2448 - Tage der Angst
feuchten Nebelhauch gestreift zu werden.
„Perry Rhodan, Expeditionsleitung", sagte er in die Stille des Korridors hinein. Der Bodenbelag schluckte das Geräusch seiner schnellen Schritte. „Wo finde ich Major Haltallion?"
„Operationsbereich Exo-Medizin", antwortete eine einschmeichelnde weibliche Stimme. „Raum Vier der Rekonvaleszenz."
Rhodan ignorierte das zarte Aufleuchten des Wegweisers im Boden.
Zielstrebig ging er auf die nächste Antigravröhre zu, die ihn drei Etagen auf diesem Hauptdeck in die Höhe tragen würde.
Einsatzalarm hallte durch die Station, bevor er sich in den Schacht schwang. Im Umdrehen sah Perry mehrere Mediker im Laufschritt zum nächsten abwärts führenden Expressschacht hasten. Offenbar hatte es einen Zwischenfall auf den Maschinendecks gegeben.
Allerdings konnte es sich um kein größeres Problem handeln, sonst wäre er umgehend verständigt worden. Rhodan verließ den Antigrav im Exo-Bereich. Raum Vier lag in unmittelbarer Nähe.
Der Stellvertretende Chefmediker der JULES VERNE blätterte soeben durch eine Fülle holografischer Medoscans und Statusberichte. Mit einer unwilligen Handbewegung knüllte er die optischen Darstellungen zusammen.
„Dein Kommen wurde schon avisiert, aber es ist vergebliche Mühe", sagte er, als Rhodan eintrat. Er deutete mit einem knappen Kopfnicken auf den einzigen Medotank in dem Raum.
„Bei Komplikationen hätte ich dich längst informiert. Kamuko schläft seit mehreren Stunden, sie hat den Eingriff bestens überstanden, braucht jetzt aber vor allem eines: Ruhe."
Perry hatte sich am Vortag ausführlich über die Vorbereitungen informiert. Und natürlich nach dem Eingriff den Verlauf abgefragt, bevor er die Cypron-Sphäriker und kurz darauf Saedelaere aufgesucht hatte. Das OP-Team war mit der größtmöglichen Vorsicht vorgegangen. Zumal es an Bord keinerlei Informationen über die aeganische Biologie gab. Bekannt war nur, dass das zahlenmäßig kleine Volk der Aeganer sein Überleben ARCHETIMS Eingreifen verdankte und dass deshalb in jeder Generation das begabteste Individuum in den Dienst der Superintelligenz trat. Kamuko war die bislang letzte Auserwählte.
Wegen der fehlenden Informationen barg jeder Eingriff ein besonders hohes Risiko. Andererseits arbeiteten gerade die Exo-Mediziner oft ohne ausreichende Datenbasis. Sie waren es gewohnt, auf Basis ihrer vergleichenden Kenntnisse zu improvisieren und intuitiv vorzugehen.
„Die Prognose sieht also weiterhin gut aus", stellte Rhodan fest.
Haltallion vergrub die Finger einer Hand in seinem roten Vollbart. „Kamuko spricht besser als erwartet auf die Atrentus-Methode an. Ich gebe zu, dass ich selbst davon überrascht bin.
Natürlich gibt es psychische Prädispositionen sowie das Phänomen der Sonnen-Aura, deren Implikationen vergleichsweise schlecht für uns zu antizipieren waren."
„Zeig mir einen aktualisierten Statusbericht, bitte."
Der Major gab eine knappe Anweisung an den Medoservo und ließ Detailaufnahmen entstehen.
„Hier siehst du die Kralle nur Minuten vor dem Eingriff. Deutlich zu erkennen sind ihre Verknüpfungen mit dem umliegenden Nervengewebe und den Kapillaren. Hier, auf dem nächsten Bild, zwei Stunden später aufgenommen ..."
„Vergrößerung!", verlangte Rhodan.
„Fokus auf den Einschluss!"
Die Kralle des Laboraten war nur mehr als Schatten zu erkennen. Flockig wucherndes Gewebe hatte sich um sie herum ausgebreitet. Stellenweise erweckte es für Rhodan den Eindruck geronnenen Eiweißes. Faserstränge schienen sich in die Oberfläche der Kralle eingegraben zu haben.
„Und wo liegt nun das Problem? Es sieht doch alles gut aus."
Haltallion schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung", gestand er ein. „Das ist der Unsicherheitsfaktor, den wir akzeptieren mussten. Vielleicht etwas Enzymatisches oder eine genetische Besonderheit ..."
Rhodan hatte sich während der knappen Erklärung dem Medotank zugewendet. Körpertemperatur, Blutdruck, Puls und Atemfrequenz bis hin zum Hautwiderstand – alle relevanten Biodaten wurden in Schaubildern dargestellt.
Kamuko schien zu lächeln. Ihre Augen bewegten sich unter den geschlossenen Lidern. Möglicherweise träumte sie. Die Hirnstromkurven deuteten jedenfalls darauf hin.
Rhodan musterte das zarte Fleckenmuster, das einen Teil ihres Gesichts und des Halses überzog. Täuschte er sich, oder hatten sich die Flecken verändert?
„Ich denke, dass sie bald aufwachen wird", sagte Haltallion. „In wenig mehr als zwei
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