2448 - Tage der Angst
Cypron-Sphäriker das nächste Überlichtmanöver einleiten. Vier Etappen über insgesamt zweihundertachtzig Lichtjahre standen bevor, auf einem Zickzack-Kurs, der zwar deutlich am galaktischen Zentrum vorbeizielte, dafür aber die schlimmsten hyperenergetischen Einbrüche und Verwirbelungen umging.
Rhodans Gedanken vor dem Einschlafen galten Lotho Keraete. Auch er war kaum mehr als ein Gehirn in einem Kunstkörper, von einer Superintelligenz in diesen Zustand gebracht ... Ob Kamuko ebenfalls ...?
Mit diesen Gedanken schlief er ein.
*
Die Zeit verrann ihm zwischen den Fingern. Sie war, so schien es dem terranischen Residenten, mittlerweile sein erbittertster Gegner geworden.
Er fing an, die Zeit zu hassen. Weil sie ihn verhöhnte, ihn provozierte, mit ihm und der JULES VERNE spielte.
Stunde um Stunde kämpfte das Hantelraumschiff schwerfälliger gegen die Veränderungen in Tare-Scharm an.
Gegen Hyperstürme, Schwerkraftfronten und die dichter werdende Population der Sonnen, die wie eine unüberwindliche Mauer vor dem Schiff aufwuchsen.
Er sah die körperliche Schwäche der Cypron-Sphäriker. Ihre Erholungspausen dehnten sich aus, die Länge der Hyperraum-Etappen schrumpfte hingegen.
Am 18. Mai schaffte die JULES VERNE immerhin noch mehr als fünfhundert Lichtjahre. Wegen verschiedener Ausweichmanöver kamen sie Margin-Chrilox jedoch deutlich weniger nahe.
In der darauffolgenden Nacht brach ein Hypersturm mit extrem hohen Meg-Werten über das Schiff herein.
Als das Toben der entfesselten Energien endlich nachließ, war es später Nachmittag Bordzeit. Die letztlich zurückgelegte Strecke von wenig mehr als zweihundert Lichtjahren an diesem Tag erschien Perry Rhodan wie blanker Hohn.
Er suchte die Medostation auf.
Major Haltallion schaute ihm müde entgegen. Seit mehr als dreißig Stunden hatte der Stellvertretende Chefmediker Raum Vier nicht mehr verlassen.
Er vergrub sich in die Arbeit. Analysierte. Suchte nach einem Fehler in der Anwendung der Atrentus-Methode, nach einer Unverträglichkeit im Stoffwechsel der Aeganerin, irgendetwas, was ihm die Möglichkeit eines gezielten Eingreifens aufgezeigt hätte. Zeitweise arbeiteten andere aus seinem Team mit, doch Kamuko war nicht ihre einzige Aufgabe.
Jedes Mal, wenn Rhodan sich der Generalin widmete, erschrak er mehr.
Kamuko verfiel, als fruchte die künstliche Ernährung nicht, die sie zwischenzeitlich erhielt. Dem Terraner erschien sie wie eine Sterbende.
Hätte er noch seinen alten eiförmigen Zellaktivator besessen, den er für kurze Zeit hätte abnehmen und Kamuko umhängen können, vielleicht wäre es ihm möglich gewesen, ihr zu helfen, ihren Tod wenigstens hinauszuzögern, bis effektive Hilfe möglich war. Er fing an, ernsthaft über den Vorschlag der Chefmedikerin nachzudenken.
Etappe folgte auf Etappe.
Die JULES VERNE kämpfte sich durch den Hyperraum, der streckenweise zu einem unverständlich zähen Medium gerann. Der Überlichtfaktor sank.
„Wir schaffen es!", verkündete Rhodan. „Wir haben stets geschafft, was wir erreichen wollten."
Er fragte sich, ob er selbst daran glaubte, und blieb sich die Antwort darauf schuldig. Vielleicht fand jetzt, in diesem Moment, die Retroversion statt, ohne dass dies an Bord der JULES VERNE bemerkt wurde. Oder ARCHETIM verlor die Auseinandersetzung ohne seine Heerführerin, und Tare-Scharm wurde endgültig zur Negasphäre.
Nach neun Tagen Flug stand die JULES VERNE immer noch gut zweitausend Lichtjahre vom eigentlichen Zentrum der Galaxis entfernt. Im Grunde genommen war das genau die enttäuschende Situation, die Perry Rhodan vorhergesehen hatte.
Und dann, beinahe schon symbolische fünf Minuten vor Mitternacht, schrillte mit dem Wiedereintritt in den Normalraum der Alarm, der in den letzten Tagen so oft die Besatzung aufgeschreckt hatte.
„Extreme energetische Verwirbelungen und wechselnde Gravitationsströme.
Rings um das Schiff stehen die Sonnen ungewöhnlich dicht. Maximale Orterreichweite ein bis zwei Lichtjahre."
„Beschleunigung für neues Metagrav-Manöver!", ordnete Kommandant Ahakin an. „Metagrav-Vortex bei Minimum. Kursführung durch die Sphäriker bestätigen!"
„Keine Antwort der Cypron!", meldete der Hauptsyntron NEMO.
Rhodan erschrak, als er den Blick der Wiedergabe der Unterwasserlandschaft zuwandte. Die Cypron zeigten kaum Regungen. Zwar hielten sie weiterhin Körperkontakt zueinander, aber etwas hatte sich verändert. Auf den Terraner machten sie einen verwirrten
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