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2433 - Der Zorn des Duals

Titel: 2433 - Der Zorn des Duals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Reling war aus einer Art Knorpel.
    Hatte das Schiff ein Gehirn? Natürlich hatte es ein Gehirn. Wie sollte es sonst sprechen.
    Womit sprach das Schiff? Der Dual wusste es nicht.
    „Zum Unteren Öhr willst du?", versicherte sich das Schiff. Warum? Würde es ein Fährgeld verlangen?
    „Ja", sagte der Dual knapp. „Kennst du das Untere Öhr?"
    „Hier bin ich geboren", sagte das Schiff, „hier wurde ich geweiht. Hier beginne ich meine Fahrt. Was vorausliegt, weiß nur das Ziel selbst."
    Meine Güte, dachte der Dual, ein philosophisches Schiff.
    Ein leichtes Vibrieren durchfuhr den Rumpf, erfasste die Reling, die aus Horn oder Knorpel bestand.
    „Geht es los?", fragte der Dual.
    „Ich friere", sagte das Schiff. „Die Frostzeit kommt. Der Fluss vereist. Wer jetzt nicht aufbricht, bleibt auf ewig liegen."
    „Na, dann!", rief Ekatus munter.
    „Ahoi!"
    Gaundrum legte ab. Die Fahrt flussabwärts begann.
     
    *
     
    Das Schiff fror immer noch, obwohl der Wind sich gelegt hatte. Der Placktor floss gemächlich durch das, was Gaundrum Die Ebene vom Spaun nannte, links und rechts am Ufer einige Weiler, in denen angeblich Fischer lebten, Künstler, Astrologen und Raumingenieure. Der Dual aber bekam niemanden zu Gesicht.
    In der Ferne sah er ungetüme, zerbrochen wirkende Anhäufungen von Bauwerken. „Das sind die Wanderstädte.
    Sie wandern nicht mehr. Lange hat dort kein Haus mehr gekeimt."
    Das Schiff erzählte mit einer Stimme, die dem Dual manchmal schläfrig und desinteressiert klang, dann wieder so leise und nachdrücklich, als vertraute es ihm unsägliche Geheimnisse an.
    „Wie kannst du all das wissen, wenn du den Fluss zum ersten Mal hinabsegelst?", fragte der Dual.
    „Ich habe es auf der Schule der Schiffsmatrix gelernt", sagte Gaundrum, „dort erfahren ich und meinesgleichen allerlei. Selbstverständlich werden in der Schule Informationen aus der Zeit bewahrt und überliefert, als der Vektorplanet noch zum Streckenganzen gehörte und seine Befahrung in beide Richtungen möglich. Klingt das plausibel?"
    „Aber ja", sagte Atimoss.
    „Dabei habe ich es mir nur ausgedacht!" Das Schiff kicherte. „In Wirklichkeit gibt es diese Schule nicht. Aber ich habe Zugriff auf alte Infotheken.
    Klingt das plausibel?"
    Der Dual schwieg.
    Gaundrum plauderte vor sich hin.
    Einmal glaubte Ekatus, am fernen linken Uferhorizont eine kleine Prozession zu sehen, zwei aufrecht gehende oder schwebende Gestalten, einen riesenhaften Bauchfüßler. Zwischen ihnen schwebte eine Trage.
    Der Dual brauchte einen Moment, bis er bemerkte, dass sich die Prozession in Gegenrichtung bewegte – stromaufwärts!
    Aber als er seine Aufmerksamkeit auf die Gruppe richtete, zerfloss sie wie ein Schwaden.
    Sein Schmiegstuhl zeigte gar nichts an. Der Dual döste vor sich hin.
    Er wurde wach, als das Schiff mit erhobener Stimme sagte: „Das ist die Farm der Schwarzen Löcher." Ekatus Atimoss erhob sich aus dem Schmiegstuhl und stakste an die Reling. Das Knorpelmaterial war höckerig und hautwarm.
    Er schaute auf das Gelände, das sich steiler und steiler hinaufbog und im mittäglich weißen Himmel verschwand wie glühender Stahl im Feuer. Das Gelände war von Kreisen durchsetzt, die alles andere als schwarz waren, sondern – nun ja, einfach nicht vorhanden. Aber das, was dort nicht vorhanden war, rotierte unfassbar schnell, rotierte sich außer Sinn und Sicht.
    „Wer züchtet denn hier Schwarze Löcher?", fragte Atimoss und züngelte, als könne er, wenn schon nicht sehen, so doch einen Geschmack aufnehmen.
    „Keine Ahnung", gestand das Schiff.
    Ekatus spürte, wie der permanente Schmerz abebbte, sich zurückzog und weite Teile seines Geistes aufleuchten ließ. Plötzlich hatte er auf alles Lust, verspürte Appetit, Lust, sich zu recken, Neugier. „Was für ein Projekt ist es?"
    Das Schiff grummelte etwas, manövrierte sich vom Ufer des Geländes weg und reckte seine Masten in eine stärkere Brise. „Mir nicht geheuer", sagte es. „Du weißt, dass supermassive Schwarze Löcher nahe am theoretischen Limit der Relativitätstheorie rotieren, ja?"
    Ekatus freute sich. „Wer weiß das nicht", sagte er. „Die extrem schnelle Rotation ist typisch für große Schwarze Löcher. Ich habe einige besucht."
    „Wer hat das nicht", konterte das Schiff pikiert. „Dann weißt du, dass die Rotation so schnell ist, dass sie Materie in der Umgebung des Schwarzen Lochs nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen kann."
    „Und um das herauszufinden, baut man

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