2443 - Eschers Plan
keine messbare Zeitspanne, bis aus dem Entschluss heraus die Konferenz der Prozessoren entsteht.
Grelles Gleißen und Funkeln weht über die Ebene, die schrumpft und sich zusammenballt. Was bislang unveränderlich feste Kontur zu haben schien, schlägt Wellen und verformt sich. Der Hyperdim-Matrix ist nicht nur das Herz entrissen worden, sondern dies ist Dutzende Male geschehen.
Dunkelheit frisst sich ins Licht, aber es sind nicht die Schatten der Heimat, nicht die wohltuenden Hüllen der Knotenpunkte, sondern es sind Schwäche, Versagen und mangelnde Kompetenz. In der Matrix breitet sich Informationsmangel aus, weil zu viele Prozessoren ihren angestammten Platz verlassen.
Signal Pal Astuin: „Empfangt das Wissen."
Ehe das Signal verklingt, ist es bereits geschehen.
Beschränkungen fallen. Die unbekannten Faktoren in Tausenden Gleichungen sind nun offenbart. Die Prozessoren drängen darauf, zurückzukehren und das neue Wissen im Kollektiv zu verarbeiten. Den Plan zu kennen, ist eines, die Details seiner Verwirklichung umzusetzen etwas völlig anderes.
Signal Merlin Myhr: „Dies ist ein Wendepunkt, eine Entscheidung, die nicht allein die Rechenfähigkeit jedes Prozessors fordert, sondern eure Persönlichkeit."
Die ersten Prozessoren sinken zurück in die Matrix, und sie kehren die Schrumpfung der Ebene um, durchstrahlen und durchleuchten sie, glätten die Geschwüre der Unwissenheit.
So, wie die einen zurückkehren, gibt es andere, die hervortreten und die Details erfahren. Es dauert eine Minute, bis das Wissen alle erreicht, eine Zeitspanne, die geradezu einer Ewigkeit entspricht für einen einfachen Informationstransfer und damit die Bedeutung dieser spezifischen Information unterstreicht.
Dann erbebt die Hyperdim-Matrix unter den Worten, die nun alle Prozessoren in ihrem Wissen abgespeichert haben, aber die nur Pal Astuin zu einem klaren Signal formuliert: „Wir müssen uns bereit machen. Der zentrale Transfer steht bevor."
4.
Ultimo
„Ich bin nicht bereit, das zu akzeptieren." Savoire wusste, dass es nicht nötig war, seine Stimme zu erheben. ESCHER nahm über die Sensoren jedes noch so leise gesprochene Wort auf. „Der Leistungsabfall dauert nun schon eine halbe Minute. Ich verlange eine sofortige Antwort, oder ich ergreife das letzte Mittel."
Nun war es also erneut so weit.
Die Erfahrung lehrte ihn, dass er sofort handeln musste. Wenn ESCHER nur noch zehn Prozent seiner üblichen Kapazität aufbrachte – von der ohnehin nicht bekannt war, ob es tatsächlich die Obergrenze seiner Leistungsfähigkeit darstellte –, gab es dafür einen Grund. Und dieser konnte nicht harmlos sein. Schon wieder spielte ESCHER nach seinen eigenen Regeln.
Savoire tastete sich über die Bedienfelder. „Was immer gerade geschieht, fahr deine Leistung hoch! Die permanenten Messergebnisse unserer Orter fordern es. Wir werden den Flug durch die Proto-Negasphäre nicht fortsetzen können, wenn du nicht kooperierst. Wir dürfen keine Zeit verlieren, und was immer du planst – Schluss damit!"
Keine Antwort.
„Nahezu eine Minute", sagte der Erste Kybernetiker kalt. „Wenn in zehn Sekunden keine Kommunikation zustande kommt, werde ich dich desaktivieren."
Er atmete tief durch. „Neun."
Für die Parapositronik bedeutete das eine Zeitspanne, in der eine Unzahl an Rechenoperationen gemacht werden konnte. Mehr Bedenk- und Reaktionszeit, als würde er einem Menschen eine komplette Woche zugestehen.
„Acht Sekunden, dann werde ich dich abschalten."
ESCHER schwieg.
„Fünf Sekunden."
Er machte sich bereit.
„Drei."
Er spürte den Luftzug einer raschen Bewegung auf seiner Stirn. Die Hand fuhr automatisch hoch und wischte einen Schweißtropfen beiseite.
„Warum so dramatisch?", fragte Pal Astuin. „Wir tun, was du forderst. Prüfe es, die Rechenleistung liegt wieder bei exakt einhundert Prozent. All die ach so wichtigen Orterergebnisse werden wieder verarbeitet und die Ergebnisse direkt in die Zentrale der RICHARD BURTON weitergeleitet. Nichts stört euren Flug, und die eine Minute hat ganz gewiss keinen Schaden angerichtet."
„Lass den Spott! Was habt ihr getan?
Kaum seid ihr verschwunden, ist die ..."
„Muss ich wiederholen, was ich vorhin sagte? Neugier kann eine Krankheit sein, und sie scheint deinen Geist bereits zu durchwuchern wie ein widerwärtiges Geflecht. Mach dich frei davon, Savoire, sonst wirst du nicht mehr funktionieren."
Diesmal würde er sich nicht einschüchtern lassen. Was
Weitere Kostenlose Bücher