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2440 - Armee der Schatten

Titel: 2440 - Armee der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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etwas raueren Zurechtweisung hatte man noch in keinem Heer des Multiversums einen Kommandierenden suspendiert.
    Der Daerba zuckte zurück, als habe man ihn mit einer Peitsche geschlagen. „Kkein Auftrag", stotterte er, „von nniemandem, Herrin! Ich wwollte auch nicht kritisieren, beim Hohen Herrn des Chaos, bloß für alle Fälle nachfragen ..."
    Er verstummte, ohne den Satz zu Ende zu bringen. Seine Knie zitterten, seine Augen traten schreckgeweitet beinahe aus den Höhlen. Entweder war er der beste Schauspieler, den Silathe je getroffen hatte, oder er sprach die Wahrheit.
    Der Mann schien tatsächlich unschuldig in das Gewitter geraten zu sein, das sich über ihm entladen hatte.
    Aber man brachte es nicht bis zur Kalbaron in der Terminalen Kolonne, wenn man sich von Mitleid und Skrupeln leiten ließ.
    Ihre Stimme nur unwesentlich senkend, verdonnerte sie den Daerba zu einer empfindlichen Strafe wegen Insubordination und ungebührlichen Verhaltens im Dienst. Sollten sie ihr Selbstherrlichkeit, übertriebene Strenge und eine niedrige Reizbarkeitsschwelle nachsagen – das schadete gar nichts, im Gegenteil.
    Vier verdatterte Soldaten zurücklassend, ging Silathe davon. Ihr Gesicht hatte sie gewahrt.
    Wie es allerdings um ihre geistige Gesundheit bestellt war und was hier wirklich vorging, darauf konnte sie sich keine Antwort geben.
     
    *
     
    „Pardauz!", zischte Trest seiner Kameradin in die Ohröffnung. „Ich dachte, unsere Trainer sind manchmal ungerechte Schleifer. Hihi, im Vergleich zu dieser Schlangenkopf-Dame kommen sie mir plötzlich wie die reinsten Ammen vor."
    „Pscht! Willst du, dass sie uns zu schlechter Letzt doch noch entdecken?
    Troll dich, aber fix!"
    Die beiden Mom’Serimer robbten vom Lüftungsgitter weg, durch das sie die seltsame Szene beobachtet hatten, und krochen durchs Labyrinth der Ventilation zurück zum Verteilerknoten, an dem Yalp und Sinco auf sie warteten.
    „Verflixt, wo steckt ihr so lang? Habt ihr die Steuereinheit?" Gurlis Bruder gab sich unwirsch wie immer.
    Im Grunde war er ein herzensguter Kerl. Bloß ein wenig überfürsorglich und gänzlich humorlos, wenn jemand seine Schwester sympathisch fand. Dabei hatte sich bei Trest noch nicht mal ein Geschlecht ausgeprägt!
    Gurli Grushgelaard überreichte Sinco den winzigen Bauteil, den sie entwendet hatten, bevor sie auf das Gebrüll der Mor’Daer aufmerksam geworden waren. Anstelle des ursprünglichen Chips hatten sie einen anderen, von Gurli präparierten eingesetzt; genau nach der vom Direktor stammenden Anweisung. Yalp und Sinco waren ebenfalls fündig geworden.
    Während des Rückwegs zur nahe gelegenen Scherbenstadt berichtete Trest seinem Freund und Förderer von dem merkwürdigen Vorfall. Venethos äußerte sich nicht dazu. Er schien schwerwiegende Gedanken zu wälzen. Vielleicht bedrückte ihn, dass er so gar keine Zeit mehr fand, sich seinem Hobby, der Juristerei, zu widmen.
    Oder er erkennt jetzt, da der Tag der großen Prüfung immer näher rückt, die volle Tragweite dessen, worauf wir uns eingelassen haben ...
    Wenn Trest ganz ehrlich zu sich selbst war, musste er eingestehen, dass auch ihn ab und an eine bisher ungekannte Beklemmung erfasste. Unsichtbare Bänder schnürten seinen Brustkorb ein. Er vermochte kaum zu atmen, und vor seinem geistigen Auge erschienen Schreckensbilder: von riesenhaften Feinden in überschweren, vor Waffen strotzenden Rüstungen; von Kämpfen, die überall im Schiff tobten und Tausende Todesopfer forderten.
    Kein Zweifel: Er hatte Angst. Das war ganz normal, versuchte er sich zu beschwichtigen. Auch geborene Helden kannten dieses Gefühl. Furchtlos in den Krieg zogen nur Idioten.
    Trotzdem ertappte er sich manchmal dabei, dass er sich wünschte, er hätte damals – vor zweieinhalb Wochen, die ihm inzwischen wie eine Ewigkeit vorkamen – nicht so unverschämtes Glück gehabt. Hätte er nicht durch Zufall genau jene Abstellkammer gefunden, in der sich Venethos und die Grushgelaards verabredet hatten, so würde er jetzt immer noch zur großen, nichts ahnenden Mehrheit der Mom’Serimer gehören.
    Auf jedes Mitglied ihrer Schatten-Armee kamen 25 Mom’Serimer, die sich unbekümmert darauf verließen, dass irgendjemand anderem schon noch rechtzeitig etwas Rettendes einfallen würde. Trest Harkanvolter hasste sich dafür, aber gelegentlich bedauerte er, nicht einer von ihnen zu sein.
    Jede Übungseinheit wieder musste er sich fürchterlich überwinden, die Waffe aufzunehmen, zu entsichern,

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