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2414 - Die Bestie Ganymed

Titel: 2414 - Die Bestie Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sicher. Möglicherweise begünstigt durch die Wirkung des Zellaktivators, gelang es ihm, die mentale Rückkoppelung mit Dantyren bewusst mitzuerleben.
    Während all der Zeit musste er danach trachten, sein eigenes Emotionspotenzial so gering wie möglich zu halten. Dantyren, der längst auf die Seite der Chaotarchen gewechselt war, durfte unter keinen Umständen von der einseitigen Rückkoppelung erfahren.
    Also vegetierte Michael Reginald Rhodan, Roi Danton, im Biostasis-Tresor dahin, aufrecht gehalten vom Hunger nach weiteren Informationen, die ihm seine ahnungslose Kopie lieferte.
    Die Bilder, die er übermittelt erhielt, waren oftmals verschwommen und zerrissen, ihres inneren Zusammenhangs beraubt. Auch konnte er mit den Ansichten eines Dantyren, in dem die Meinung der Yrendir-Komponente mitschwang, nicht immer etwas anfangen. Der Interessensfokus von Original und Kopie driftete auseinander, ebenso ihre Einstellung zur Moral.
    Leider offenbarten sich die Grundzüge chaotarchischen Lebensverständnisses nicht in jenem Ausmaß, in dem es Roi gerne gehabt hätte. Es wäre ihm immens wichtig gewesen, die Motivation der Negativkräfte des Universums besser zu verstehen. Doch Dantyren, sein unwissender Informationspartner, war ein Erzeugnis der Terminalen Kolonne und nicht ihr Kind. Er machte sich deren Ethik zu eigen, wie man ein Kleidungsstück anlegte.
    Wann immer Roi die Gelegenheit dazu erhielt, suchte er, die Lücken in seinem Wissenspool zu füllen. Dantyrens Gedankenwelt, wirr und strukturiert zugleich, wurde zu seinem Wohnzimmer, in dem er dem grässlichen Zustand des Schlafwachens entkommen konnte.
    Die Belagerung des terranischen Sonnensystems erlebte er ebenso mit wie die Parzellierung von Hayok. Mit Genugtuung sah er, dass die Verteidiger der Milchstraße verhindern konnten, dass die Arkon-Welten und Nosmo ein ähnliches Schicksal erlitten.
    Die Liga Freier Terraner, die Arkoniden, die Blues – sie alle wehrten sich mit ihren letztlich unzulänglichen Mitteln gegen den Moloch der Terminalen Kolonne. Sie verursachten Mückenstiche, die Dantyren zwar störten, aber kaum zu Irritationen in seiner Überzeugung führten, die heimische Galaxis in relativ kurzer Zeit für die Zwecke TRAITORS erobert zu haben.
    Der Tod des Duals hinterließ Roi Danton im Zwiespalt. Der Zweikampf gegen Atlan schlug in seiner Intensität besonders heftig auf ihn zurück. Er tat weh und trug ihm Narben ein, die noch lange schmerzen würden. Zudem war nun Schluss mit der Rückkoppelung.
    Der Blick in die Realität, wie sie Dantyren erlebt hatte, würde ihm fürderhin verwehrt bleiben.
    Andererseits empfand er den Tod seines kopierten Alter Ego als Katharsis. Als reinigenden Vorgang, der ihn allein zurückließ. Als den einzigen Michael Rhodan/Roi Danton.
     
    8.
     
    Vergangenheit: die Bestie
     
    „Du hast dich in mehreren Situationen ausgezeichnet bewiesen", lobte Konzig Asmo. Im Hintergrund tönte leise, melancholisch klingende Musik. „Von all den genetischen Mustern deiner Baureihe bist du eines der am meisten versprechenden."
    Der Kolonnen-Anatom marschierte vor seinem Tank auf und ab. Seine Kinnlade wirkte locker, als würde sie jeden Moment herabbrechen. Einen von eitrigem Schaum bedeckten Zahn schob er bedächtig in die vorgesehene Halteplatte zurück, während er weiterplauderte: „Vielleicht bist du jenes Exemplar deines Jahrgangs, dem wir wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Mikro-Bestien zu verdanken haben werden. Als wir dich und deine Genossen aufzogen, achteten wir von vornherein darauf, nur Exemplare mit zwei gleich stark ausgeprägten Zerebralteilen zu behalten. Ordinär- und Planhirn sollten sich ergänzen, so, wie es bei deinen genetischen Vorfahren der Fall gewesen war."
    Konzig Asmo drehte sich einmal im Kreis, als wolle er einen Tanzschritt zur Musik andeuten. „Durch die diversen Versuche, die wir mittlerweile angestellt haben – und die du überlebt hast –, wissen wir, dass der Logikpart in deinem Kopf anspricht. Allerdings nicht immer. Zu meinem großen Bedauern. Wir messen zwar die Gehirnströme und sehen auch, dass in Ausnahmesituationen das Planhirn zur Gänze die Kontrolle übernimmt. Doch dann, ohne Vorwarnung, endet jegliche Logik. Der Schalter schnappt um, und du wirst zum wilden, von puren Emotionen getragenen Wesen."
    Ein prüfender Blick traf Null. Die Augen, wässrig und rot unterlaufen, übten eine seltsame Wirkung auf ihn aus. Als wolle ihn der Kolonnen-Anatom kraft seines Willens dazu

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