2448 - Tage der Angst
Händen über das Gesicht.
Kamuko durfte nicht sterben. Das wäre so ziemlich das Schlimmste, was geschehen konnte.
Sicher, er wusste, wo ARCHETIMS Flotte und die Mächte des Chaos in der Auseinandersetzung um Tare-Scharm aufeinanderprallen würden. Aber die Generalin war diejenige, die den Treck des GESETZES und alle anderen Schiffe in den Kampf führen sollte. Dafür hatte sie die Nachtlicht-Rüstung als Instrument der kosmischen Ordnungsmächte erhalten. Selbst Ki-Myo als einziger anderer verfügbarer Aeganer vermochte lediglich ihren Platz einzunehmen, nicht aber sie zu ersetzen.
Musste ARCHETIM wegen Kamukos Tod sterben oder würde dieser eine völlig neue Zeitlinie begründen?
Rhodan verfluchte die Ungewissheit.
Wir sollten die Finger vom Lauf der Zeit lassen, dachte er, wie so viele andere in den letzten Monaten. Und wusste, dass er in einem vergleichbaren Fall wieder so handeln würde. Nur das Hinabtauchen in die Tiefen der Zeit würde die Auster in Form von Daten an die Oberfläche bringen, aus der sie perlengleich die Lösung für die Entwicklung in der Lokalen Gruppe zu lösen hofften.
Aber was, wenn die Auster leer war und ...?
4.
„Kamukos Zustand ist unverändert schlecht", sagte Gaelar Mafua schroff.
Ihr zu einem Knoten geschlungenes Haar hatte sich im Nacken gelöst, die grauen Strähnen hingen ihr schweißnass in die Stirn. Mit einer unwilligen Bewegung wischte sie die Haare zur Seite. „Ehrlich gesagt, frage ich mich, warum die Generalin überhaupt noch lebt. Ich habe viele sterben gesehen, denen es besser ging."
Rhodans Blick ließ die Chefmedikerin nicht los.
„Ich kann keine Wunder vollbringen", ergänzte sie. „Das Einzige ist, dass ich es endlich geschafft habe, Exulim mehrere Stunden Schlaf zu verordnen. Er treibt mit seiner Gesundheit Raubbau, weil er sich aus irgendeinem Grund persönlich für die Aeganerin verantwortlich fühlt."
„Welche Chancen haben wir?"
„Sieh zu, dass Kamuko in die Obhut von jemandem kommt, der für sie kein Exomediker ist! Je eher, desto besser."
„Wir erreichen vielleicht nicht einmal mehr Margin-Chrilox rechtzeitig.
Entweder treffen wir dort auf Aeganer, die zu ARCHETIMS Flotte gehören, oder ..."
„Du willst mich nicht verstehen, Perry. Kamuko stirbt. Wahrscheinlich nicht heute oder morgen, aber zweifellos, bevor wir Margin-Chrilox erreichen. Wir sind ausschließlich auf die Selbstheilungskräfte ihres Organismus’ angewiesen, deren Effizienz keiner von uns nur annähernd abschätzen kann."
„Also hat sie eine Chance."
Gaelar hatte mittlerweile genug von den lästigen Haarsträhnen. Unwillig packte sie mit beiden Händen zu und schlang einen neuen Knoten. Das Ergebnis wirkte ziemlich zerrupft, aber sie schien sich nicht daran zu stören.
„Wenn du sicher gehen willst, Perry, solltest du bald über Alternativen nachdenken", fuhr die Chefmedikerin fort. „Nicht ob wir ihr Gehirn selektieren, sondern wann. Im Gegensatz zu Daellian könnten wir ihr einen perfekten Körper als Überlebensbasis zur Verfügung stellen. Robot- oder Androidendesign, beides ist möglich."
Rhodan glaubte, sich verhört zu haben. Bevor er etwas darauf zu erwidern vermochte, unterbrach die Chefmedikerin die Interkomverbindung.
Kaschierte sie ihre eigene Unsicherheit und ihre Zweifel mit noch mehr Härte als sie für gewöhnlich schon an den Tag legte? Perry wusste es nicht.
Aber schon ihr Ansinnen bereitete ihm Probleme. Er fragte sich, wie Kamuko selbst reagieren würde, kam aber zu keinem Ergebnis. Hätte sie wirklich als nacktes Gehirn in einem stählernen Körper weiterexistieren wollen? Was fühlte und empfand Malcolm S. Daellian in seinem schwebenden Sarkophag? Daellian war das Opfer eines Unfalls geworden und hatte keine andere Überlebenschance besessen. War die Kralle ebenfalls als ›Unfall‹ zu bezeichnen?
Trotz des Aktivatorchips spürte Perry Rhodan eine bleierne Müdigkeit.
Das Gespräch mit der Chefmedikerin hatte er von seiner Kabine aus geführt.
Rhodan streifte die Uniformkombi ab, dann ließ er sich in der Nasszelle von den Massagefeldern durchkneten und duschte eiskalt.
Als er Minuten später im Bett lag, störte ihn zum ersten Mal die Projektion an der Decke, die einen Ausschnitt aus dem Hologlobus wiedergab. Er ertrug die tobenden Energieschleier und die Sterne von Tare-Scharm nicht.
„Projektion aus! Weckzeit in vier Stunden!"
Tolot hatte die Expeditionsleitung übernommen. In ungefähr dreißig Minuten wollten die
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