Er musste warten, bis Danton es seinem Rivalen mitgeteilt hatte. Anschließend würde er sich dieses Wissen mit Vergnügen aus Inssinos Gehirn holen.
    Sheymor Merquin hatte es die ganze Zeit geahnt, ohne es jedoch konkret zu wissen. Er hatte nie Spuren gefunden, die auf einen Kontakt zwischen Danton und Inssino hingedeutet hatten. In den Speichern der Roboter war ebenfalls kein einziger Hinweis enthalten. Pharoib Inssino hatte alles gelöscht und die Spuren getilgt. Im umgekehrten Fall hatte Merquin es genauso gemacht.
    So gesehen hatte die ganze Zeit eine Art Status quo existiert. Ewig hatte er nicht halten können, und in gewissem Sinn war Sheymor Merquin dem Terraner dankbar, dass er die Initiative ergriffen und diesem Zustand ein Ende bereitet hatte.
    Eine zweite Variante kam Merquin in den Sinn. Wenn Pharoib Inssino starb, blieb Danton nichts anderes übrig, als erneut mit ihm zu verhandeln, allerdings dieses Mal zu seinen Konditionen.
    Der Kolonnen-Anatom rekapitulierte die Worte des Terraners. Vordergründig konnte er darin keinen Widerspruch entdecken. Eine Frage stellte sich Merquin jedoch: Wieso zeigte der Hoch-Medokogh plötzlich Interesse an dem Planhirn-Projekt? Er vertrat die Ansicht, dass die Mikro-Bestien auch ohne Planhirn ihren Weg in der Terminalen Kolonne gingen und sich im Rahmen der natürlichen Evolution entwickelten.
    Andererseits, ausschließen konnte Sheymor Merquin den Sinneswandel des Hoch-Medokoghs nicht. Pharoib Inssino schien er gewogen zu sein, warum sollte er da nicht auf einen Vorschlag des Stellvertreters eingehen?
    Für noch wahrscheinlicher hielt Merquin es, dass Danton gelogen hatte. Er versuchte sie beide gegeneinander auszuspielen. Inssino würde er in der Nachtschicht genau dasselbe erzählen.
    Und dann?
    „Er kann das nicht wissen", zischte Sheymor Merquin, als sich die Tür seiner Wohnung hinter ihm schloss. „Dieses verfluchte Terraner-Urbild besitzt keine Informationen über unsere Feindschaft."
    Doch was, wenn Inssino es ihm verraten hatte ...?
    Wie auch immer es war oder sich bald herausstellte, Pharoib Inssino spielte in der Zukunft der Skapalm-Bark und des Planhirn-Projekts keine Rolle mehr. Roi Danton würde in der kommenden Nacht vergeblich auf den Stellvertreter warten.
     
    8.
     
    Erhöhte Vorsicht schadete nie. Pharoib Inssino hielt sich daran, und deshalb hatte er seinen Lieblingstisch in der Speiselounge kurzfristig mit Enkamm Therabo getauscht. Jetzt war Therabo tot, und die Scherben des Lamellenpanzers steckten überall in den Wänden und sogar in Inssinos Essen. Der Kolonnen-Anatom verzichtete darauf, sich eine neue Mahlzeit kommen zu lassen. Es würde sowieso dauern, bis die Lounge gereinigt und desinfiziert war und man wieder mit Genuss speisen konnte.
    Ausgerechnet die Lounge ... Dutzende Kolonnen-Anatomen wussten, dass Pharoib Inssino immer an einem bestimmten Tag hier sein Essen einnahm. Aber nur einer konnte ein Interesse daran haben, eine Bombe unter die Tischplatte zu kleben: Sheymor Merquin.
    Enkamm Therabo war schon lange auf diesen Tisch an der Galerie erpicht gewesen. Der Blick über die tiefer liegenden Etagen mit den Erholungsbezirken und den öffentlichen Bädern war traumhaft, allein schon wegen der Pastellfarben, in denen die gesamte Anlage bemalt war. Die Teiche und Bäder waren allerdings leer. Kaum ein Kolonnen-Anatom benutzte sie noch. Wer holte sich schon gern Infektionen. Das Wasser drang nicht nur durch die Lamellen nach innen, es floss auch durch sie

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