2456 - Akademie der Mikro-Bestien

ungezügelter, ungeübter Geschöpfe. Sie müssen erst lernen, mit sich und der Welt zurechtzukommen.
    Wenn das überhaupt klappt."
    „Du hast also genug Zeit, um auszuschlafen." Fran schenkte Roi ein Lächeln.
    „Schlagt es euch aus dem Kopf", sagte Homer. „Wir schaffen es nicht, einen Traitank unversehrt in unsere Hände zu bekommen. Es ist einfach unmöglich ..."
    „Vielleicht haben wir es bisher nie ernsthaft versucht", wandte Roi Danton ein. „Ich krame gerade in meinen Erinnerungen, finde aber nichts, was uns weiterhilft."
    Fran Imith verließ den Kaffeetisch und nahm am Kommunikationsterminal eine Nachricht entgegen. „Noviel Residor ist der Ansicht, die Mikro-Bestien könnten unsere Erwartungen niemals erfüllen", sagte sie. „Er hat sie aus dem Schiff in den TLD-Tower bringen lassen und führt erste Tests mit ihnen durch."
    Roi sprang auf. „Wie bitte? Wer hat ihm die Erlaubnis erteilt?"
    Die drei Männer sahen sich achselzuckend an.
    „Wohl niemand", vermutete Bull.
    „Oder weiß jemand etwas von einer Sondersitzung des Parlaments heute Nacht?"
    Er schob den Teller mit dem Frühstück von sich und stand auf. „Ich werde dem Kerl meine Meinung sagen.
    Spielt sich hier auf, als sei er der Erste Terraner."
    „Wartet bitte!", sagte Homer. „Mir kommt da eine Idee. Ja, ich denke, das könnte die ideale Lösung sein."
    Reginald Bull sah ihn an und wartete darauf, dass er weitersprach.
    Stattdessen zog Adams ein Sensorpanel zu sich heran und gab Daten ein.
    Der Wandschirm erhellte sich und zeigte ein vergrößertes Abbild des Himmelskörpers, der je nach Lichteinfall mehr einer geschälten Orange als einem Himmelskörper ähnlich sah.
    „Du hast recht, Homer", flüsterte Bull beinahe andächtig. „Dort haben sie genug Bewegungsfreiheit und werden niemandem gefährlich. Damit könnte auch Residor leben."
    Gemeinsam studierten sie die Daten, die der TLD-Chef ihnen übermittelt hatte. Bei der Auswertung kamen sie zu einem völlig anderen Ergebnis.
    Einige der bedauernswerten Opfer gentechnischer Experimente waren erstaunlich intelligent. Sie lernten in unfassbarer, haluterhafter Geschwindigkeit. Andere dagegen waren nicht mehr als dumpfe Schlägertypen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes durchs Leben schlugen.
    Was ihnen allen jedoch gemeinsam fehlte, waren Schulung und Ausbildung.
    „Da ist viel mehr, als Residor zu erkennen glaubt", sagte Roi Danton.
    „Wir werden ihm zeigen, zu welchen Leistungen diese Wesen fähig sind."
    Reginald Bull senkte angriffslustig den Kopf. „Ich glaube, er will sie einfach nur loswerden. In ihrer Anwesenheit im Solsystem sieht er eine Gefahr.
    Ich weiß, was du jetzt sagen willst, Roi. Wenn es danach ginge, hättet ihr den beschwerlichen Weg erst gar nicht anzutreten brauchen. Homer und ich sehen das etwas anders, falls es dich beruhigt."
    Und was tun wir, wenn es doch ein Fehlschlag wird?, fragte er sich. Wenn diese Geschöpfe zur Belastung für uns werden?
    Reginald Bull wusste schon, was er dann tun würde. Er würde Asyl für diese Wesen beantragen und ein passendes Siedlungsgebiet für sie suchen, nicht unbedingt auf Terra, eher auf der Venus oder einem der Jupiter- oder Saturnmonde.
    Aber dazu, so hoffte er inständig, durfte es nicht kommen.
     
    *
     
    Wie viele Stunden waren vergangen? Er wusste es nicht. Irgendwann war er wohl auf dem Fußboden eingeschlafen, jetzt weckte ihn ein lautes Pochen.
    „Frant? Du störst!"
    „Ich bin es, Roi!"
    Senego Trainz richtete sich ruckartig auf. „Komm herein!"
    Die Tür glitt zur Seite, das verzerrte Gesicht des Terraners tauchte auf.
    Trainz kannte die Mimik inzwischen: Danton grinste.
    „Leider bin ich für diese Tür ein wenig zu groß geraten", sagte der Terraner.
    „Kommst du, um mich abzuholen?"
    „Ja. Wir fliegen zum TLD-Tower.
    Dort sind inzwischen alle Mikro-Bestien eingetroffen und absolvieren verschiedene Tests."
    „Die Terraner misstrauen uns!"
    „Nein. Sie wollen wissen, welche Fähigkeiten ihr besitzt und was ihr alles lernen könnt. Gleichzeitig muss unser Aufenthalt im Solsystem geheim bleiben."
    „Wir werden also eingesperrt."
    „Auch hier ein klares Nein von mir.
    Ihr bekommt ein Areal für euch allein, eine eigene Landschaft, in der ihr trainieren und lernen könnt. Jeder von euch soll sich entsprechend seinen Fähigkeiten möglichst frei entfalten können."
    Senego Trainz dachte angestrengt nach. „Auf Terra wäre das zu gefährlich, wir würden überall auffallen. Wo bringt ihr uns