2424 - Die Thermodyn-Zentrale
anmessen. An den Verstrebungen weiter oben sehe ich deutliche Spuren kondensierender Luftfeuchtigkeit. Genügt das als Nachweis?"
„Der Innenraum ist vermutlich leer?"
„Richtig", antwortete Mondra. „Die Formenergie der Hülle verhindert eine Infrarotmessung. Ich versuche, die Kapsel zu öffnen."
„Lass es!", wehrte Rhodan ab. „Es spricht sowieso viel dafür, dass die Gesuchten hier angekommen sind. Leider ist ihr Vorsprung noch einigermaßen komfortabel."
„Vielleicht haben sie sich inzwischen über einen Transmitter abgesetzt", vermutete der Laosoor. „Ich meine, eine Station mit diesen Ausmaßen sollte etliche Transmitterbasen an Bord haben."
„Dem kann niemand widersprechen", bestätigte Gucky. „Andererseits scheint alles hier stillgelegt zu sein ...
eingemottet und verlassen."
„Dann wären wir bestimmt nicht so einfach an Bord gelangt." Rhodan blickte sich um.
„Die Bordrechner müssen aktiv sein.
Permanente Kurskorrekturen sind zwingend erforderlich, um die Anziehungskraft der Sonne auszugleichen ..."
„Eine verlassene Riesenstation lädt geradezu ein, sie in Besitz zu nehmen", sagte Rhodan. „Fragt mich nicht, ob es überhaupt möglich ist, die Bordrechner zu manipulieren, und noch weniger, was jemand mit diesem monströsen Gebilde anfangen könnte. Es dürfte schlicht unmöglich sein, die Thermodyn-Zentrale zwischen Hunderttausenden Kampfraumschiffen hindurch zu entführen."
„Wir groß ist der Vorsprung noch?
Eine halbe Stunde, eine?"
„Mehr nicht. Die Zeit dürfte keinesfalls gereicht haben, in die Hauptrechensysteme einzudringen. Das geht nicht, ohne hochkomplexe Barrieren zu überwinden. Ich werde jedenfalls nicht länger hinter einem Phantom herjagen, bevor es vielleicht doch zu spät ist."
Rhodan schaltete den Hyperkom seines SERUN ein. Wegen der Frequenz musste er sich keine Gedanken machen. Schon nach den ersten Worten würden automatische Reglersysteme der Station den Bandbereich aufgespürt haben.
Gleichgültig, ob ein Ingenieur auf den Ruf aufmerksam wurde oder nur eine Positronik: Dem Terraner ging es ausschließlich darum, Kontakt aufzunehmen.
Er hatte keinen Erfolg. Auch nicht, als er seinen Ruf wiederholte, wenngleich, ohne sich konkret zu identifizieren.
„Wo ist Ketschua?", fragte Mondra überrascht.
Der junge Laosoor war verschwunden. Zweifellos teleportiert, als vorübergehend keiner mehr auf ihn geachtet hatte.
„Den kaufe ich mir", verkündete Gucky.
Gleichzeitig stieß Varantir einen dumpfen Warnruf aus. In diesen Sekunden schienen die Energie-Emissionen der Station förmlich zu explodieren.
Die Ortungen der SERUN erfassten einen schlagartig ansteigenden Verbrauch, dann wurden die Taster überfordert. Die Einblendungen spielten verrückt.
Was immer da vor sich ging – in der Station mussten Energieerzeuger und Speicherbänke abrupt mit Leistungswerten hochgefahren worden sein, die nicht einmal die JULES VERNE hätte aufbringen können -, Rhodan fragte sich spontan, ob dies das Werk der Unbekannten sein konnte. Hatten sie die Thermodyn-Zentrale aktiviert?
Auf der gegenüberliegenden Seite des Hangars öffnete sich ein Schott.
Ketschua erschien in der Öffnung. Er winkte heftig. Gleichzeitig schien er vergessen zu haben, dass er teleportieren konnte, und nicht einmal den Helmfunk hatte er eingeschaltet.
„Draußen vor dem Schott liegen zwei Leichen", esperte Gucky. „Ketschua kennt diese Wesen nicht, aber er ist sicher, dass sie erschossen wurden."
*
Es war Wahnsinn ... Mit aller Kraft versuchte Dathuel, sich dem Willen des Geflügelten entgegenzustemmen. Doch ausgerechnet die Sensibilität, die ihn als Abkömmling der Melech auszeichnete, seine besondere Empfänglichkeit für dimensional übergeordnete Energien, erwies sich nun als zweischneidiges Schwert.
Er konnte sich den lähmenden Worten des Herolds nicht entziehen und war nicht in der Lage, mit einer gezielten Fehlschaltung Blockaden zu errichten. Ebensowenig konnte er einen Alarm auszulösen, der die anderen Thermodyn-Ingenieure auf den Plan gerufen hätte.
Der FT-Multiplexer arbeitete im Leerlauf. Zuletzt war er für die Stabilisierung des INTAZO eingesetzt worden. Abanathan Seg Dathuel entsann sich dieser Tatsache, als sei das alles erst gestern geschehen.
Wieder erklang die Stimme des Geflügelten in ihm. Sie verlangte Unmögliches.
SIAH war von 1030 Jahren eingesetzt worden, um den Hyperkokon INTAZO von innen heraus zu perforieren und im Zusammenwirken mit den
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