2433 - Der Zorn des Duals
fort. Sie hat sich in sehr entlegenen, inneren Zahlengegenden verirrt."
„Wenn wir traurig wären ...", überlegte die eine der Schwestern laut.
„Oder schockiert", sagte die andere, „könnten wir die Rechnung annullieren.
Möglich, dass sie dann zurück wäre."
„Zweifellos sogar. Ohne jeden Zweifel. Mit einer wenn auch geringen Wahrscheinlichkeit ..."
„Mit einer derart verschwindend geringen Wahrscheinlichkeit, dass man von einer introversen Sicherheit sprechen könnte."
„Das sage ich ja: einer restlosen Gewissheit bar jeder Möglichkeit!"
Ekatus lauschte. Die Argumentation schien ihm adäquat, beinahe vertraut, wie ein Echo aus seiner fernen Negasphäre.
„Und warum seid ihr es nicht – traurig oder schockiert?"
„Weil wir leider keinerlei Emotionen empfinden können. Sonst würden wir alles ändern! Möglicherweise sogar ...
den Lauf des Flusses!"
„Wäre uns eine simple Kreisquadratur."
Wieder zerrte es an der Leine. Die Schwester giggelte und warf die ganze Rute mit einem wilden Stoß ins Wasser, wo sie rasch flussabwärts trieb.
„Warum solltet ihr keine Emotionen empfinden können?", fragte der Dual nach.
Die beiden Krötengesichter glotzten ihn an, völlig verständnislos. „Weißt du das nicht? Ist dir das nicht klar?"
„Nein", sagte Atimoss.
Da brüllten die beiden Schwestern auf, quietschten und kreischten jämmerlich.
„Sie lachen wahrscheinlich", interpretierte der Translator.
„Wie groß ist diese Wahrscheinlichkeit?", herrschte der Dual die Maschine an.
„Verschwindend gering", räumte der Translator ein. „Aber ich wüsste nicht, was sie da sonst treiben."
„Aber das ist doch klar, so klar, wie die Neun vom Heute nah ist!", sagte die erste der Schwestern und knuffte unter dem geblümten Kleid ihrer Schwester in die Seite. „Sag du es ihm!"
Die zweite Schwester fixierte ihn, und zum ersten Mal bemerkte der Dual, dass die Augenhöhlen der Kreatur plötzlich leer standen, leer und tief, und dass eine Art schwarzes Gewitter darin vor sich ging. Sie sagte: „Weil wir Zahlen sind.
Unkonstante und verschränkt antitopologische Zahlen, autoreflexive Zahlen, jajaja, aber Zahlen! Zahlen!"
*
„Nun", fragte das Schiff, nachdem es wieder die Mitte des Flusses erreicht hatte und gemächlich abwärts trieb, „hast du dich gut mit den Schwestern Donner unterhalten?"
„Glänzend", sagte Atimoss.
„Ja, ganz glänzend", stimmte Ekatus zu. „Sie sind Zahlen."
„Wer ist das nicht", grummelte das Schiff Gaundrum. „Habt ihr eine Erkenntnis gewonnen?"
„Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass sich durch Emotionen allerlei ändern ließe. Hätte man sie denn."
Durch das Schiff lief ein leises Rieseln.
„Das haben euch die Schwestern Donner vorgerechnet? Dann hat sich euer Ausflug ja gelohnt."
Werkstatt
Die Zeit verstrich. Rhodan wusste, dass Fortschritte erzielt wurden: Die SHARKUVA näherte sich der Tauchenden Welt; die manipulierte Zellsubstanz im Nacken des Duals webte ihren Mantel um die Kralle des Laboraten. Aber er hatte keine Möglichkeit, einen dieser Fortschritte zu beschleunigen.
Die Untätigkeit erschöpfte ihn.
Randa Eiss hatte ihm einige holografische Bücher zur Verfügung gestellt, die verschiedene Welten der Cypron darstellten und kommentierten. Die mitlaufenden Schriftzeichen konnte er nicht lesen; die ein- und ausschaltbaren akustischen Übertragungen klangen mal in ihrer Selbstherrlichkeit hysterisch, mal in ihrer Melancholie larmoyant – changierend, verwischt und unstet wie die Gesichter der Cypron.
Rhodan hatte beide, die akustische wie die schriftliche Funktion, ausgeschaltet und schaute sich nur die Bilderbögen an.
Einmal hatte er während eines Aufenthaltes in der Zentrale in der Holosäule eine Übertragung aus der Kammer des Duals gesehen und bemerkt, dass Ekatus Atimoss ähnlich wie er selbst auf seiner Liege ruhte, ein Holobuch über seinen Köpfen schwebend. Es schien, als wäre der Dual mit derselben Lektüre versorgt worden wie er.
Als Rhodan Randa Eiss darauf ansprach, bestätigte der Exponent seine Vermutung: „Ja. Es sind sehr populäre Titel. Gefallen sie dir nicht?"
„Absolut großartig", sagte Rhodan und dachte: Vielleicht sollte ich mit Ekatus Atimoss einen Lesezirkel gründen.
Einige Tage später fragte der Exponent über Interkom in Rhodans Kabine an, ob er Interesse hätte an einer Untersuchung der Ausrüstungsgegenstände des Duals. Er sei ja, was den Schmiegstuhl und den Tragerobot
Weitere Kostenlose Bücher